Sein Urpsrung ist ungewiss, seine Vergangenheit militärisch geprägt: Der Bucket Hat ist das Trend-Accessoire für den Sommer. Ein kleiner Rückblick.

Der Bucket Hat ist für den Kopf das, was Birkenstocks für die Füsse sind: Früher wurden beide verspottet – zwar praktisch, aber furchtbar hässlich – mittlerweile haben sie jedoch einen festen Platz in der Sommergarderobe als It-Pieces. Aber es war kein einfacher Weg. Weder für die orthopädische Sandale noch für die Kopfbedeckung, die auf Deutsch „Anglerhut“ oder „Fischerhut“ genannt wird.

Ihr französischer Name „Bob“ könnte Auskunft über ihre Herkunft geben: Der Legende – und zahlreichen selbsternannten Experten für Kopfbedeckungen – zufolge soll ein gewisser Robert B. Robert (seine Freunde nannten in Bob) im Juli 1924 das erste Modell entworfen haben. Das Datum ist zwar bestätigt, mehr aber auch nicht.

Um 1900 Irische Bauern und Fischer tragen einen Hut, der dem zukünftigen Bob auffallend ähnelt, um sich vor Regenschauern zu schützen.

Die ersten Kopfbedeckungen, die Bucket Hats stark ähnelten, tauchten zwischen dem 19. Und 20. Jahrhundert auf. Irische Fischer und Bauern erfanden einen Hut, der vor Regen schützt, ohne die Sicht zu beeinträchtigen. Aus Filz oder Tweed gefertigt, wurde er sogar mit Lanolin – dem Fett der Wolle – beschichtet, um Wasser abzuweisen.

Der Bucket Hat verbreitete sich während des Ersten Weltkrieges schnell auf dem europäischen Festland. Denn als die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten, trugen einige der US-Soldaten einen für Europäer sehr originellen Hut. Da die Infanteristen von den Einheimischen freundlich „Bobs“ genannt wurden, erhielt das Objekt den Namen seiner Träger. Anscheinend traf es den Geschmack. Bereits 1917 schaltete der Pariser Hutmacher Griotteray eine Anzeige, in der er seinen „petit chapeau bob“ (kleiner Bob-Hut) anpries.

Zusammen mit seinem kleinen Bruder, dem Glockenhut, dem Emblem der 1920er-Jahre, trug er zudem zur Emanzipation der Frauen bei, die sich allmählich von Korsetts und schweren, unpraktischen Kopfbedeckungen befreiten.

Würste und Pastis

Während des Vietnamkriegs (1955–1975) machten die US-Soldaten den Bucket Hat auch in Asien bekannt – man sprach damals vom „Tropenhut“ oder „Boonie Hat“ auf Englisch. Von der Armeeausrüstung mauserte er sich gar zum beliebten Werbeträger.

Die Wurstmarke Cochonou sponsert in den 1950er-Jahren die Tour de France, bevor auch der Pastishersteller Paul Ricard auf den Zug aufspringt. Beide promoten ihre Markenlogos auf Bucket Hats. Einziges Problem: Es trägt nicht gerade zum Coolness-Faktor des Hutes bei.

1950 Der berühmte Cochonou-Hut ist das Kultobjekt der Tour de France.

Trotzdem wurde der „Anglerhut“ zum Symbol der Rebellion und öffnete sich damit einer neuen Zielgruppe. Im Film „Serpico“ trägt Whistleblower Al Pacino ihn (wenn er nicht gerade eine Mütze auf dem Kopf trägt, um sich vor den kühlen Temperaturen New Yorks zu schützen). Einen Bucket Hat zu tragen bedeutet fortan, keine Angst davor zu haben, sich gegen Institutionen und Konventionen zu stellen. Wie Johnny Depp, der seinen Hut im Film „Las Vegas Parano“ (1998) nicht abnimmt. Früher trugen ihn Touristen auf Sauftour, jetzt ist die Kopfbedeckung ein Zeichen der Rebellion.

1973 Im Film “Serpico” zeigt Al Pacino, ein Whistleblower der New Yorker Polizei, mit einem Anglerhut, dass er vor nichts Angst hat.

Aber es ist eindeutig die R’n’B-Bewegung, die den Hut endgültig ins Rampenlicht rückt. Zuerst Run DMC, dann zeigt sich auch der Wu-TangnClan mit ihm – und schliesslich die gesamte Rap-Szene. Zeitgleich schnellen die Verkaufszahlen der Marke Kangol, die viele Bucket Hats vertreibt, in die Höhe.

1986 Run DMC ist die erste R’n’B-Band, die den Bucket Hat wieder in Mode bringt und ihn zu einem Symbol des Protests macht.

Von Ralph Lauren bis Jacquemus, von Chanel bis Gucci – auch die grossen Namen der Modewelt erkennen das Potenzial des Anglerhuts und wagen sich an alle möglichen Varianten. Ob aus Denim, Pelz oder Samt – die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt, seine Anziehungskraft auf junge Menschen und sein Unisex-Charakter begeistern die Menschen und Prominente, von Brad Pitt über Rihanna bis hin zu Justin Bieber.

2021 Die französische Sängerin Angèle wird das Gesicht der Chanel-Kollektion Coco Beach.

Der Bucket Hat hat sich von einem praktischen und militärischen Kleidungsstück zu einem urbanen Accessoire gewandelt. Seine rebellische oder altmodische Attitüde ist einem modernen  Charme gewichen.