In diesen Kulturhäusern rund um den Globus wird jede(r) Fashionista glücklich.

1. Im Tempel

Musée YSL,

Das Museum 2017 eröffnet, erzählt dieser Tempel des Schönen auf 400 m2 vom Werdegang und der Ästhetik Yves Saint Laurents, und zwar ebenso des Modehauses wie des Menschen dahinter. Mit dramatischen Lichteffekten werden rund 50 Outfits in Szene gesetzt – und regelmässig ausgetauscht, wobei das Kuratorium sich im üppigen Fundus der Fondation YSL in Paris bedienen kann. Toll ist zum Beispiel der Raum, der Catherine Deneuve gewidmet ist; zahlreiche Fotos zeigen die Schauspielerin ganz in YSL.

Das gibts nur hier Die Schlange, die sich jeden Morgen vor dem Eingang bildet, lässt eher an eine Fashion Week als an ein Museum denken. Wie praktisch, dass das YSL-Logo so am Gebäude angebracht ist, dass es eine perfekte Selfiekulisse abgibt …

Das beste Souvenir Schöne Idee: Im Shop liegen Bücher und Filme auf, die YSL persönlich am Herzen lagen. Berührend ist der Fotoband mit Bildern, die Pierre Bergé während ihrer gemeinsamen Zeit in Marrakesch aufnahm.

www.museeyslmarrakech.com

2. Schier endlos

Victoria & Albert Museum, London

Das Museum Es soll Leute geben, die ihre ganzen Londonferien hier verbringen. Möglich wärs, schliesslich ist das V & A das grösste Designmuseum Europas – und der Eintritt in die Sammlung frei. Letztere fasst 14 000 Stücke aus fünf Jahrhunderten, und das ist erst die Mode! Daneben gibts Schmuck, Möbel, Poster à gogo sowie einen Blätz des ältesten Teppichs der Welt. Noch immer nicht genug? Seit letztem Herbst hat das V & A einen Ableger in Schottland; die Reise lohnt allein schon wegen seiner von Kengo Kuma entworfenen Hülle.

Das gibts nur hier Die Briten und ihre Hüte! Kein Wunder, ist der Hut-Fundus des V & A schier unglaublich. Auch hübsch: Das Lieblingsstück von «Hausherrin» Queen Victoria: ein von ihrem geliebten Albert designtes, raffiniert grössenverstellbares Krönchen.

Das beste Souvenir Am 21. Sept. startet eine Schau zu Tim Walker, dessen zwischen Renaissance und Edelpunk angesiedelten Modefotos mit hoher Stardichte punkten (im Bild). Der Katalog: ein Musthave!

www.vam.ac.uk

3. Einfach Spitze

Cité de la dentelle et de la mode, Calais

Das Museum Früher wurde hier Spitze fabriziert, seit 2009 ist die – modern ausgebaute – Usine Boulart Ausstellungshaus. Zum Zehnjährigen hat sie einem ganz besonderen Spitzenliebhaber eine Carte blanche erteilt: dem jungen belgischen Modemacher Olivier Theyskens.

Das gibts nur hier In einer 3D-Umkleidekabine gibt man seine Masse an – und schon kann man mittels Avatar die Entwürfe von Topdesignern anprobieren.

Das beste Souvenir Spitzenherstellung hat in Nordfrankreich seit 200 Jahren Tradition. Der Erwerb eines persönlichen Stücks ist also kein profanes Shopping, sondern lässt sich als Kulturerhaltung verbuchen.

www.cite-dentelle.fr

4. Fast familiär

Musée Christian Dior Granville

Das Museum Nichts prägt einen so wie die Kindheit. Die Villa «Les Rhumbs» im normannischen Küstenstädtchen Granville, wo Christian Dior mit seinen vier Geschwistern aufwuchs, war nach eigenen Angaben stets die Inspirationsquelle Nummer eins für seine Designs. Das originalgetreu rosa getünchte, unlängst liebevoll sanierte und von der Gemeinde als Museum betriebene Haus ist das einzige der rund 200 «Maisons des Illustres» Frankreichs, das einem Modemacher gewidmet ist.

Das gibts nur hier Klar, gegen umfassende Blockbuster-Ausstellungen zu Diors Designs hat die kleine Haussammlung keine Chance. Wenn es aber darum geht, den Menschen hinter dem genialischen Modeschöpfer zu erspüren, dann ist «Les Rhumbs» die richtige Adresse.

