Renommierte Geschäfte decken den Tisch. Die neue Kunst, Genüsse zu kombinieren.

1. London

Im Reich der Pasteten

Der Ort 92 000 Quadratmeter, sieben Etagen und nicht weniger als 19 Restaurants: Das sind die beeindruckenden Zahlen des Kaufhauses Harrods im Londoner Stadtteil Knightsbridge. Das Restaurant «The Georgian» ist die Krönung dieses gastronomischen Juwels. Es wurde 1911 als grösstes öffentliches Lokal der Stadt eröffnet und 2024 vom berühmten irischen Architekten David Collins komplett renoviert.

Der Koch Der 41-jährige Küchenchef Calum Franklin wurde von einem anderen berühmten Koch, Jamie Oliver, zum «Pie King», dem König der Pasteten, gekürt. Wenn man hier nur ein Gericht probieren könnte, wäre es zweifellos die Georgian Pie, eine Pastete mit Lammkeule und Zwiebelconfit.

Die Idee Opulenz und Genuss. Der Ort hat nichts von seinem Charme der 1920er-Jahre verloren. Schwere Vorhänge, prächtige Kronleuchter, tadelloser Service – hier ist der Kunde König, von der Teestunde bis zur Whisky-Zeit.

The Georgian, Harrods, London, England, www.harrods.com

2. Paris

Omakase-sur-Seine

Der Ort Gedimmtes Licht, Möbel in Kohlefarbe, roher Beton und minimalistische Dekoration: Willkommen im Untergeschoss des brandneuen Saint-Laurent-Rive Droite-Ladens, in dem seit Anfang dieses Jahres das Restaurant «Sushi Park» untergebracht ist, die erste europäische Filiale des kalifornischen Promilieblings.

Der Koch Der Legende nach hat Anthony Vaccarello, der Kreativdirektor von Saint Laurent, regelmässig im «Sushi Park» in Los Angeles gegessen, wo er sich mit dem Chefkoch Peter Park, einem Virtuosen der japanischen Küche, angefreundet hat. Nach einer ersten Pop-up-Zusammenarbeit während der Pariser Fashion Week 2022 hat ihre Beziehung zu diesem intimen Ort geführt.

Die Idee Können Sie sich nicht entscheiden? Gute Nachrichten! Dieses Restaurant praktiziert das Konzept des Omakase (wörtlich «Ich überlasse es Ihnen»), bei dem der Chefkoch täglich ein Menü vorschlägt, das je nach Angebot und Saison variiert.

Sushi Park Paris, Saint Lauren, Paris, Frankreich, www.sushiparkparis.ysl.com

3. Zurich

Wie zu Hause, nur schicker

Der Ort Anfang des Jahres enthüllte die Schweizer Marke Bongénie ihr neues blaues Logo und ihre neue Adresse in der Zürcher Bahnhofstrasse. Neben den Mode-, Beauty- und Dekorationsabteilungen öffnet sich ein schickes, gemütliches Restaurant zum Verkaufsbereich hin. Morgens gibt es Kaffee und Drinks im Erdgeschoss, mittags leichte Gerichte und abends gehobene Küche im Obergeschoss.

Der Koch Ludovico De Vivo, der bereits in Capri mit Sternen und Hauben ausgezeichnet wurde, bringt den mediterranen Geist mit, der mit lokalen Zutaten der Saison umgesetzt wird. In den sozialen Netzwerken von Bongénie teilt er auch seine kulinarischen Tipps – wie er etwa Pizzateig zuzubereitet.

Die Idee Die Räume wurden von Sarah Poniatowski, der kreativen Seele hinter dem Dekolabel Sarah Lavoine, gestaltet. Sie setzt auf kräftige und zugleich subtile Farben. Das passt gut, denn die Accessoires werden auch verkauft.

Restaurant und Bar Emile, Zürich, www.bongenie.ch

4. Rom

Sushis und DJs bis spät in die Nacht

Der Ort In Rom gibt es den Vatikan, das Kolosseum, das Pantheon und … den Palazzo Fendi. An der berühmten Via dei Condotti, nur wenige Minuten von der Spanischen Treppe entfernt, befindet sich der ultimative Flagship-Store des Luxuslabels, das vor genau einem Jahrhundert in der Ewigen Stadt gegründet wurde. Jetzt kann man den Einkaufsbummel mit einem Mittagessen oder einem Cocktail im «Zuma» verbinden. Die trendigen Restaurants der berühmten Kette sind an den wichtigsten Orten zu finden.

Der Koch Andrea Tombion, ehemaliger Sous-Chef des «Zuma» in London, hat für die römische Dependance eine Speisekarte entwickelt, die die zeitgenössische japanische Küche (Tempura!) ehrt.

Die Idee Ein Ort, um zu sehen und gesehen zu werden, mit Blick über die Dächer Roms. Apéro, Brunch am Wochenende, DJ-Sets – der Ort pulsiert weit über die Öffnungszeiten der Boutique hinaus. Die Terrasse schliesst freitags und samstags erst um 2 Uhr nachts!

