
Die polnische Metropole erfindet sich neu. Relikte der Vergangenheit werden zu Tempeln der Kreativität und der Kulinarik.
1. Neon Muzeum
Alle Kunst ist erleuchtet

Der Ort Das Neon Muzeum befindet sich im Praga-Viertel im Herzen des kreativen Komplexes der Soho Factory, eines ehemaligen Industriegeländes, das in ein künstlerisches und kulturelles Zentrum umgewandelt worden ist. Die Gänge schlängeln sich durch das Gebäude und enthüllen an jeder Ecke neue, strahlend farbige Neonschilder, leuchtende Überreste einer vergangenen Ära. Es handelt sich um das erste Museum Europas, das vollständig Neon gewidmet ist.
Das Konzept Das Museum ist 2005 aus dem Bedürfnis heraus entstanden, einen Teil des visuellen Erbes Warschaus zu bewahren: die Leuchtreklamen, die nach dem Ende des Kommunismus zurückgelassen wurden. Alles begann mit der Rettung des «Berlin»-Neons aus dem Jahr 1975, das einst in der Marszałkowska-Strasse hing.
Das Detail Eines der beeindruckendsten Elemente ist das Neonmotiv «Roter Hahn», ein ikonisches Symbol der kommunistischen Ära.
Neon Muzeum, Soho Factory, Mińska 25/Gebäude 55, www.neonmuzeum.org
2. Va Bene bar
Vamos Venedig

Der Ort Entworfen von Noke Architects, zeichnet sich die Bar durch ein Dekor aus, das mit den Codes Venedigs spielt. Die Farbpalette inspiriert sich an der venezianischen Flagge und vereint rote und goldene Töne mit einem Hauch Seeblau. Flutet doch die Acqua Alta regelmässig die Gassen der Stadt.
Das Konzept Va Bene Cicchetti ist die erste Bar in Polen, die den Cicchetti – kleinen Häppchen, die typisch für Venedig sind – gewidmet ist. Vom neu interpretierten Spritz bis hin zu Tiramisu mit Steinpilzen: Das Menü verströmt italienische Eleganz mit überraschenden Geschmacksnoten.
Das Detail Im Herzen dieses bewusst mediterranen Dekors wurde ein riesiges Wandmosaik von der polnischen Künstlerin Ola Niepsuj geschaffen. Sie entwarf Glasteile, die den Effekt von schaukelndem Wasser hervorrufen. Die Verbindung mit polnischem Kunsthandwerk zeigt sich auch in anderen Details wie den Türgriffen in Form des Markuslöwens.
Va Bene Cicchetti Bar, Ludwika Waryńskiego 9c, 00-655 Varsovie, instagram: @va_bene_cicchetti
3. Hotel Autor Room
Kunstoase

Der Ort Dieses Boutiquehotel bricht mit den traditionellen Codes der Hotellerie. Jedes Zimmer – es gibt nur vier! – ist in Zusammenarbeit mit polnischen Künstlern gestaltet, die dort ihre eigene Welt zum Leben erwecken. Die Atmosphäre ist zugleich schlicht und raffiniert, mit einem Hauch von Minimalismus, der jedes Werk zur Geltung bringt. Das Hotel ist Mitglied der Vereinigung Design Hotels.
Das Konzept Die Idee ist einfach, aber eindrucksvoll: Das Hotel wird zur Galerie. Die Zimmer, die als Künstlerleinwände gedacht sind, gleichen einem begehbaren Werk, Kunst wird nicht aus der Distanz beobachtet, sondern vollständig erlebbar.
Das Detail Unser Tipp: Buchen Sie das Zimmer mit dem Namen «1777»! Das Bett ist von goldenen Rohren gerahmt, die an das industrielle Erbe der Stadt erinnern. Direkt daneben befindet sich eine komplett verglaste Dusche. Durch das Fenster schaut man auf ein restauriertes originales Neonschild aus den 1950er- Jahren, das einen Volleyballspieler darstellt.
Autor Rooms, Lwowska 17/7, 00-660 Warschau, www.autorrooms.pl
4. Galerie Objekt
Ein fast sakrales Erlebnis

Der Ort In einem modernistischen Gebäude aus den 1960er-Jahren untergebracht, spielt die Innenarchitektur mit Texturen und Volumen: ein knallroter Boden hier, Glasbausteine, die das Licht einfangen, dort … Die Galerie Objekt inspiriert sich an der umgebenden Urbanität und ist ein Ort, der die kreative Avantgarde der polnischen Hauptstadt widerspiegelt – sowohl von der Architektur wie auch von den ausgestellten Kunstschaffenden.
Das Konzept Als erste Galerie in Polen, die sich dem «collectible design» widmet, verwischt sie die Grenzen zwischen Kunst und Funktionalität. Sie setzt sich für Kunstschaffende und Designer ein, deren Stücke zwischen traditionellem Handwerk und zeitgenössischem Design oszillieren.
Das Detail Die beinahe sechs Meter hohe Decke lässt das Licht durch die Glasbausteinfassade vollständig einfallen. Die Höhe verleiht den gezeigten Werken eine neue, luftige, fast skulpturale Dimension.
Objekt Gallery, Mikołaja Kopernika 8/18 lok,00-367 Warschau, www.objekt.gallery
5. Concept store Mysia 3
Mode und mehr

