Leuchte oder Kunstwerk? Beides! Einfache Lichtquellen werden durch Skulpturengleiche ersetzt, die ganze Räume aufwerten.

Am anfang waren es die grossen Luxushotels, Museen und Theater. Manchmal auch Yachten. Sie boten zuerst den Rahmen für skulpturale Leuchten, Installationen zwischen Kunst und Gebrauchsgegenstand. Egal, ob ein- oder ausgeschaltet: Die oft einzigartigen Stücke ziehen die Aufmerksamkeit in Eingangsbereichen, Lobbys oder Büros auf sich. Mehrere Marken, die in diesem hochwertigen Segment tätig sind, bieten handgefertigte und mundgeblasene monumentale Kreationen an, etwa Lasvit, Preciosa, Catellani & Smith oder Venini. Meistens wird das Licht spendende Kunstwerk nach Mass gefertigt und interagiert mit der Architektur des Ortes.

Metamorphose durch Licht

Doch nicht nur grosse Räume profitieren von der Wirkung dieser spektakulären Beleuchtungen. Auch kleinere Zimmer können dank ihnen eine Metamorphose erfahren. Yolanda Horak vom Showroom «LaChrisTa» in der Genfer Altstadt erzählt, wie sie das enge Treppenhaus einer Privatwohnung gepimpt hat: «In einem dunklen, schmalen Raum schlug ich die ikonische Lasvit-Leuchte ‹Dancing Leaves› vor, eine Komposition aus Weinblättern aus böhmischem Kristall, die von der Decke in den Weinkeller zu gleiten scheint. Die zwei Meter hohe, märchenhafte Installation, die – in bescheidenerem Rahmen – der im Hotel ‹Peninsula› in Paris ähnelt, verwandelte die Durchgangstreppe in einen eigenen, sehenswerten Raum.»


Das Unternehmen Catellani & Smith ist für seine massgeschneiderten Tailoring-Konzepte bekannt. Auf Wunsch werden Elemente aus bestehenden Kollektionen individuell abgewandelt. Für das neue Restaurant «Seta Meat Lab» in Bologna schuf die italienische Leuchtenmarke eine spektakuläre Variante des «Gold Moon Chandelier», die aus Aluminiumscheiben besteht, welche von Hand mit Blattgold überzogen werden. In Bologna ragen die Lichtpunkte aus einer an der Decke befestigten Grünfläche hervor, die aus der Kletterpflanze Pothos besteht.


Licht ist ein sehr emotionales Element, das hervorragend verschiedene Stimmungen schaffen kann, ähnlich wie eine Theaterinszenierung. So installierte Catellani & Smith im Weinkeller des Weinguts Pieropan Soave in der Nähe von Verona einen mit Blattgold überzogenen Vollmond mit einem Durchmesser von 240 Zentimetern. Auch die Deckenbeleuchtung wurde speziell entworfen, um den perspektivischen Effekt zu betonen. In diesem Weintempel, der traditionell im Halbdunkel liegt, schafft das Licht aus der Höhe eine immersive Sinneserfahrung. Architekten sind besonders empfänglich für diese meisterhafte Art der Beleuchtung und lieben den individuellen Service: Sie können das Licht von Anfang an in ihre architektonischen Entwürfe integrieren und so wahre Schmuckstücke für den Innenraum schaffen. Mit den neuen LED-Technologien sind die Möglichkeiten zudem schier unbegrenzt.

Auch für den Hausgebrauch

Die LED haben auch bei Bewohnern von Privathäusern die Sehnsucht nach lichtgestalteten Räumen befeuert. Selbst wenn sie in Massenproduktion hergestellt werden, überzeugen die Leuchten durch ihre Vielfalt und Kreativität. So hat zum Beispiel der italienische Möbelhersteller Cassina auf der Mailänder Möbelmesse im April dieses Jahres eine neue, umfangreiche Kollektion skulpturaler Leuchten vorgestellt, jedes Objekt wurde von einem anderen Designschaffenden kreiert. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Entwurf aus Keramik von Philippe Starck? Oder Röhren aus Borosilikatglas, die an einen Kugelschreiber erinnern? Ausgedacht von Paolo Ulian.

Ein Hingucker sind auch die totemartigen Lichtwürfel aus Muranoglas, deren unregelmässige Formen jeden Block zu einem Unikat machen. Das Projekt der niederländischen Designerin Linde Freya Tangeler ist Teil der von Cassina ins Leben gerufenenen «Patronage»-Initiative, die aufstrebende Talente fördert. So unterschiedlich die Herangehensweise: Bei allen Modellen geht es darum, den Raum zu inszenieren, neue Perspektiven zu schaffen. Und vor allem: Atmosphäre, Atmosphäre!

Auf ganzer Linie

Das Beleuchtungssystem EITIE des italienischen Architekten und Designers Tobia Scarpa für Cassina dekliniert den Strich als Palindrom. Dabei entstehen grafische Schattenspiele.