Zuma, Palazzo Fendi, Rom, Italien, www.zumarestaurant.com

5. Chengdu

Couture auf dem Teller

Der Ort Seit Dezember vergangenen Jahres finden Feinschmecker im Erdgeschoss der Boutique Dior Homme im chinesischen Chengdu das Modelabel zum Anbeissen. Als kleine Desserts oder Vorspeisen gibt es gastronomische Variationen ihrer Lieblingsdetails: Schleifen, das Cannage-Motiv, Toile de Jouy …

Die Köchin Anne-Sophie Pic hat mit insgesamt elf Sternen einen strahlenden Himmel erzeugt. Sie verteilen sich über ihr Stammhaus in Valence und die Restaurants in Lausanne (im «Beau-Rivage Palace»), Paris, Megève, Singapur und Hongkong. Nach Osaka und Tokio in Japan ist die Adresse in China der dritte Teil einer Partnerschaft mit Dior.

Die Idee Christian Dior war ein Genussmensch und Autor eines Kochbuchs mit dem Titel «La cuisine cousu main» (Die handgemachte Küche). Das französische Modehaus möchte diese Kultur der Exzellenz, die sowohl in der Gastronomie als auch in der Couture zum Ausdruck kommt, auf dem asiatischen Markt verbreiten.

Café Dior, Chengdu, China, www.dior.com

6. Shanghaï

In the Mood for Lunch

Der Ort In einem denkmalgeschützten architektonischen Juwel aus dem Jahr 1908, einem Art-déco-Schatz Shanghais, hat das italienische Modehaus Prada einen wahren Gastronomietempel errichtet. Unten befindet sich das Kulturzentrum des Labels, im zweiten Stock das Restaurant. Italienischer Schick und chinesische Kultur werden hier gekonnt miteinander verbunden.

Der Koch Auf der Karte von Riccardo la Perna stehen italienische Gerichte, die mit chinesischen Aromen gepaart sind, darunter Pak-Choi Cacio e Pepe oder Entenconfit mit Zitrone. Konditor Diego Crosara bietet eine Auswahl an Süssspeisen an, darunter Klassiker wie Panettone und Tiramisu.

Die Idee Die sinnlichen, farbenfrohen Räume erinnern an den Film «In the Mood for Love». Kein Wunder, denn Prada hat sich mit dem Regisseur Wong Kar Wai zusammengetan, um diesen bezaubernden Ort zu schaffen, eine echte Zeitkapsel …

Mi Shang Prada Rong Zhai, Shanghai, China, täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet, www.prada.com

7. New York

Speisen wie ein Rockefeller

Der Ort Bergdorf Goodman an der Fifth Avenue in New York ist einer der (aller-)besten Orte zum Shoppen. Die Kulisse für die Luxusmarken: schick und bourgeoise. Das Kaufhaus beherbergt ausserdem drei Restaurants. Das «BG», das renommierteste Lokal, bietet Mittagessen, Teatime, Cocktails sowie Early Dinner an und wurde von der Designerin Kelly Wearstler entworfen.

Der Koch James Henderson setzt die legendären Gerichte famos um, wie etwa den Gotham-Salat (Poulet, Greyerzer, Schinken, Speck, Ei und Salat), aber die Seele des Hauses ist Michael Perricone, der Restaurantmanager, der seit einem Vierteljahrhundert hier arbeitet und alle Geheimnisse des Hauses kennt.

Die Idee Das Lokal gleicht dem privaten Salon einer wohlhabenden New Yorker Familie. Die Stimmen sind gedämpft, während man nach einer lokalen Berühmtheit Ausschau hält oder einfach in guter Gesellschaft den Blick auf den Central Park geniesst.

BG Restaurant, New York, USA, täglich von 12 bis 18 Uhr (sonntags bis 17 Uhr), www.bergdorfgoodman.com

8. Mailand

Luxuriöse Entspannung

Der Ort Anlässlich der Wiedereröffnung seines historischen Geschäfts im Herzen des Mailänder Modeviertels hat Louis Vuitton im vergangenen Frühjahr die alten Mauern des Palazzo Taverna transformiert. Im Erdgeschoss befindet sich in einem Innenhof ein schickes Bistro, zudem gibt es ein Gourmetrestaurant. Das Ensemble umfasst auch eine Cocktailbar. Ästheten lieben die intime, elegante Atmosphäre.

Der Koch Es sind sogar zwei: Enrico «Chicco» und Roberto «Bobo» Cerea aus der Familie Cerea, die Italien seit fast 50 Jahren verwöhnt. Der Hauptsitz (es gibt insgesamt vier) befindet sich in Bergamo: Das zur Vereinigung Relais & Château gehörende Restaurant «Da Vittorio» (benannt nach dem Vater) pflegt die Kunst der traditionellen italienischen Küche mit genau der richtigen Prise Modernität.

Die Idee Louis Vuitton schafft eine Welt voller Genuss, von Mode über Einrichtung bis hin zu kulinarischen Freuden. Damit Liebhaber LV leben und atmen können.

