Die spanische Metropole war Hauptstadt des Designs – 2024 stehen alle Zeichen auf grün!

1. Architektur

Ensemble der besonderen Art

Was es ist Wenn der berühmteste Sohn der Stadt, Stararchitekt Santiago Calatrava, und Félix Candela zusammenspannen, darf man Grosses erwarten. Und das ist die Stadt der Künste und der Wissenschaften auch – nicht nur hinsichtlich ihrer Quadratmeterzahl. Zwischen Promenaden und künstlich angelegten Seen wartet ein regelrechter Kultur-Parcours: Das Ensemble aus Ozeaneum, Wissenschaftsmuseum, Planetarium, Opernhaus und Kunstpalast lässt die Besuchenden staunend zurück. Planen Sie mindestens einen halben Tag für den Besuch ein, am besten einen ganzen. Man kann Einzeltickets, aber auch eines für den ganzen Komplex kaufen.

Highlight Das Ozeaneum ist das grösste Aquarium Europas – hier können Sie stundenlang abtauchen.

Tipp Schnappen Sie sich ein Velo und treten Sie in die Pedale: Von der Innenstadt kann man wunderbar bis zur Stadt der Künste und der Wissenschaften radeln. 

Ciutat de las Artes y las Ciencias, je nach Saison täglich ab 10 Uhr bis 18, 19 oder 21 Uhr geöffnet, www.cac.es/en 

2. Historie atmen

Auf den Spuren der Seidenstrasse

Was es ist Direkt gegenüber dem Mercado Central befindet sich die alte Seidenbörse La Lonja de la Seda. Das Ende des 15. Jahrhunderts erbaute Gebäude gilt als bedeutendster Bau Spaniens der profanen Gotik und gehört zum Welterbe der UNESCO. Damals war Valencia ein Zentrum für die Produktion von Seide, der kostbare Stoff wurde vom Hafen übers Mittelmeer in die ganze Welt verschifft. Die reichen Kaufleute liessen die imposante Seidenbörse errichten, wo die Seide an- und schliesslich weiterverkauft wurde. Es wird ein digitales Bezahlsystem eingeführt, so lange ist der Eintritt noch frei.

Highlight Die nahezu 20 Meter hohen, spiralförmig gewundenen Säulen im Säulensaal darf man auf keinen Fall verpassen.

Tipp Im benachbarten Raum wird die Geschichte der Seidenbörse per Beamer an die historischen Mauern geworfen – sehr sehenswert. 

La Lonja de La Seda, montags bis samstags 10 – 19 Uhr, sonntags und feiertags 10 – 14 Uhr, www.visitvalencia.com

3. Natürlich gut

Regionale Spezialitäten

Was es ist Fast übersieht man den kleinen Eingang des Vaqueta Gastro Mercat, obwohl er sich gleich um die Ecke vom Zentralmarkt befindet. Das Restaurant hat 2019 eröffnet und begeistert mit einer Mischung aus regionalen Lebensmitteln und einem mediterranen Designkonzept. Wie das aussieht? Viel Holz, Grünpflanzen und Naturfarben. Klingt ein bisschen ökig? Mitnichten! Für das moderne Interior-Design hat das Architekturbüro Janfri & Ranchal Studio verantwortlich gezeichnet, ergänzt wird es von Möbeln von angesagten Designern wie Jaime Hayon oder Víctor Carrasco.

Highlight Der Chefkoch empfiehlt Dry Aged Beef Steak Tatar mit Senf und frittierten Kartoffeln.

Tipp Das Restaurant verteilt sich auf drei Etagen. Nehmen Sie einen Aperitif auf den Stühlen vor dem Eingang und geniessen Sie den Blick auf das Treiben vor dem Mercado Central.

Vaqueta Gastro Mercat, von 13 – 16 und 20 – 1.30 Uhr, www.grupogastrotrinquet.com/en/restaurantes/vaqueta.

4.Aufbruch

Kunst in der alten Pumpenfabrik

Was es ist Untergebracht in einer ehemaligen Pumpenfabrik aus den 1930er-Jahren, handelt es sich bei Bombas Gens um die vielleicht spannendste Kunstadresse Valencias. Die Art-déco-Fassade steht noch, innen wurden die Fabrikhallen von Selldorf Architects aus New York rekonstruiert und als Galerieräume neu interpretiert. Gezeigt werden Werke aus der Stiftung Fundació Per Amor a L’Art, vor allem Fotografien. Sie gehören zur Privatsammlung von Susana Lloret und José Luis Soler, die hinter der Stiftung stehen. 

Highlight Die Foundation fördert auch benachteiligte Kinder aus der Nachbarschaft, bietet Kunstworkshops und Nachmittagsbetreuung an.

Tipp Im Sommer finden im Garten, in dem Granatäpfel, Zitronen und Orangen wachsen,  Konzerte, Lesungen und Performances statt. Eine Skulptur von Cristina Iglesias zieht sich wie ein Miniaturfluss durch den Outdoor-Space.

