Die Schweiz ist berühmt für ihre malerischen Landschaften. Aber auch die prächtigen Gemüsegärten des Landes stehen dem in nichts nach. Wir stellen euch einige dieser Gärten vor, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch schmackhaftes Gemüse auf den Teller zaubern und unbedingt einen Besuch wert sind.

1. Gemüsepfad im Seeland

Der Ort: Hier handelt es sich nicht um einen herkömmlichen, sondern um einen XXL-Gemüsegarten. Das Drei-Seen-Land an den Ufern des Neuenburger-, Bieler- und Murtensees, produziert fast 60 % des Schweizer Gemüses und fokussiert sich zunehmend auf einen biologischen Anbau. Mit fast 60 verschiedenen Gemüsesorten bieten diese fruchtbaren Böden des Grossen Mooses, die einst von der Aare überflutet worden waren, eine farbenfrohe Auswahl für unsere Teller.

Sehenswertes: Ausflügler können das Schweizer Gemüseparadies auf zwei markierten Fahrradrouten (grün für 45 km, rot für 25 km) erkunden. Die kleinen Strassen schlängeln sich zwischen verschiedenen Anbauflächen durch, auf denen je nach Saison z. B. Karotten, Brokkoli oder Spargeln gedeihen. Die Bahnhöfe Chiètres und Anex sind dabei gute Ausgangspunkte. Der 11 Kilometer lange Wanderweg zwischen den beiden Bahnhöfen ist mit informativen Tafeln über die Anbaumethoden ausgestattet und kann zu Fuss erkundet werden. Auf der Website des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten (https://www.gemuese.ch/gemuesepfad) gibt es für Neugierige zudem Adressen von Produzenten, die Führungen anbieten.

Aktivitäten: Beim Besuch dieses vom Menschen gezähmten Gebiets lohnt es sich, ebenfalls einen Abstecher ins Papiliorama in Chiètres zu machen. Denn dort gibt es nicht nur die berühmten Schmetterlinge zu bewundern: Der Landschaft wurde mit einem springenden Bach und Wiesen voller Wildblumen neues Leben eingehaucht. (www.papiliorama.ch)

2. Der Gemüsegarten des Château de Prangins

Der Ort: Das Schweizer Nationalmuseum im schönen Schloss über dem Genfersee ist bekannt für seine Mauern aus dem 18. Jahrhundert und seine Ausstellungen, aber auch für seinen fabelhaften Gemüsegarten. Louis Guiguer, Pariser Bankier mit Schweizer Wurzeln,  wusste, wie man richtig lebt: Gleich nach dem Erwerb des Anwesens im Jahr 1723 füllte er einige Gräben auf und ebnete das Gelände, um einen Gemüsegarten anzulegen. Geschützt durch Mauern und Obstbäume, unterhalb des Ehrenhofs, geniesst der Garten ein sehr günstiges Mikroklima. So konnten hier viele neue Sorten angepflanzt werden, die Reisende im Zeitalter der Aufklärung aus aller Welt mitbrachten. Als das Schweizer Nationalmuseum 1998 in das Château einzog, war es ihm ein Anliegen, den Gemüsegarten in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen.

Sehenswertes: Auf 5500 m² schlendert der Besucher an vier ordentlichen, von Buchsbäumen gesäumten Rechtecken vorbei, die alle um ein Becken herum angeordnet sind. Im Gemüsegarten wachsen über 200 alte Sorten, die vom Gärtner Stéphane Repas Mendes biologisch angebaut werden. Früchte, Gemüse, Heilpflanzen, Nutzpflanzen und aromatische Kräuter machen diese wertvolle Pflanzensammlung aus. Die hier organisierten Workshops und Führungen (darunter jene am Freitagmorgen um 8.30 Uhr, wenn der Garten gerade erwacht) sind sowohl lehrreich als auch poetisch und lehren etwa über die Geschichte des Hirschhornwegerich oder des Schabzigerklees.

Aktivitäten: Der meditative Spaziergang im Garten sollte unbedingt mit einem Mittagessen (oder dem Sonntagsbrunch!) auf der Terrasse des Cafés des Schlosses abgerundet werden: Man hat dabei gute Chancen, den Vorgänger der Karotte zu essen, die zuvor im Garten erspäht wurde. Informationen und Öffnungszeiten finden Sie unter www.chateaudeprangins.ch und www.cafe-du-chateau.ch

3. Der Gemüsegarten des Botanischen Gartens Genf

Der Ort: Der Botanische Garten von Genf ist einer dieser wunderbaren Orte, die selbst gestresste Städter zur Ruhe kommen lassen. Die majestätischen Gewächshäuser präsentieren ihre antiken Kuppeln und architektonischen Details ganz in der Nähe des Sees. Aufgrund der Vielzahl seltener Pflanzen ist der Garten aber nicht nur Erholungsort, sondern auch wertvolles Forschungsobjekt. Er ist nämlich eine Hochburg der botanischen Wissenschaft zur Erhaltung der Artenvielfalt. Derzeit feiert er mit zahlreichen Veranstaltungen sein 200-jähriges Bestehen (bis November).

