
Das belgische Topmodel, das zugleich Schauspielerin ist, ist eine Hohepriesterin der Entschleuigung und eines nachhaltigen Lebensstils.
Um die Jahrtausendwende surfte Hannelore Knuts auf dem Scheitelkamm der «Belgienwelle» von Models. Die Outfits, die sie trugen, haben die Mode dekonstruiert und intellektualisiert. Knuts androgyner Look war so gefragt, dass die «Vogue Italia» sie in den Jahren 2000 und 2001 fünf Mal auf den Titel brachte – ein bisher ungeschlagener Rekord.
Sie stand für die grössten Fotografen der Epoche vor der Kamera und war das Gesicht für Kampagnen von Prada, Gucci oder Yohji Yamamoto. Noch heute, mit 47 Jahren, ist sie auf den Laufstegen präsent – bei Dries Van Noten lief sie für die aktuelle Männerkollektion, für Valentino präsentierte sie die Haute-Couture-Sommerkollektion 2024. Knuts ist aber nicht nur in der Mode zu Hause, sondern auch im Film, in der Kunst und in der Musik – und liess sich vor einigen Jahren zur Achtsamkeits- und Meditationslehrerin ausbilden. Bei Auftritten im Fernsehen und in den sozialen Medien proklamiert sie einen nachhaltigen Lebensstil.
Wie haben Sie den Übergang von der Mode zur Achtsamkeit vollzogen?
In meinem hektischen Leben als Model (hier bei Dries Van Noten)suchte ich nach kleinen Ankern im unsteten Alltag, an denen ich mich festhalten konnte. Düfte und Schmuck waren wichtig: Ich hatte einen kleinen Beutel mit Lavendel und ein winziges Medaillon mit dem Foto meines Liebsten bei mir.


Daher Ihr Projekt mit dem Antwerpener Schmuckhaus Wouters & Hendrix?
Wir haben gemeinsam den Ring L’Issence (Foto)
(über www.wouters-hendrix.com, Anm. d. Red.) entworfen. Man füllt ihn mit einem in Duftöl getränkten Docht und kann bei Bedarf den seitlichen Stein drehen, um daran zu riechen und sich mit einem Atemzug zu erden.
Welche Düfte sind dazu in der Lage?
Ich kombiniere Meditation gern mit Aromatherapie und habe eigens für den Ring einen beruhigenden Dreiklang aus Rhododendron, Neroli und Ylang-Ylang entwickeln lassen.
Haben Sie auch das Design entworfen?
Nein, das überliess ich Wouters & Hendrix. Aber mein Moodboard enthielt Inspirationen, die mir am Herzen liegen, wie das Empire State Building (Foto) in New York, weil ich Art déco liebe und es lange Zeit «meine Stadt» symbolisiert hat.


Gibt es Künstler, die Sie inspirieren?
Die Fotografin Lee Miller (Foto), weil ich Fotografie in Antwerpen studiert habe und sie mein Idol war. Der Schweizer Künstler Ugo Rondinone, denn sein Landart-Werk «Seven Magic Mountains» in der Wüste von Nevada hat mich beeindruckt. Und das Lied «Stairway to Heaven» von Led Zeppelin.
Wie ist es, nach mehr als zehn Jahren in New York wieder in der alten Heimat Antwerpen zu leben?
Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Antwerpen (Foto) ist wie ein Dorf. Als alleinerziehende Mutter mit einem zehnjährigen Sohn fühle ich mich in meiner alten Heimat dennoch wohler.
