
Komm spielen! Traditionelle Spielzeuge erleben ein Comeback. Eine Designnische, die Sammler begeistert.
Als Tereza TalichovÁ mit der Produktion ihrer schlanken Figuren begann, wollte sie an die typisch tschechische Tradition der Holzspielzeuge anknüpfen. Das war 2019, und die Grafikerin und Designerin hatte das Beispiel der Künstlerin Minka Podhajská und ihrer bemalten Puppen aus dem frühen 20. Jahrhundert im Kopf. In Serie gingen die Stücke nie, die Prototypen blieben Unikate, handbemalt, irgendwo zwischen Spielzeug, Totem und Kunstobjekt. Liebhaber von emotionalem Design vereinbaren einen Termin in ihrem Atelier und Showroom im Zentrum von Prag. Man kann die Figuren zwar auch auf der Website bestellen, aber das gleicht weniger einer Adoption.
Das Label Tititi (inspiriert von Terezas Spitznamen) feiert kleine, feine Erfolge. Im vergangenen Herbst wurden die Figuren der mehrfach prämierten Designerin auf der Messe Designblok neben den Arbeiten der Studierenden der Spielzeugabteilung der Fachschule für Industriedesign gezeigt. Diese hatten unter Terezas Anleitung ähnliche Figuren in einer Masterclass hergestellt. «Ich war zu Tränen gerührt, ich hätte jedem von ihnen die beste Note gegeben!», erzählt sie.
Modernität und Nostalgie
«Wir beobachten ein wiedererstarktes Interesse am traditionellen Spielzeug», sagt Barbora Jakubková, die diese Spielzeugabteilung, Žižkárna genannt, leitet, eine der wenigen ihrer Art in Europa. Tschechien hat in diesem Bereich eine lange Geschichte, die sich insbesondere im Puppentheater manifestiert. So begrüsst man die Ankunft einiger neuer handwerklicher Labels, und die Spielzeugunternehmen des Landes (wie Fatra oder Detoa) bringen limitierte Auflagen von Designspielzeugen heraus oder legen Klassiker neu auf – wie die fantastischen aufblasbaren Tiere, die in den 1970er-Jahren von Libuše Niklová geschaffen worden sind.

Woher rührt das Verlangen nach Spielzeug, das sowohl modern als auch nostalgisch wirkt? Vom Wunsch nach ewiger Kindheit? Vom Bedürfnis nach Liebkosung? Von einer Sehnsucht nach Nachhaltigkeit? Echte Kinder verlieben sich selten in Holzpuppen oder Holzpferde. «Ich hätte es nie gedacht, aber ich sehe vor allem 30-Jährige, die ein Objekt suchen, das sie auf ihren Schreibtisch stellen können», erzählt Talichová schmunzelnd. Vielleicht wollen sie ihren digitalen Alltag durch ein Lächeln analoger gestalten. Diese schönen Objekte, die den Spieltrieb evozieren, ohne ihn zu befriedigen, gehören zur Kategorie der «Collectibles», also zu den Stücken, die nur darauf warten, gesammelt zu werden. Ihr Platz im Wohnzimmer ist nahe am Herzen, aber vor allem auf einem eleganten Regal.
Holz, ein mythisches Material
Der italienische Designer Fabio Guaricci weiss einiges darüber. Er leitet Toy Design in Mailand, eines der wenigen europäischen Studios, die sich auf die Gestaltung von Spielzeug spezialisiert haben. «Echte Spielzeuge für Kinder zu entwerfen, ist sehr schwierig», erklärt er. In der Tat wird dieser Markt von extrem niedrigen Preisen und äusserst hohen Sicherheitsstandards beherrscht. Diese doppelte Einschränkung erklärt vermutlich die unaufhörliche Flut an Plastiknippes aus China und die Vorherrschaft der amerikanischen Giganten wie Mattel oder Hasbro. Die grossen Designlabels wagen sich kaum in dieses Gebiet vor, mit Ausnahme vielleicht von Neuauflagen wie Danese Milano und dem schönen Tierpuzzle von Enzo Mari (aus dem Jahr 1957) – und natürlich von Vitra, das weiterhin die farbigen Holzpuppen produziert, die Alexandre Girard in den 1950er-Jahren entworfen hat. Oder der berühmte Elefant aus Sperrholz, den Charles und Ray Eames 1945 erdachten.
Die Designer jener Zeit, inspiriert von der Montessori-Pädagogik und ihren Erkenntnissen über die Kinderpsychologie, hatten das Ziel, die Sensibilität der Kleinen für schöne Dinge mit natürlichen Materialien zu wecken. Heute bietet selbst ein Haus wie das renommierte Mailänder Möbelunternehmen Poltrona Frau sehr luxuriöse Holzaccessoires für Hunde an, aber nichts, das Spielzeug ähnelt. Produzenten wie die Berner Firma Trauffer, die seit 1938 ihre berühmten bemalten Kühe schnitzt, sind eine Ausnahme. Ermutigt durch den weltweiten Erfolg, hat die vierte Generation im Jahr 2022 eine Erlebniswelt am Produktionsstandort eröffnet, mit Führungen, Aktivitäten und sogar einem spektakulären Hotel … natürlich aus Holz!

