Schluss mit dem spachtelLook! Hybrid-Foundations sorgen für ein natürliches, ebenmässiges Aussehen – und pflegen nebenbei gleich noch die Haut.

Ganz unter uns: Wie oft haben Sie in den vergangenen zwei Jahren eine Foundation mit voller Deckkraft aufgetragen? Falls Sie die Gelegenheiten an einer Hand abzählen können, haben wir zwei gute Nachrichten für Sie. Erstens: Sie sind in bester Gesellschaft. Viele Frauen können sich partout nicht mit dem maskenhaften Gefühl von Foundation auf der Haut anfreunden. Und zweitens gibt es immer mehr multifunktionale Produkte, die schminkmüden Foundation-Abstinenzlerinnen dank ausgeklügelter Formeln ohne grossen Aufwand zu einem schönen Teint verhelfen.

Hybrid-Beauty nennt sich diese Mischung aus Hautpflege und Make-up, die gemäss Karin Maschall, Head of Training bei den Estée Lauder Companies Schweiz, während der Pandemie massiv an Beliebtheit gewonnen hat: «Dank diverser Studien aus dem vergangenen Jahr weiss man, dass viel mehr Wert auf die Hautpflege gelegt wird und darum Make-up-Produkte mit einem Mehrwert geschätzt werden.» Zum gleichen Schluss kommt Beauty-Unternehmerin Anna Mandozzi vom Onlineshop Biomazing: «Nicht zuletzt durch das gesteigerte Bedürfnis, sich selbst etwas Gutes zu tun, achten immer mehr Menschen auf die Zusammensetzung bei Kosmetika. Die meistens von uns haben ihre Beauty-Routinen auf ein Minimum reduziert. Wir wünschen uns dazu möglichst effiziente Produkte für maximale Ergebnisse.

Die Hautstruktur bewahren

In gewisser Weise läutet dieser neue Trend die Totenglocke für die eingefrorenen, plastisch wirkenden Gesichter. Sie waren der Stolz der Instagrammerinnen der ersten Stunde. Die Effekte übermässigen Verputzens der Haut wie Rötungen und Pickel haben zu einem sanfteren Ansatz geführt. Die Hautstruktur wird nicht mehr unter Pigmenten verborgen. Wie man sagt: den Teint vereinheitlichen, aber sanft und auf natürliche Weise. Wie dies etwa Meghan Markle am Tag ihrer Hochzeit tat, als ihre Sommersprossen unter ihrem dezenten Make-up durchschimmerten.

Die Beauty-Branche reagiert darauf mit innovativen Produkten zwischen Farbe und Pflege. Das Beste aus beiden Kategorien sich vereint. «Hybride wie etwa die neue Synchro Skin Radiant Lifting Foundation von Shiseido mit SPF 30, pflegenden Wirkstoffen aus der Natur und einer speziellen Light-Adjusting-Technologie vereinfachen das tägliche Beauty-Ritual, da sie sowohl einen sofortigen Korrektureffekt als auch einen langfristigen Pflegeeffekt bieten», sagt Nathalie Boussard. Die wissenschaftliche Leiterin beim japanischen Kosmetikkonzern Shiseido sieht als zusätzlichen Vorteil solcher Produkte die meist von Hautpflegetechnologien inspirierte Textur, die mehr Tragekomfort bietet als klassische Foundations.

Nach dem gleichen Prinzip funktionieren andere neue Multitasker wie die Even Better Clinical Serum Foundation (Clinique), die Phyto Teint Nude Foundation (Sisley), das Futurist Hydra Rescue Moisturizing Make-up SPF 45 (Estée Lauder), die L’ Essentiel High Perfection Foundation (Guerlain) mit fast 100 Prozent natürlichen Wirkstoffen, die mattierende Skin Illusion Velvet Foundation (Clarins), die Dior Forever Natural Nude Foundation oder die dezent schimmernde Feuchtigkeitspflege Le Soin Perfecteur (Chanel). Besonders für Furore sorgten die Serum-Foundations der hippen Clean-Beauty-Labels Kosas und Ilia. Sie wurden auf Social Media regelrecht abgefeiert und damit den Hype um Hybrid-Produkte massiv befeuert haben.

Trendsetter Asien

Ausgelöst wurde der Trend einmal mehr in Asien, weiss Nathalie Boussard von Shiseido: «Obwohl der Begriff ‹Hybridprodukt› aktuell seine Blütezeit erlebt, haben J-Beauty (Beautyprodukte aus Japan, Anm. d. Red.) und insbesondere Shiseido auf diesem Gebiet schon lange Pionierarbeit geleistet, indem sie zum Beispiel feuchtigkeitsspendende, sonnenschützende und sogar Anti-Aging-Foundations angeboten haben.» Dazu passt, dass die Vorreiter auf diesem Gebiet aus Asien kommen, insbesondere im Luxussegment. So wurde die Formel des legendären Concealers von Clé de Peau Beauté nämlich bereits im Jahr 2017 um pflegende Wirkstoffe sowie um Sonnenschutz angereichert. Noch länger zurück liegt die Lancierung der Sensai Cellular Performance Foundations mit den identischen Wirkstoffen wie die gleichnamige Hautpflege-Linie. Sie wurde in 2006 auf den Markt gebracht und in 2014 aktualisiert.

Fest verankert ist das 2-in-1- oder sogar 3-in-1-Prinzip aber nicht nur in Asien, sondern auch in der Naturkosmetik. Anna Manozz verwendet seit jeher ausschliesslich Rohstoffe , die «per se gut für die Haut sind und sie pflegen». Diese Vorteile, so die Unternehmerin, würden inzwischen einfach besser kommuniziert. Auch konventionelle Brands entwickeln vermehrt Produkte, bei denen die Grenzen zwischen Pflege und Make-up zerfliessen. Und mit solchen Beauty-Hybriden kommen selbst überzeugte Schminkmuffel gut klar.