Im Zeitalter der Hightech-Materialien formt Woodspirit Ski aus Schweizer Holz, die nach Maß im Jura hergestellt werden. Für Liebhaber seltener Objekte.
Die von Lucas Bessard entwickelten Ski besitzen alle Eigenschaften, die für den Wintersport erforderlich sind: egal, ob auf der Piste, beim Freeriden oder im Pulverschnee. Wenn man sie in der kleinen Werkstatt in Cuarnens, unweit von Lausanne, nebeneinanderstellt, wird klar, dass die handgefertigten Stücke auch ein Fest für die Sinne sind: der Geruch des Holzes, seine zufälligen Maserungen, die Furniereinlegearbeiten. Die Sinnlichkeit des natürlichen Materials hat auch den 34-jährigen Lucas Bessard in ihren Bann gezogen. Schon als Kind baute sein handwerklich begabter Vater Spielzeug für ihn. Als Jugendlicher versuchte er selbst, die Skateboards seiner Lieblingsmarken zu kopieren.
So war es nur logisch, dass der naturverbundene Sohn eines Milchbauern nach seinem Studium der Lebensmittelindustrie in seine Heimat, den Kanton Waadt, zurückkehrt, um an seiner Karriere zu basteln. Von L’Isle aus, wo er aufgewachsen ist, sind die Berge des Jura zum Greifen nah. Zur Ruhe gezwungen durch einen Bänderriss, sucht Bessard eines Winters nach etwas, womit er sich beschäftigen kann. Er ist neugierig, will wissen, wie Ski hergestellt werden, sucht im Internet und macht einfach mal: «Ich hatte eine Werkstatt und Werkzeuge. Ich schaute mir viele Videos auf YouTube an, um die wichtigsten Schritte zu verstehen.»
Mit seinem ersten Paar Ski an den Füssen entdeckt er das Potenzial seiner Kreationen auf der Piste: «Die Leute hielten mich an und fragten mich, wo meine Ski her seien.» Er packt die Gelegenheit beim Schopf, seine beiden Leidenschaften, die Holzbearbeitung und das Skifahren, miteinander zu verbinden. Als Perfektionist feilt er an einem Konzept: «Ich hatte sofort das Ziel vor Augen, einen Ski zu bauen, der schön aussieht, aber auch leistungsfähig ist. Ästhetisch wollte ich etwas Grafisches und Simples. Technisch gesehen sollte das Holz einen Ski hervorbringen, der kräftig ist und Vibrationen absorbieren kann.»
In der Einsamkeit des Ateliers
Unterstützt und beraten vom Walliser Freerider Nicolas Falquet, gründet der Autodidakt 2016 Woodspirit. Es gibt keinen Lagerbestand, jedes Paar wird auf Bestellung hergestellt: «Zunächst bespreche ich mit jedem Kunden seine Grösse, sein Gewicht und sein Können. Dann schauen wir gemeinsam, was er sich von seinen zukünftigen Ski wünscht. Nachdem er einige Testmuster ausprobiert hat, wird die Grafik ausgewählt, das Projekt bestätigt und die Herstellung beginnt.»
Als Kunde braucht man Geduld. Mindestens zwei Monate lang und 20 bis 30 Arbeitsstunden braucht Bessard, um in der Einsamkeit seiner Werkstatt ein Paar Ski zu fertigen. Die Lamellen bestehen aus heimischer Esche. Das Holz wurde aufgrund seiner Fähigkeit ausgewählt, sich zu verformen, ohne zu brechen. Jede der anderen Schichten wird dann auf eine Dicke und Breite zugeschnitten, die dem Gewicht und der Festigkeit entspricht, die der Skifahrer wünscht. Polyethylen für die Sohle, Glasfaser oder Karbon für die Festigkeit, Gummi für die Dehnung, Stahlkanten für den Schutz und schliesslich Holz verschiedener Arten für das abschliessende Furnier werden alle übereinandergeschichtet.
Die Woodspirit Ski sind für Kunden entworfen worden, die schöne Dinge lieben. Es sind Einzelstücke, die repariert werden können, die aus Bessards Know-how hervorgehen, das er seit der Geburt der Ski weiterentwickelt. Der Handwerker, der 2019 den ersten Preis beim Nachwuchswettbewerb des Schweizer Kunsthandwerks gewann, nahm dieses Jahr an der Ausstellung «Homo Faber» in Venedig mit einem Projekt teil, das er zusammen mit zwei Freunden entwickelt hatte: einem Ski, der mit einer erstaunlich komplexen Intarsie verziert ist. Ein Muster aus Blättern und ineinandergreifenden Zellen, wie ein gewundener Lebensweg. Wie das Schicksal eines Milchmannsohns, der aus Liebe zum Skifahren zum Tischler wurde.
Lucas Bessard
Ritterburg, Seifenkiste, Skateboard und schliesslich Ski: So lange er sich erinnern kann, hat der 34-jährige Lucas Bessard gebastelt. Von der Garage hinter der von seinem Vater geführten Molkerei in L’Isle bis zur Werkstatt, die ihm heute als Arbeitsplatz in Cuarnens dient, war Holz immer eine Quelle des Experimentierens und der Kreativität. Nachdem er sein Studium der Lebensmittelverarbeitung abgeschlossen hatte, gründete der Waadtländer Woodspirit. Seit 2016 sind 240 Paar aus seiner Werkstatt gekommen.