Sie sind laut, sie sind chaotisch, sie sind teils nicht ganz ohne ... Aber was für eine Energie! Fünf Metropolen wie ungeschliffene Perlen.

1. Mumbai

Art déco 2.0

So tickt die Stadt Keine andere Metropole Indiens lebt stärker von Konstrasten: Während mitten in der City unter freiem Himmel Wäsche gewaschen wird, sind Anzugträger unterwegs in ihre klimatisierten Büros; Ein-Mann-Betriebe existieren Seite an Seite mit Weltkonzernen. Architekturfan? Dann ab an den südlichsten Zipfel der Stadt: Der dortige Art-Déco-Destrikt (ca. 300 Häuser, erbaut zwischen 1920 und 1930) kann es fast mit jenem von Miami aufnehmen. Seit 2018 ist er Unesco-Kulturerbe – und regelrecht aufgeblüht.

Nur hier… schlendert man auf dem Marine Drive dem Meer entlang oder kundschaftet im Colaba-Quartier mit den kunstvoll verzierten Giebeln, pastellenen Fassaden und Wendeltreppen neue Galerien und Cafés aus. Besonders fotogen sind die «Bombay Canteen», die «Stock Exchange Bar» und natürlich das «Effingut» mit seinem von der Decke hängenden Töff. Das Restaurant «The Table» setzt wiederum auf das Farm-to-Table-Prinzip: Alles, was auf den Teller kommt, stammt aus regionaler, betriebseigener Produktion. Und dann ist da auch noch das «Leopold Café», das 2008 Ziel eines Terroranschlags wurde und seinen Betrieb nur drei Tage später wieder aufnahm …

Wo übernachten? Vorbei die Zeiten, als das «Harbour View» einzig mit seinem bröckelnden Art-Déco-Charme punkten konnte. Letztes Jahr komplett saniert, ist es derzeit das wohl am häufigsten auf Instagram auftauchende Hotel des Quartiers. Und das hoteleigene Café bietet 24-Stunden-Betrieb und grossartige Sicht aufs Meer.

hotelharbourview.in, ab 120 Fr.

2. Guangzhou

China im Zeittraffer

So tickt die Stadt Nichts mehr mit zwielichtigen Bars und Reisschnaps-Kater! Heute ist die am Perlfluss gelegene Millionenstadt zu neuem Leben erwacht (liegts am Einfluss des nahen Hongkong?). Wolkenkratzer reiht sich an Wolkenkratzer, und dieser Tage eröffnet das erste speziell der Kunst Südchinas gewidmete Kunstmuseum (HEM / He Art Museum), dem der japanische Architekt Tadao Andō eine spektakuläre Hülle verpasst hat. Verkehr und Luftqualität haben sich drastisch verbessert, zudem besucht man die Region sechs Tage lang ohne Visum. Praktisch!

Nur hier… besucht man an einem einzigen Tag zwei der zehn höchsten Gebäude der Welt (den 600 m hohen Canton Tower mit seiner Openair-Aussichtsplattform und den 530 m hohen CTF-Wolkenkratzer) und den zwischen engen Gässchen gelegenen Ahnentempel der Familie Chen. China im Zeitraffer!

Wo übernachten? Das erst letzten September eröffnete «Rosewood» ist eins der luftigsten Luxushotels der Welt: Es befindet sich in den Stockwerken 92 bis 108 des CTF-Tower und mixt Design mit lokalem Handwerk und zeitgenössischer Kunst. Hungrig? Man isst hier auch vorzüglich … Immerhin ist dies die Wiege der kantonesischen Küche!

rosewoodhotels.com, ab 300 Fr.

3. Lagos

Afrika von morgen

So tickt die Stadt Eins vorweg: Die Hauptstadt Nigerias ist berüchtigt als unsicheres Pflaster; es ist unklug, allein oder gar zu Fuss durch ihre Strassen zu spazieren. Wer sich aber ein Taxi und einen ortskundigen Guide nimmt, erlebt ein Afrika in voller Blüte, mit innovativen E-Commerce-Startups und inspirierten Kulturschaffenden. Die Fashion Week (jeweils im Oktober) wird von Branchenkennern sehr aufmerksam beobachtet.

Nur hier… kauft man in Afrikas vielfältigstem Concept Store ein: Alara Lagos. Wer auf Wax-Prints steht, kann sich von erstklassigen Stylisten beraten lassen. Sie sind mehr der Film- als der Modetyp? Die Tour in Nollywood werden Sie nie mehr vergessen.

Wo übernachten? Das Hotel «K-Tavern» auf der Victoria-Insel ist das einzige, das sich mit persönlichem Charme vom hiesigen Einheitshotelbrei abhebt. Noch.

facebook.com/KTavern, ab 200 Fr.

4. Kapstadt

Facelifting

So tickt die Stadt Klar, die Lage der «Mutterstadt Südafrikas» zwischen Meer und Table Mountain ist spektakulär. Seit noch nicht all zu langer Zeit ist sie aber auch ein Hotspot für Ästheten: Der Waterfront wurde nicht nur durch eine Reihe von Luxushotels ein Faceliftig verpasst, sondern vor allem auch durch den Bau des grossartigen Aquariums und des Zeitz MoCAA, des ersten Museums, das sich ausschliesslich der zeitgenössischen afrikanischen Kunst verschrieben hat. Fantastisch, wie der Londoner Architekt Thomas Heatherwick ein stillgelegtes Kornsilo in einen Kulturtempel verwandelt hat

Nur hier legen Bewegungsfreudige, nachdem sie den Table Mountain erklommen haben, noch eine Surfsession ein. Schöngeister schlendern derweil durch die Galerien und über den Neighbourgoods Market in Woodstock oder gönnen sich einen Heliflug übers Kap der Guten Hoffnung. Zum Znacht trifft man sich bei Dale Roberts in der «Test Kitchen».

Wo übernachten? Im Labotessa, einem der traditionsreichsten Hotels von Kapstadt.

labotessa.com, ab 320 Fr.

5. Belgrad

Gestern und morgen

So tickt die Stadt Wie mit dem Lineal gezogene Strassenachsen aus der Zeit des Kommunismus, Tito-Mausoleum, der Beli-Dvor-Palast, den Alexander I. von Jugoslawien für seine Prinzensöhnen bauen liess – die (traurige) Geschichte der Stadt ist allgegenwärtig. Derweil wird am rechten Ufer der Save an der Zukunft gebaut: Da wachsen Hochhäuser, Hotels, Konferenzzentren am Laufmeter. Selbst die Partyjugend scheint sich nicht zwischen gestern und morgen entscheiden zu wollen – und hört ebenso Underground-Elektro wie alte Zigeunerweisen.

Nur hier… sind zwischen zwei Museumsbesuchen (herrliche Ikonen!) Cevapcici ein Muss. Abends relaxt man auf einem der Splavovi, zu Beizen umfunktionierten Lastkähnen. Coole Graffiti gibts am Dorćol Platz – einst Judenquartier, dann Industriezone, jetzt Ort für Alternativkultur. Schnell hin, bevor er gentrifiziert wird!

Wo übernachten? Das «Mama Shelter» passt sich lustvoll dem Belgrader Allerlei an: in der Deko, mit der Musik, auf der Menükarte …

mamashelter.com, ab 100 Fr