Ein junges Duo hat die Verwaltung der zehn Hektar Weinberge von Payerne übernommen, welche die Gemeinde seit dem 16. Jahrhundert am Genfersee besitzt: Der 37-jährige Önologe Gilles Musy und der 26-jährige Winzer Arthur Pidoux sind die neuen «Partisseurs», d. h. die rechenstarken Köpfe, die traditionell bei der Weinlese über die gelieferten Kilos Trauben und die getrunkenen Liter Wein Buch führten. Daher auch der Name von zwei aktuellen Cuvées.
Ausgebildet in der Fachhochschule in Changins und auf einigen der besten Weingüter der Schweiz, haben Musy und Pidoux grosse Ambitionen. Letzterer plant, das Weingut auf bio umzustellen, und macht bereits Versuche in Weinbergen, in denen seit zehn Jahren keine Herbizide mehr eingesetzt wurden. Seit zehn Jahren werden die Weine auch vor Ort neben dem Château de Montagny gekeltert, auch wenn sie weiterhin in Payerne (im Keller samt Wine-Bar unter der Abteikirche) abgefüllt werden.
Von den beiden Weinen, die zur Lagerung bestimmt sind, ziehe ich den roten dem weissen vor. Beiden liegt die gleiche Philosophie zugrunde: Assemblagen, die ein Jahr lang in 300-Liter-Eichenfässern reifen und nach etwas mehr als zwei Jahren auf den Markt kommen. Der weisse «Partisseur tout blanc» – der zu gleichen Teilen Pinot gris, Sauvignon und Viognier enthält – kommt ein wenig technisch daher, zeigt aber bereits ein schönes Gleichgewicht zwischen Frucht, Kraft und Ausbau.
Der Rote setzt zu 60 Prozent auf Cabernet Sauvignon von jungen Rebstöcken und zu 40 auf Merlot, der vor 30 Jahren gepflanzt wurde. Der 2019er ist vollmundig, kräftig, rund und weist mit 14,5 Volumenprozent für einen trockenen Rotwein einen hohen Alkoholgehalt auf. Kaum zu glauben, dass man sich vor nicht allzu langer Zeit noch fragte, ob diese beiden Bordeaux-Rebsorten überhaupt eine Chance hätten, im Lavaux zu reifen!
Le Partisseur Tout Rouge, 2019
30Fr./75 cl