Der Ort Dieser Concept Store befindet sich in einem historischen Gebäude, das einst das Zensurbüro beherbergte. Der geschichtsträchtige Ort ist in einen modernen Raum auf drei Ebenen verwandelt worden, mit einem zeitgenössischen Design. Es gibt mehrere Boutiquen, darunter Blask, ein Geschäft, das kleine lokale Marken in den Vordergrund stellt.
Das Konzept Jenseits eines einfachen Concept Stores ist Mysia 3 ein wahres Trendlabor, in dem polnische Marken auf internationale Labels treffen. Die Besonderheit des Ortes liegt in seiner Fähigkeit, sich durch Pop-up-Stores und Veranstaltungen ständig zu erneuern. Das Motto ist dabei stets dasselbe: engagiertes Shopping von tollen Produkten.
Das Detail Ein kleiner Innenhof ist als Wintergarten angelegt, wo man dem Trubel der Stadt entfliehen kann. Der Raum ist auch ein Ort der Begegnung und der Kreativität, er beherbergt regelmässig künstlerische Veranstaltungen, Vernissagen und andere Darbietungen. Und – we like – man kann seinen Vierbeiner mitbringen!
Mysia 3, 00-496 Warschau, www.mysia3.pl
6. Restaurant Bibenda
Lokal und lecker

Der Ort Im Herzen von Warschau gelegen, vereint dieses kleine Restaurant rohes Mauerwerk, gedämpftes Licht, lange Holztische und minimalistisches Mobiliar. Das Ergebnis? Eine Atmosphäre, die sowohl intim als auch entspannt ist. In den Regalen stehen Flaschen mit Naturwein, die von einem Engagement für Qualität und Nachhaltigkeit zeugen.
Das Konzept Jedes Gericht ist zum Teilen gedacht. Das Restaurant legt den Fokus auf eine ultralokale Marktküche. Die sich ständig entwickelnde Speise-karte bietet sorgfältig zubereitete und kreative Gerichte, die in der Mitte des Tisches serviert werden und eine gesellige und unverfälschte Erfahrung bieten. Getreu dieser Philosophie liegt der Schwerpunkt der Küche auf Gemüse, das von befreundeten Bauernhöfen stammt. Frische ist so garantiert.
Das Detail Man braucht keine Reservierung, um in den Genuss der frisch zubereiteten Speisen zu kommen und des fröhlichen Gemurmels der Gäste.
Bibenda Restaurant, Nowogrodzka 10, 00-511 Warschau, www.bibenda.pl
7. Paloma nad Wisłą
Einer für alle

Der Ort Im Paloma nad Wisłą verschwimmen die Grenzen zwischen Gastronomie, Kunst und Kultur. Im Pavillon des Museums für Moderne Kunst in Warschau gelegen, behauptet sich der Ort als hybrider Raum. Das Kulturzentrum zeichnet sich durch seine warme Atmosphäre aus, aber auch durch seine Fähigkeit, einen unerwarteten Rahmen zu bieten, zwischen zeitgenössischer Kunst und Natur. Die grosse Terrasse bietet einen unvergleichlichen Blick auf die Weichsel.
Das Konzept Der Ort ist ein Schmelztiegel, in dem sich urbane Kulturen, Musik und neue kulinarische Trends kreuzen (diese Mischung aus Blumenkohl-, Fisch- und Halloumi-Tacos!). Apropos: Die kulinarische Inspiration kommt aus Kalifornien.
Das Detail Das ganze Jahr über verwandelt sich Paloma regelmässig in einen Kulturtreffpunkt. Musikalische Abende, Konzerte, Themenabende oder spezielle Brunches illustrieren die Vielseitigkeit des Ortes, der den Gedankenaustausch feiert.
Paloma nad Wisłą, Wybrzeże Kościuszkowskie 47, 00-390 Warschau, www.paloma.bar
8. Café Stor
Genuss mit gutem Gewissen

Der Ort In der Nähe des Chopin-Museums gelegen, kontrastiert die gemütliche Atmosphäre des Cafés mit der Hektik der Stadt. Der Ort scheint für diejenigen gemacht, die sich Zeit nehmen: in Ruhe ein Buch durchblättern oder einfach die Reflexionen des Lichts der grossen Fensterfronten auf dem Cappuccino-schaum betrachten … Gemütlich ist auch das Interieur mit hängenden Pflanzen und Holzmöbeln.
Das Konzept Hinter der Theke stehen ausgewählte Bohnen von unabhängigen Röstern, die Karte ist vegetarisch und auch der ethische Ansatz wird dem alternativen Geist Warschaus gerecht. Stor setzt sich für einen bewussten Lebensstil ein. Hier brillieren die Baristas mit der Kunst des Kaffees und bereiten die Getränke mit beeindruckender Detailgenauigkeit zu.
Das Detail Die Macher wehren sich aktiv gegen die Verwendung von Einwegplastik, reduzieren Lebensmittelverschwendung und senken ihre CO2-Emissionen. Dieser Aktivismus spiegelt sich auch in ihrer eigenen Röstung «ROST Coffee That Cares» wider.
STOR Café, Tamka 33, 00-355 Warschau, www.stor.cafe
9. Fort MokotÓw
Kreatives Ökosystem