Das beste Souvenir Dieser Duft! Was auch immer seinen Weg in Diors Parfum-Kreationen gefunden hat, hatte sich der kleine Christian hier einst beim Spielen liebgerochen: Jasmin, Maiglöckchen, vor allem aber Dutzende Rosensorten. Am besten Ende Juni, Anfang Juli hinreisen. Unvergesslich.

www.musee-dior-granville.com

5. Ungetüm in Betrieb

Textilmuseum, St. Gallen

Das Museum Als es 1878 gegründet wurde, sollte das Museum in erster Linie Schneiderinnen und anderen Textilprofis als Inspiration dienen und ihren «guten Stil» schulen. Heute lagert das Gros der 40 000 Objekte aus konservatorischen Gründen im Depot – in dem man allerdings online nach Herzenslust stöbern kann . Die Sonderausstellung «Mode Circus Knie» versammelt Kostüme des Schweizer Nationalzirkus aus 100 Jahren (im Bild).

Das gibts nur hier Regelmässig wird ein zwei Meter langes, mit 156 Nadeln ausgestattetes Ungetüm in Betrieb genommen: eine Handstickmaschine aus der Blütezeit der Stickerei-Industrie um 1890.

Das beste Souvenir Im Shop finden sich viele bekannte Namen von Textilien made in St. Gallen, von Bischoff bis Jakob Schlaepfer.

www.textilmuseum.ch

6. Bei Obermeister

Cristòbal Balenciaga Museoa, Getaria

Das Museum Fisch und Wein sind es, die den 2000-Seelen-Ort Getaria an der baskischen Atlantikküste ernähren. Und, seit dem 7. Juni 2011, auch die Mode: An jenem Tag eröffnete Königin Sofía das «Museoa», das sich ganz dem Mann widmet, der hier als Knirps seiner Mamá beim Nähen zuschaute und später, nach seiner Flucht vor dem spanischen Bürgerkrieg, in Paris zum Star wurde. Alle 1200 Stücke sind Schenkungen, z. B. von Balenciagas gutem Freund Hubert de Givenchy.

Das gibts nur hier Klar, Getaria liegt nicht grad um die Ecke. Aber bei Balenciaga handelt es sich immerhin um den Modeschöpfer, bei dem Ungaro und De la Renta lernten und von dem Dior sagte, er sei «unser aller Meister». Kurz: Nichts ist näher dran an der DNA der Mode des 20. Jahrhunderts als diese Entwürfe.

Das beste Souvenir Wer zeitig reserviert, kann sich in einem der museumseigenen Do-it-yourself-Workshops sein Souvenir selbst schneidern. Alles schon voll? Buchen Sie alternativ die 30-minütige getanzte Museumsführung!

www.cristobalbalenciagamuseoa.com

7. Viel Glamour

The Anna Wintour Costume Center, New York

Das Museum Was ist die Hauptschlagader Manhattans? Die Fifth Avenue. Genau da steht das Metropolitan Museum of Art, dessen Costume Institute sagenhafte 35 000 Stücke beherbergt. Hoch empfindlich, wie die sind, können sie nicht rund um die Uhr besichtigt werden. Dafür gibts drei Ausstellungen pro Jahr, die Ausgewähltes ins beste (sprich: schonendste) Licht rücken (im Bild: ein Design von Rei Kawakubo). Zum Saisonauftakt steigt jeweils die Met-Gala, die sich, seit «Vogue»-Chefin Anna Wintour die Leitung übernahm, zum stylishsten Promitreff des Jahres gemaustert hat. 2014 wurde das Costume Institute offiziell in Anna Wintour Costume Center umbenannt. Zur Feier kam Michelle Obama. So viel zum Thema, Mode sei nicht politisch …

Das gibts nur hier Sie sind mehr Bücherwurm als Fashionista? Stöbern Sie in der grossartigen, 30 000 Werke starken Bibliothek. Unbedingt vorher anmelden!

Das beste Souvenir Klar, im Shops kann man sich eindecken ohne Ende. Aber nichts ist mehr Met als die Pics von der Met-Gala, die im Netz kursieren – gratis und franko.

www.metmuseum.org/about-the-met/curatorial-departments/the-costume-institute

8. Gute Jahrgänge

Fashion Museum, Bath

Das Museum Bath verdankt sein Modemuseum der Historikerin und Lord-Byron-Expertin Doris Langley Moore (1902–1989), die ihre fabelhafte Privatsammlung 1963 der Stadt schenkte. Zu den Highlights der mittlerweile auf sagenhafte 100 000 Stück angewachsenen Sammlung zählen kunstvoll gearbeitete Handschuhe aus der Zeit von Shakespeare sowie grossartige Beispiele aus der Viktorianischen Epoche; ausserdem stossen permanent aktuelle Designs dazu.

Das gibts nur hier Jedes Jahr wird ein Experte gebeten, das Dress of the Year zusammenzustellen: ein für das jeweilige Jahr charakteristisches Tenue, das dann für die Sammlung angekauft wird. Im Eröffnungsjahr wars ein Mary-Quant-Kleid, 2017 ein Look von Dior (im Bild).

