Das Schmucklabel Ole Lynggaard Copenhagen feiert 60-Jahr-Jubiläum. Mit royalem Segen und einer einzigartigen Modekollektion.

Charlotte Lynggaard schaut verschmitzt: «Wir dürfen unsere Kleider nicht Haute Couture nennen, weil der Begriff den Pariser Modehäusern vorbehalten ist, genau wie beim Champagner, der aus der Region Champagne kommen muss.» Dabei ist das, was in den vergangenen zwölf Monaten in einem kleinen Atelier im Kopenhagener Vorort Hellerup entstanden ist, zweifelsfrei höchste Schneiderkunst.

An Schaufensterpuppen hängen baiserfarbene Bustiers, Capes aus Rohseide, gerüschte Chiffonkrägen und handbemalte Leinenkleider, über die Tintenfische und Quallen schwimmen: Mehr als ein Jahr haben Charlotte Lynggaard, Kreativdirektorin des dänischen Schmucklabels Ole Lynggaard Copenhagen, und ihre Tochter Sofia Entwürfe skizziert, Stoffe bedruckt und mit den besten Schneidern des Landes ihre Köpfe zusammengesteckt, um eine Kollektion aus rund 20 Unikaten zu entwerfen. Für die Feier zum 60.  Geburtstag des Unternehmens diesen Juni.

Ab November werden die Kleider dann in einer grossen Ausstellung im Øregaard Museum zu sehen sein. «Wir haben unseren Schmuck früher an Fashion Shows gezeigt, zusammen mit der Mode von anderen Designern. Das war immer etwas frustrierend, weil der Fokus stets auf den Kleidern lag. Für Charlotte war es einfacher, alles selbst zu entwerfen», erklärt Søren Lynggaard. Als CEO führt er gemeinsam mit seiner Schwester das Familienunternehmen, das ihr Vater Ole 1963 gründete. Aus einem grünen Fiat 500 heraus, mit dem er durch Kopenhagen düste, um seine Ringe, Armbänder und Ketten zu zeigen. Heute werden die filigranen Haute-Joaillerie-Stücke in Flagship-Stores von Paris bis Sydney verkauft, klopfte LVMH bereits interessiert an, und ist Ole Lynggaard Copenhagen offizieller Hoflieferant der dänischen Königsfamilie.

Inspiration fand Ole auf seinen Reisen um die Welt: Elefanten in Indien? Würden sich doch auch wunderbar als Anhänger am Hals machen. Genauso wie die Kraniche, die in Japan über seinem Kopf flogen. Die Natur ist auch Charlottes grösste Inspirationsquelle. Jüngstes Beispiel: die neue Funky-Stars-Kollektion. Goldene Preziosen in Form von Sternen, die über und über mit Diamanten funkeln. Facettiert von den 45 Goldschmiedinnen und Goldschmieden, die in Hellerup immer noch jedes einzelne Schmuckstück per Hand anfertigen. Vor den Augen eine Lupe, in der Hand kleine Werkzeuge, die man eher in einem Puppenhaus verorten würde.

Das recycelte Gold stammt aus der Schweiz, von der Raffinerie Metalor, die Mondsteine, Aquamarine und Opale aus Edelsteinminen in Indien oder Südamerika. «Wir sind inzwischen die grösste Schmuckmanufaktur Skandinaviens. Es ist sehr besonders, dass unser Haus noch in Familienhand ist», sagt Søren. «Fast alle grossen Schmuckbrands wurden von Konzernen aufgekauft.»

Je älter ich werde, umso mehr interessiert mich, tiefer in Dinge einzutauchen

Die Kleiderkollektion zum 60-Jahr-Jubiläum ist die Erweiterung des Schmucks, ein Paralleluniversum, manifestiert in Textil. Einziger Wermutstropfen: Sie ist nicht zu kaufen. «Für dieses Modell haben wir eine alte japanische Technik angewandt», sagt Charlotte und zeigt auf ein hochgeschlossenes, bodenlanges Kleid mit viktorianischen Anleihen. «Wir haben verschiedene Blätter gesammelt und sie unter Hitze in den Stoff eingerollt. Wenn man das Kleidungsstück anschliessend auseinanderrollt, hat man die Abdrücke der Blätter auf dem Stoff. Ein wenig wie Batik.»

Es sind hauchzarte Kreationen im Boho-Stil, die unter Charlottes und Sofias Federführung entstanden sind. «Unsere Grossmutter hat schon als Schneiderin gearbeitet. Als wir Kinder waren, hat sie uns die schönsten Kleider genäht.» Für besondere Anlässe entwirft auch Charlotte ihre eigenen Outfits. So gekonnt, dass selbst Kronprinzessin Mary bei ihr anfragte – das kimonoähnliche Kleid mit Blütenapplikationen trug die Thronanwärterin bei der Krönung von Willem-Alexander und Máxima in den Niederlanden.


Charlottes nonchalanter Look brachte ihr 2015 den Titel «Style Icon of the Year» der Zeitschrift «Elle» ein. Ein bisschen bohemian, ein bisschen gypsy, beneidenswert leichtfüssig und zeitlos. Genauso wie ihre Lebenseinstellung: «Ich würde gerne etwas altmodischer leben, etwas langsamer», erzählt sie. «Je älter ich werde, umso stärker wird der Wunsch, tiefer in Dinge einzutauchen, mich intensiver mit einer Materie zu beschäftigen. Heute muss alles so schnell gehen, das vermisse ich an früher.»

Während ihrer Lehrjahre verbrachte sie zwölf Monate in der Schweiz, bei einem Goldschmied im Glarnerland. «Es gab kein Telefon und keinen Fernseher, ich schnappte mir oft ein Velo oder ging wandern.» Die bewusste Auseinandersetzung mit Zeit, sie sich zu nehmen, sie zu zelebrieren – vielleicht macht genau dies den Erfolg von Ole Lynggaard Copenhagen aus. «Die Herstellung von Schmuck ist eine langsame Arbeit, man besitzt die Stücke über Generationen. Oft erzählen sie auch eine Geschichte.» Wie jene von einer Familie in Dänemark, die um die Welt reiste, um die Schönheit der Natur in einzigartigen Schmuckstücken einzufangen – und manchmal auch in zarten Stoffen.

Funky Stars

Im Jubiläumsjahr stehen die Sterne nicht nur für das dänische Schmucklabel gut, auch die Kundinnen und Kunden dürfen sich freuen – auf die neue Kollektion Funky Stars, deren Ohrringe mit zahlreichen Diamanten besetzt sind.