St. Moritz ist ein beliebtes Reiseziel für Stars und gekrönte Häupter – und zweifellos die Perle des Engadins. Ein eleganter und sonniger Ort (die Sonne scheint an durchschnittlich 300 Tagen im Jahr!) vor der Kulisse des majestätischen Bergs Corviglia. Nicht nur wurde hier der Wintertourismus erfunden, es ist auch eine der wenigen Destinationen weltweit, an der die Olympischen Spiele zweimal stattfanden. Sotirio Bulgari, Gründer des gleichnamigen römischen Juwelierhauses, war so angetan von St. Moritz, dass er in dem Bergdorf 1898 die erste Boutique ausserhalb Italiens eröffnete.

Zunächst nur während der Sommersaison, aufgrund des grossen Erfolgs empfing man die Kundschaft aber bald das ganze Jahr
über. Anfangs in der Nähe der Thermalbäder, heute befindet sich die Boutique in der Via Serlas, genau gegenüber dem legendären Hotel «Badrutt’s Palace». Nach einer aufwendigen Renovation hat sie Ende letzten Jahres wiedereröffnet. Wenn man die Türen dieses Juwelentempels öffnet, fühlt man sich für einen Moment nach Rom versetzt: Während die Schmuckstücke der «Diva»-Kollektion an die Mosaike der Caracalla-Thermen erinnern und die «B.zéro1»-Ringe eine Hommage an das Kolosseum sind, werden aufmerksame Besucher die geometrischen Motive bemerken, die vom Pantheon inspiriert sind und sich im ganzen Geschäft wiederfinden.


Zarter Marmor, edle Hölzer, luxuriöse Seidenstoffe … Die Füsse der Vitrinen sind aus Muranoglas, die Wände zieren mehrere Werke von Andy Warhol – liebte der New Yorker Künstler doch Bulgari. 1981 interviewte er Nicola Bulgari, den Enkel von Sotirio, für das «Interview»-Magazin. «Ein Bulgari-Geschäft zu betreten, ist, als würde man ein Museum betreten», schrieb Warhol damals. Mehr als 40 Jahre später hat der Satz immer noch Gültigkeit.

Weit weg von Cinecitta

Das Bulgari-Epos nahm seine Anfänge in Griechenland. Sotirio, der aus einer Familie von Silberschmieden stammte, eröffnete in der Region Epirus sein erstes Geschäft, bevor er bald darauf nach Korfu zog und anschliessend nach Neapel. Ein Einbruch in sein Geschäft auf der Piazza dei Martiri veranlasste ihn 1884, nach Rom umzusiedeln, wo er sich mehr Ruhe erhoffte. Das Gegenteil sollte der Fall sein: Die Boutique in der Via Sistina erfreute sich grosser Beliebtheit.

Vor allem bei Reisenden aus Grossbritannien, aber auch beim örtlichen Adel, der von seinen Silberwaren und später von den feinen Goldschmiedearbeiten begeistert war. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die zweite Boutique wurde in der Via Condotti eröffnet – der Flagshipstore der Marke befindet sich noch immer hier. Es folgten Dependancen in Bellagio am Comer See, in San Remo an der ligurischen Küste und schliesslich in St.  Moritz. Mitsamt seiner Frau Elena und den beiden Kindern Giorgio und Costantino kam der Juwelier regelmässig ins Engadin, um sich in heissen Sommern abzukühlen. Lange bevor Elizabeth Taylor – sicherlich die illustreste Kundin des Hauses – oder der heutige König von England hier die Hänge hinabsausten. Ein echter Vorreiter eben.

Stil-Evolution

Die ersten Schmuckstücke von Sotirio Bulgari waren byzantinisch inspiriert, er verwendete antike Münzen. Ab den 1920er Jahren wurde der Schmuck vermehrt im Art-déco-Stil gefertigt. Erst führte er geschliffene Edelsteine ein, dann Cabochon. Dieses Schmuckstück aus den 1930er-Jahren kann je nach Wunsch der Trägerin als Halskette oder Tiara getragen werden.