
Sag mir, wo du dich informierst, und ich sage dir, wer du bist … Während sich die Zeitungsverlage mit dem Tod der gedruckten Zeitung abfinden, die Welt auf das digitale Format umsteigt, die Naiven alles glauben, was in den sozialen Netzwerken steht, die Cheminéebesitzer nicht mehr wissen, wie sie ihr Feuer entfachen sollen, leistet das gedruckte Tageblatt Widerstand. Natürlich, es ist ein symbolischer Widerstand, lassen Sie uns nicht übertreiben! Aber Symbole sind selten unschuldig.


Auf den Laufstegen der Modenschauen werden seriöse Zeitungen an prominenter Stelle gezeigt, als Accessoires. Besser noch: als Statussymbole. Bottega Veneta, Apostel des italienischen Chics und König des geflochtenen Leders, gab bereits im vergangenen Jahr den Ton an, indem das Haus die lachsfarbenen Seiten von Wirtschaftsnachrichten unter den Arm eines Models schob, das ausserdem mit einer Aktentasche ausgestattet war, die wie mit Staatsgeheimnissen beladen aussah. Für dieses Frühjahr setzt der Japaner Ryota Iwai, künstlerischer Leiter von Auralee, auf den informierten Stadtbewohner, der nichts in den Händen, aber alles im Kopf hat.


Stella McCartney ihrerseits stattet ihre Taschen mit der «Stella Times» aus, als wollte sie sagen, dass dringend neue Publikationen geschaffen werden müssen. Die amerikanische Designerin Rachel Comey, die aus eigener Erfahrung weiss, wie sehr ihr Land zuverlässige Informationen braucht, kleidet ein Model für den kommenden Herbst in ein Kleid und eine Jacke, die die Seiten der «New York Review of Books» nachbilden. Die hochwertige Literaturzeitschrift ist gross genug gedruckt, um gelesen werden zu können. Ein tragbares Plädoyer für Kultur und Wissen.