Sehenswertes: Wie Kraut und Rüben: Nach genau ausgebauten Wege und dekorative Beeten sucht man hier vergeblich. Der Gemüsegarten des Botanischen Gartens verläuft entlang der Bahnstrecke und mag für Liebhaber französischer Gärten etwas wild erscheinen. Das ist natürlich beabsichtigt. Die alten Gemüsesorten, die hier wachsen, sind nicht dazu da, hübsch auszusehen, sondern Samen zu produzieren, um Sorten wie die Tomate «Rouge Marmande» oder die Cardy «Cardon épineux argenté de Plainpalais» am Leben zu halten. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Stiftung ProSpecieRara durchgeführt, die sich für die Erhaltung traditioneller Obst- und Gemüsesorten einsetzt.

Aktivitäten: Liebhaber authentischer Geschmacksrichtungen können die seltenen Gemüsesorten auch in ihrem eigenen Garten oder auf dem Balkon anpflanzen. Fündig wird man mit einer kurzen Suche nach dem Label oder bei einem Besuch der Saatgut- und Pflanzenmärkte, wie den am 8. September am Signal de Sauvabelin in Lausanne oder den am 13. September in Genf (Chêne-Bourg). Die Webseite www.prospecierara.ch listet alle Veranstaltungen und postet ebenfalls Rezepte mit ungewöhnlichem Gemüse wie etwa dem Riesengänsefuss. Und für diejenigen, die nicht kochen möchten, bietet das Restaurant Amarante lokale Köstlichkeiten an. Es wurde diesen Frühling im Herzen des Botanischen Gartens eröffnet.

Botanischer Garten Genf: www.cjbg.ch/

4. Der Gemüsegarten der Benediktinerabtei Engelberg

Der Ort: Das im 12. Jahrhundert gegründete Kloster Engelberg ist das kulturelle Highlight des Alpendorfs am Fusse des Titlis. Hier in der Zentralschweiz auf 1000 Metern Höhe kommt das Beste aus Sport, frischer Luft und göttlicher Inspiration zusammen. Das Gebäude der Benediktinerabtei stammt aus der Barockzeit, doch das Leben dort ist sehr aktuell dank einer Schule mit Internat, verschiedenen Handwerksbetrieben, der Aufnahme von Reisenden und natürlich Gottesdiensten in der Klosterkirche, die bis zu 1000 Gläubige beherbergen kann und über die grösste Orgel der Schweiz verfügt.

Sehenswertes: Besucher sind beeindruckt von den Kontrasten zwischen den umliegenden Alpenwiesen, den majestätischen Bergmassiven und den gepflegten Gartenbeeten des Klosters. Gemäss der Tradition mittelalterlicher Gärten, die geometrisch angelegt wurden, werden Gemüse und die Kräuter im Kloster von Blumen umrahmt. Das hier Angepflanzte dient als Nahrung und Heilpflanzen für die Menschen sowie als Dekoration des Altars an Festtagen.

Aktivitäten: Machen Sie einen Ausflug mit der Titlis Rotair Seilbahn, um die frische Gletscherluft zu geniessen und die umliegenden Wanderwege (500 km) zu erkunden.

Öffnungszeiten und Reservierungen finden Sie unter www.kloster-engelberg.ch und www.engelberg.ch.

5. Der Gemüsegarten des Schlosses Waldegg

Der Ort: In der Nähe von Solothurn, inmitten einer idyllischen Landschaft, thront das Schloss Waldegg auf einer kleinen Anhöhe. Das prächtige patrizische Anwesen mit seinen Türmen und Säulengängen ist von einem sorgfältig gepflegten barocken Park umgeben. Das Schlossmuseum wird von einer Stiftung verwaltet und zeigt regelmässig hochkarätige Ausstellungen, bei denen man auch die imposanten Säle besichtigen kann. Die aktuelle Ausstellung beleuchtet den Schlossbau in der Schweiz im 17. Jahrhundert.

Sehenswertes: Die Schlossgärten sind ein wichtiger Bestandteil des Charmes des Ortes und bieten einen herrlichen Blick auf die grüne Umgebung. Sie wurden im italienischen Stil angelegt und um 1700 durch französische Elemente wie rechteckige Beete und Treppen ergänzt. Bei der letzten Renovierung wurde der ursprüngliche Plan gemäss historischen Dokumenten wiederhergestellt. Der Gemüsegarten wurde ebenfalls 2011 nach historischen Anbauweisen neu bepflanzt, mit geraden Wegen und rechteckigen Beeten. Diese Rekonstruktion wurde in Zusammenarbeit mit dem Ausbildungszentrum Wallierhof durchgeführt und setzte den Fokus auf historische Pflanzensorten.

Weitere Informationen: www.schloss-waldegg.so.ch und www.barocktage.ch