Die berühmteste aller schweizerischen Wiederkäuer ist das Werk des Familienunternehmens Trauffer im Berner Oberland. Ihr Erfolg ist so gross, dass ihr 2022 ein ganzes Entdeckerzentrum mit Hotel (www.trauffer.ch/bretterhotel) gewidmet wurde.
«Holz ist meine erste Liebe», sagt Fabio Guaricci seufzend. «Aber in der Spielzeugindustrie gibt es mehr Plastik als Träume.» Er hat – sein allererstes Projekt im Jahr 2015 – eine wunderbare, rund geformte Mena-gerie für den Herausgeber Tondotti entworfen. Leider musste das Unternehmen im letzten Jahr die Türen schliessen: Man sollte sich also sputen, die verbliebenen Schweine, Kühe und Schafe zu kaufen, die noch auf dem Markt sind!

Entworfen im Jahr 2015 vom Mailänder Designer Fabio Guaricci, wird das bezaubernde Bestiarium (Kuh, Schwein, Krabbe …) seit dem Untergang der Designmarke Tondotti im letzten Jahr nicht mehr hergestellt. Es bleibt ein begehrtes Objekt und eine technische Meisterleistung.
Auch wenn Guaricci allen Materialien, mit denen er arbeitet, Seele einhauchen möchte (er hat gerade ein Baukastenspiel aus Noppen und Knetmasse für Play-Doh entworfen), das Projekt, das ihn am meisten bewegt, ist ein Holzspielset für Erwachsene. Die Figuren, Spielsteine und Tafeln wurden in Zusammenarbeit mit den sozialen Diensten der Stadt Mailand entwickelt, als psychologische Werkzeuge im Kampf gegen die Sucht von Gefangenen in Gefängnissen. In zwei Haftanstalten getestet, liess der Prototyp dieser «Awareness Toys» (Sensibilisierungsspiele) viele harte Kerle hinter Gittern weinen, weckte Erinnerungen und löste die Zunge. «Ich glaube, ein gutes Spielzeug hat die Kraft, verborgene Emotionen zu wecken», so Guaricci. Derzeit wird darüber gesprochen, die Spiele frei zugänglich zu machen, damit jeder sie mit einem 3D-Drucker selbst herstellen kann.

Zum Set der «Awareness Toys» (Prototypen), die von Fabio Guaricci entworfen wurden, gehört dieses Spiel, das entwickelt wurde, damit Gefangene sich psychologisch öffnen. Das magnetische Zentrum führt dazu, dass die Kugel aus der Bahn gerät. Es lehrt uns, dass der scheinbar einfachste Weg nicht unbedingt der beste ist.
Wenige Kunsthochschulen beschäftigen sich mit dem Thema Spielzeug. Manchmal ist es Teil eines speziellen Semesters oder eines Workshops. An der ECAL in Lausanne widmet nur ein Student seine Arbeit dem Spielzeug. Ise Takumi, ein junger Architekt aus Tokio, ist nach Lausanne gekommen, um seiner Ausbildung einen Master in Industriedesign hinzuzufügen. Als leidenschaftlicher Sammler von Kreiseln hat er es sich zur Aufgabe gemacht, für seine Masterarbeit im Juni den Ball neu zu erfinden. Sein Entwurf ist eine Art Schwamm, der sich mit Wasser aufsaugt und dabei eine weiche, manipulationslustige Struktur zeigt. Wenn er aushärtet – aber nie ganz! –, eignet er sich für präzise Würfe. «Im Spiel steckt eine spontane Magie», erklärt der 25-jährige Überflieger. «Man weiss nicht, warum ein Stein auf dem Weg dazu animiert, ihn wegzukicken. Diese Eingebung ist sehr schwer nachzustellen. Es gibt kein Rezept für Magie.»

Entworfen von Ise Takumi, einem Meisterstudenten an der École cantonale d’art de Lausanne, erfindet dieses nahezu muschelförmige Objekt das älteste und am weitesten verbreitete Spielzeug neu: Den Ball. Takumi setzt bei seiner Version auf eine Art verhärteten Schaumstoff und lädt damit zum Anfassen ein.
Ihn fasziniert die «Intelligenz der Spielzeuge», weil sie die fundamentale Alchemie eines Tages wie Möbel oder Gebäude – und vieles mehr – mit emotionalem Mehrwert aufladen. Das ist wohl das Geheimnis all dieser Spielzeuge, die erwachsene Ästheten gerne sammeln: Statuen und Figuren verkörpern eine grundlegende Macht, eine kreative Kraft, die aus vergangenen Zeiten hervorgeht und die es liebevoll zu pflegen gilt.