DaV by Da Vittorio, Louis Vuitton, Mailand, Italien, www.louisvuitton.ristorantedav.com

9. Paris

Garten im Herzen der Stadt

Der Ort Eine amerikanische Enklave mitten im Quartier Latin: Willkommen im Restaurant von Ralph Lauren, das letztes Jahr neben der Pariser Boutique eröffnet hat. Es ist mehr als nur ein Ort zum Shoppen, es ist ein Herrenhaus, in dem man sich pudelwohl fühlt und gerne verweilt, sei es im Restaurant oder auf der herrlichen Terrasse im Innenhof. Die rustikale Einrichtung besteht aus Teakholzmöbeln, Pferdegemälden, Plaids und Vintagekissen.

Der Koch Das Restaurant setzt nicht auf einen grossen Namen, sondern auf hervorragend zubereitete amerikanische Spezialitäten. Es gibt Hummersalat, Crab Cakes und erstklassige Burger, die mit Pommes frites «Ranch-Style» serviert werden.

Die Idee Die Marke, die ein Amerika im Stil von «Der grosse Gatsby» und die Atmosphäre von Long Island verkörpert, exportiert diese unkomplizierte Raffinesse in alle Ecken der Welt: Chicago, New York, Chengdu, Mailand und Paris. Und die Kundschaft will sich sofort in Chino-Hosen und Jeanshemden kleiden.

Ralph’s, Paris, Frankreich, www.ralphlauren.fr

10. Paris

Kulinarische Rundreise

Der Ort Seit seiner Renovierung im Jahr 2023 durch das japanische Architekturbüro Sanaa ist das historische Kaufhaus Samaritaine ein architektonisches Wahrzeichen. Auf rund 20  000 Quadratmetern säumen nicht weniger als zwölf Gastronomiebereiche die Gänge – bei Eigentümer LVMH geht die Liebe eben durch den Magen. Hier kann man zwischen Highheels und Markenkostümen dinieren oder einfach einen Happen zwischendurch essen. Ganz oben, unter der Kuppel, lädt das Restaurant «Voyage» zu kulinarischen Entdeckungsreisen ein, die in der offenen Küche zubereitet werden.

Die Köche Die Köche haben sich zu einem Kollektiv zusammengeschlossen und wechseln sich ab, um Mathieu Viannay (zwei Sterne im Restaurant «La Mère Brazier» in Lyon), Franck Mischler und Jimmy Elisabeth zu unterstützen. Sie kreieren Minigerichte aus allen Ecken der Welt.

Die Idee Egal, wo man am liebsten Ferien verbringt, hier gibt es die passenden Menüs dazu.

Voyage, Samaritaine, Paris, Frankreich, www.voyagesamaritaine.com

Neues Erlebnis Shop & Dine

Lange Zeit dachten die grossen Luxusmarken, dass sie sich dem Druck des Onlineshoppings entziehen könnten. Wer Spitzenprodukte kauft, möchte diese doch sicher ausgiebig anprobieren, einen königlichen Empfang geniessen und seine Markentasche wie eine Trophäe durch die Fussgängerzonen tragen … oder etwa nicht?

Die Realität sieht anders aus. Fast ein Viertel der Luxuskäufe wird mittlerweile von Kunden getätigt, die vor ihrem Computer sitzen – ein Anteil, der laut allen Prognosen in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Die Herausforderung liegt auf der Hand: Wie kann man die Besucherzahlen in den physischen Geschäften stabil halten? Sind die Boutiquen für die Sichtbarkeit der Marke doch elementar. Da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, liegt die Antwort auf der Hand: mit kulinarischen Genüssen.

Die grossen Multimarken-Kaufhäuser (die früher nur kleine Cafés für eine Verschnaufpause anboten) setzen heute auf ein ernstzunehmendes gastronomisches Angebot, das weit über die Öffnungszeiten hinaus verfügbar ist. Sie richten sich nach den Gewohnheiten der Städter, wie beispielsweise die brandneue Adresse Bongénie in Zürich. Von London (Harrods) bis New York (Bergdorf Goodman) profilieren sich die Restaurants in Kaufhäusern als festliche Orte, an denen man sehen und gesehen werden kann – und nebenbei für die sozialen Netzwerke fotografiert wird.

Dieser Trend setzt sich auch bei den Luxusmarken selbst fort, die ihre Identität durch kulinarische Genüsse untermauern wollen. Das Stammhaus Dior in der Avenue Montaigne 30 verfügt über ein Café und ein Restaurant, in denen man Dior-Motive auf Gebäck, auf Dior-Geschirr und auf Dior-Stühlen geniessen kann. Dieser Ansatz wird heute auf die wichtigsten Boutiquen weltweit ausgeweitet. Louis Vuitton ist zweifellos das aktivste Unternehmen in diesem Bereich. Nicht nur in St. Tropez bietet das französische Maison seiner Community Restaurants und Pop-up-Lokale an. In Paris gibt es auch einen LV Dream Space, der Kunst und Schokolade mit Logo verbindet. Ein schmackhaftes Lockmittel (erschwinglicher als eine Handtasche) und eine sinnliche Art, die Kunden in die Welt der Marke eintauchen zu lassen, indem man sie im wahrsten Sinne des Wortes zum Essen ausführt.