Bombas Gens, Galerie und Kunstzentrum, mittwochs bis sonntags, 11 – 14 und 16 – 19 Uhr, www.bombasgens.com

5. Gourmetkunst

Auf dem Teller und fürs Auge

Was es ist Das 2017 eröffnete Restaurant von Sternekoch Ricard Camarena befindet sich auf dem Gelände der Galerie Bombas Gens (siehe Nummer 4). Bei der Architektur des Restaurants hat man sich am ehemaligen Grundriss der Fabrik orientiert,sie ist selbst ein kleines Kunstwerk: Der Dining Room hat die Form einer Triangel, dort, wo die Bar ist, befand sich früher ein Stall. Das Signature-Menü besteht aus sechs Vorspeisen und acht Hauptgängen, für den kleineren Hunger gibt es die Variante aus sechs Vorspeisen und sechs Hauptgängen sowie Lunch.

Highlight Die perfekte Harmonie zwischen Architektur und Küche. Versuchen Sie das vegetarische Oxalis-Menü!

Tipp Den Restaurantbesuch bloss nicht fürs Wochenende andenken – Camarena hat am Samstag, Sonntag und Montag geschlossen. Kaum zu glauben? Doch: Weil ihm die Work-Life-Balance seiner Mitarbeitenden am Herzen liegt.

Ricard Camarena Restaurant, geöffnet dienstags bis freitags, www.ricardcamarena.com.

6. Schöne Träume

Schlafen im Stadtpalast

Was es ist  Das Art-déco-Design ist eine Hommage an die Zwanzigerjahre. Wurde der Palacio Santa Clara doch im Jahr 1918 erbaut. Damals wohnte die Besitzerfamilie in den oberen Etagen, im Erdgeschoss wurden Seide und andere Textilien verkauft. Das Hotel hat 2020 eröffnet und gehört  zur exklusiven Autograph Collection von Marriott. Neben dem wunderschönen Interior-Design (wir lieben die Tapeten von William Morris!) punktet das Hotel auch mit seiner Lage: Es befindet sich direkt in der Innenstadt, in einer Parallelstrasse der Einkaufsmeile Calle Colón – und trotzdem ist es absolut ruhig im gesamten Haus.

Highlight Die charmante Dachterrasse samt Bar in einer Domkuppel und kleinem Pool ist eine Oase mitten in der Stadt.

Tipp Versuchen Sie den Signature-Cocktail La Dame, benannt nach der einstigen Dame des Hauses, die die Geschäfte im Stoffladen führte.

Palacio Santa Clara, Autograph Collection, www.marriott.com

7. Shopping

Yummy Concept Store

Was es ist Müssen Sie beim Namen Poppyns auch an Mary Poppins denken? Mit dem fliegenden Kindermädchen hat der Concept Store aber nichts gemein. Er gilt als einer der angesagtesten in Valencia. Auf einer Verkaufsfläche von rund 800 Quadratmetern finden sich grosse internationale Labels, aber auch kleine nationale Brands, die man neu entdecken kann. Den Betreibern ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen, daher werden auch zahlreiche Marken geführt, die auf eine grüne Produktion setzen. Dazu gibt es Dekoartikel, Bücher, Gadgets, Parfums und Kosmetik. Gestaltet wurden die Räumlichkeiten vom Architekturstudio Arqueha. Das grosse Glasfenster zum Innenhof ist vom Art-déco-Stil New Yorks inspiriert, aber modern interpretiert.

Highlight Der valencianische Interior-Designer Alberto Talamante Torres hat das Lichtkonzept entwickelt, fast alle Lampen stammen von ihm.

Tipp Das Café serviert französische Spezialitäten. Stärken Sie sich bei einer Brioche im hübschen Atrium.

Poppyns, Carrer d’Isabel la Catòlica, 21, Valencia, www.poppyns.com.

8. Grüne Lunge

Immer dem Flussbett nach!

Was es ist Der 14. Oktober 1957 war ein schwarzer Tag in der Geschichte Valencias: Die Stadt wurde von einer grossen Überschwemmung verwüstet. Infolgedessen wurde der Fluss Turia in den Süden umgeleitet. Rund um das alte Flussbett, das sich von Westen bis Osten zieht, wurde ein Park angelegt. Landschaftsarchitekten und Stadtplaner bildeten die alte Flusslandschaft nach, die sich jetzt in verschiedene Abschnitte gliedert, in denen es Sportplätze, Joggingwege und Rosengärten gibt.
18 Brücken aus verschiedenen Epochen überspannen die Grünflächen.

Highlight Im Bioparc Valencia, der Teil des Turia-Flussbettes ist, wurden ganze Ökosysteme nachgestaltet, in denen auch die jeweiligen Tiere leben: etwa die Savanne oder der Urwald Äquatorialafrikas.

Tipp Leihen Sie sich vor Ort ein Segway oder ein Tandem aus und düsen Sie ganz entspannt durch den neun Kilometer langen Park.