Der Ort Fort Mokotów erscheint wie ein Ufo, das mitten in der Urbanität Warschaus gelandet ist. Versteckt hinter üppiger Vegetation, hat sich dieses ehemalige Militärgelände in ein kreatives Ökosystem verwandelt, in dem rohe Backsteinmauern und industrielle Höfe auf Designstudios, Kunstgalerien und trendige Cafés treffen.
Das Konzept Start-ups, Architekten und Künstler leben hier in neu gestalteten Open Spaces zusammen, während die Events, die den Ort beleben – Konzerte, Ausstellungen, Open-Air-Projektionen –, ihn zu einem Quell der Kreativität machen. Der ideale Ort, um zwischen Kunstwerken und temporären Installationen umherzuschlendern, mit einem Kaffee in der Hand.
Das Detail Die kleine Galeria Forty/Forty spielt mit der Vergänglichkeit. Rund um die Uhr geöffnet, koexistieren hier die Werke der Künstler mit den spontanen Interventionen anonymer Graffitikünstler. Die Fresken überlagern sich auf den Wänden, was die Essenz der Streetart widerspiegelt. Eine Kunstform, die stets im Wandel ist.
Fort MokotÓw, Racławicka 99, 02-634 Warschau, www.fortmokotow.pl
10. Bar Warmut
Kultgetränk und Graffitis

Der Ort Im ersten Stock des ikonischen Gebäudes Marszałkowska 45 / 49 gelegen, ist die Bar Warmut ein Ort, an dem urbane Kunst und modernes Design in einem einzigartigen Rahmen aufeinandertreffen. Diese Wermutbar, gestaltet mit üppigen Pflanzen, beeindruckt durch verspiegelte Wände und abgehängte Decken.
Das Konzept Als erste Wermutbar in Polen interpretiert das Lokal den Aperitif neu. Die Karte beschränkt sich aber nicht nur auf Hochprozentiges: Sie bietet Snacks, die perfekt zu den Cocktails passen, alles in einer entspannten, aber gepflegten Atmosphäre. In dem zweistöckigen Etablissement legen regelmässig DJs auf, zudem finden Filmvorführungen und andere Aktivitäten statt.
Das Detail Die Graffitis polnischer Streetart-Künstler verleihen dem Ort eine urbane Note. Beim Blick zur Decke offenbart sich ein weiteres Detail: ein Modell der modernistischen Gebäude Warschaus, das dort hängt. Die umgekehrte Skyline verdreht die Köpfe.
Warmut, Marszałkowska 45/49, 00-648 Varsovie, www.marszalkowska45.pl

Die Strasse als Catwalk
Zalando, der europäische Pionier des Online-shoppings, hat das Konzept «Cultural Ties» ins Leben gerufen, bei dem sechs Streetwear-Szenen in ganz Europa und ihr Einfluss auf die Mode beleuchtet werden. Warschau sticht hier wie ein Leuchtturm hervor. Die energiegeladene Stadt verkörpert einen Geist der Erneuerung. Daraus entsteht eine alternative Mode mit einem freien und selbstbewussten Stil.
Julia Czub, Direktorin des Labels Newonce und eine einflussreiche Stimme in der Streetwear-Szene, teilte ihre Vision während eines Talks, der zum Launch der Adidas-Exclusive-Kollektion Ende 2024 organisiert wurde: «Die Europäer haben oft die Vorstellung von einem archaischen Warschau, als würden wir in der Pampa leben, in einer Region mit eisigem Klima. Manchmal höre ich Leute, die überrascht sind, wenn sie erfahren, dass wir hier Playstations haben. Können Sie sich das vorstellen?», sagte sie. «Streetwear ist eine Kultur, gewiss, aber für mich bedeutet sie vor allem, die Strasse als Laufsteg zu betrachten. Es bedeutet, Mode gerechter zu machen, für alle zugänglich, und ihr seine persönliche Note zu verleihen. Streetwear ist ein gemeinsamer Code, eine universelle Sprache.»
Zunehmend gibt es Märkte mit lokalen Designern und Pop-up-Stores, in denen man einzigartige Stücke, die Streetwear, Vintage und Handwerk vereinen, findet. Aber nicht nur das! Sogar ein Riese wie H&M hat die sprudelnde Kreativität erkannt und bietet seit dem 24. April eine Capsule-Kollektion an, die in Zusammenarbeit mit der Stylistin Magda Butrym entstanden ist – eine allererste Zusammenarbeit mit einem polnischen Talent.