Das beste Souvenir In Bath herrscht immer und überall Jane-Austen-Mania – auch wenn die Autorin von «Stolz und Vorurteil» lediglich fünf Jahre hier lebte. Entsprechend wimmelt es auch im Shop des Modemuseums an Kleinigkeiten im Regency-Stil.

www.fashionmuseum.co.uk

9. Wahres Märchen

Museo Salvadore Ferragamo, Florenz

Das Museum Untergebracht in einem mittelalterlichen Prachtbau an der noblen Via Tornabouni, erzählt das Museum auch das wahre Märchen von einem, der mausarm auszog, um in Amerika zum Schuhmacher der Stars zu werden. Und dann heimkehrte, einen Palazzo kaufte und von dort aus sein Imperium regierte.

Das gibts nur hier Schuhe, die extra für Audrey Hepburn, Greta Garbo oder Marilyn Monroe angefertigt wurden. Diamonds mögen a girl’s best friend sein – aber Schuhe, die nicht drücken, sind letztlich matchentscheidend.

Das beste Souvenir Leben und Wirken Ferragamos fielen in eine weltpolitisch extrem spannende, spannungsvolle Zeit. Kriege, Sanktionen, Ressourcenknappheit: Ferragamo wusste, das Beste daraus zu machen. Schuh-Fans erwartet hier die Geschichtsstunde ihres Lebens

www.ferragamo.com/museo

10. Nomadisch

Musée suisse de la mode, Yverdon-les-bains

Das Museum Wo sich heute alles um Mode dreht, logierten einst Offiziere. Das Musée suisse de la mode, vor nicht ganz 35 Jahren ins Leben gerufen, nennt rund 12 000 Stücke sein Eigen; fast alle kamen als Schenkungen ins Haus. Und auch wenn die vielen Haute-Couture-Roben und reizvollen historischen Trachten prächtig anzusehen sind, in der aktuellen Ausstellung, die im Schloss von Yverdon gezeigt wird, liegt der Fokus ganz woanders: «KIDS» beleuchtet die Entwicklung von Kinderkleidung vom 18. Jahrhundert bis ins hier und heute

Das gibts nur hier Er war der Lehrmeister von Christian Dior, Hubert de Givenchy und Pierre Balmain: Robert Piguet, der 1953 verstorbene Pariser Couturier, der in puncto Mode in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Takt angab. Sein Archiv, darunter fast 3000 Skizzen, liegt heute in Yverdon: Hier war es, wo Piguet am 6. Mai 1898 das Licht der Welt erblickte.

Das beste Souvenir Noch hat das «MuMode» keine fixen Schauräume für seine Sammlung. Dafür gibts «Haute couture à voix basse», den Katalog mit rund 80 Fotos der Highlights.

www.museemode.ch

Zur Wiedereröffnung kam Michelle Obama. So viel zum Thema, Mode sei nicht politisch

Mode im Museum: Rentables Publikumsmagnet

«In den 1980ern wurde Mode in Frankreich zu einem Teil des nationalen Erbes erklärt», sagt Elizabeth Fischer, Modehistorikerin und Verantwortliche für Modedesign, Schmuck und Accessoires an der HEAD (Haute école d’art et de design) in Genf. Damit wurde sie auch museums-würdig: Das Musée de la mode de la ville de Paris (derzeit im Umbau) wurde ins Leben gerufen, ebenso die Modeabteilung am Musée des arts décoratifs.


Auch jenseits des Atlantiks tat sich etwas, als die Modejournalistin Diana Vreeland am New Yorker Met spektakuläre Ausstellungen zu kuratieren begann. «Sie war die erste,
die lebende Designer ins Museum holte, etwa 1983 Yves Saint Laurent», erzählt Elizabeth Fischer. Auch die Schweiz zog mit, mit der Ausstellung «Modedesign Schweiz 1972-1997» im Zürcher Landesmuseum. Das Publikum kam in Scharen, und die Schau wurde auch finanziell zum Erfolg. Andere Kulturinstitutionen folgten nach und nahmen ebenfalls Mode ins Programm auf.


Mittlerweile ist Mode als Forschungsfeld etabliert. «Die Nullerjahre haben Modearchiv-Verwalter und spezialisierte Kuratorinnen hervorgebracht», sagt Elizabeth Fischer. «Viele grosse Marken wie zum Beispiel Dior verfügen über eine eigene Abteilung, die nur für das kulturelle Erbe zuständig ist.»


Und was macht ein gutes Modemuseum aus?

«Eine klare Mission», findet Fischer. Ein gutes Beispiel seien etwa das Balenciaga-Museum, das regional verankert ist, oder das MuMode in Yverdon: «Seine Sammlung, die hauptsächlich auf Schenkungen aus der Romandie beruht, bildet die Kleidungsgewohnheiten der Region vom 18. Jahrhundert bis heute ab – der männlichen, notabene.»