Jardín del Turia Park, www.spain.info/en/places-of-interest/turia-gardens/

9. Sneakerhimmel

So wird ein bunter Schuh draus

Was es ist Schwarz und weiss? Wie langweilig! Seitdem Fran Marchen und Miguel Botella 2016 die spanische Schuhmarke HOFF gründeten, haben die fröhlichen Sneakers ihren Weg in immer mehr Schuhschränke gefunden, inzwischen werden sie in mehr als 70 Ländern vertrieben. Die bunten Farben und aussergewöhnlichen Materialkombinationen machen einfach Spass. Denken Sie an Filz und Netzstoff in Kombination mit Knallfarben oder Pastelltönen. Als Inspiration dienten den Designern verschiedene Kulturen auf der ganzen Welt. Auch das Interior-Design der Läden ist sehenswert.

Highlight Die Marke arbeitet regelmässig mit verschiedenen Kunstschaffenden, Content Creatorn oder Marken wie Mini zusammen.

Tipp  Die Art Women’s Collection entstand in Zusammenarbeit mit dem spanischen Maler Albert Madaula – wir lieben die Tiere auf der Sohle!

HOFF, C. de Jorge Juan, 7, Valencia, nahe der U-Bahn-Station Colón, www.thehoffbrand.com

10. Kunsttempel

Artefakte bis unters Kuppeldach

Was es ist Der Name ist etwas sperrig, lassen Sie sich davon aber bitte nicht abschrecken. Das CCCC Centro del Carmen de Cultura Contemporánea ist ein Kaleidoskop der Kultur: Es werden Gemälde, Skulpturen und Performances gezeigt, dazu gibt es Konzerte, Bücher und Design … Das Gebäude wurde 1983 zum nationalen historisch-künstlerischen Denkmal erklärt, auf dem Weg zu den unterschiedlichen Ausstellungen wandelt man unter Kreuzgängen aus der Renaissance und der Gotik.

Highlight Neu bietet das Museum auch virtuelle Touren an, Sie können einzelne Ausstellungen also auch bequem von Ihrem Sofa aus der Schweiz aus besichtigen. Schade wäre es aber um den Besuch in diesem schönen Gebäudekomplex.

Tipp Der Saal Espai de Telles ist der Kindheit bis zum dritten Lebensjahr gewidmet – er lohnt aber auch, wenn Sie ohne Nachwuchs unterwegs sind.

CCCC, dienstags bis sonntags 11 – 21 Uhr,  www.consorcimuseus.gva.es/centro-del-carmen

Die Grüne Hauptstadt Europas 2024

Vergangenes Jahr durfte Valencia sich bereits rühmen, World Design Capital zu sein, 2024 kommt noch ein Titel hinzu: Die Metropole am Mittelmeer ist von der Europäischen Kommission zur Grünen Hauptstadt Europas gekürt worden. Klingt gut? Ist es auch! Mit der Ehrung werden Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern ausgezeichnet, die besondere Anstrengungen unternehmen, die Umwelt zu schützen und die Lebensqualität zu verbessern.

Wie erfolgreich dies gelingt, zeigt sich auch daran, dass Valencia erst im Dezember beim Ranking von Internations, einer grossen Gemeinschaft von Expats, zur lebens-wertesten Stadt der Welt gewählt wurde. Gründe – vor allem grüne – für beide Ehrungen gibt es zuhauf. In Zahlen sieht das zum Beispiel so aus: rund 20 Kilometer Strände mit hervorragender Wasserqualität, zwei Millionen Quadratmeter Grünflächen, 20 Bienenstöcke auf den Dächern öffentlicher Gebäude und mehr als 150 Kilometer Velowege. Entlang von ihnen säumen sich Bauten mit moderner Architektur, historische Gebäude und spektakuläre Museen.

Trotz all der Attraktionen und dem grandiosen Mix aus Stränden und Stadt lohnt sich auch ein Ausflug vor deren Tore: Die Region Huerta Valencia gilt als die Vorratskammer der Stadt, die Bewässerungskanäle stammen noch von den Arabern. Inmitten von Obstgärten, Weinbergen, Reisfeldern, Orangen- und Olivenhainen stehen traditionelle Hütten und Bauernhäuser, die aus Schilf und Lehm gebaut wurden. In ihnen servieren immer mehr Restaurants «Null-Kilometer-Gerichte».

Ob sie zu einer weiteren Ehrung beigetragen haben? Gut möglich. Im Juni wird Valencia Gastgeberin der renommierten Preisverleihung «The World ’s 50 Best Restaurants» sein. An der Gala werden jedes Jahr die besten Restaurants aus der ganzen Welt gekürt. Valencia selbst braucht sich diesbezüglich übrigens auch nicht zu verstecken: Money, ein britisches Beratungsunternehmen für Finanzprodukte, hat die drittgrösste Metropole Spaniens erneut zur gesündesten Stadt der Welt ernannt!