Seit 1921 produziert Weleda in Arlesheim Naturkosmetik, die im Einklang mit Mensch und Natur steht.

Sie gilt als Schweizer Ikone, schon fast als Nationalpflanze. Dass es sich beim Edelweiss um einen Einwanderer handelt, dürfte selbst Grenzkontrolleure verwundert die Augen reiben lassen. Denn ursprünglich stammt die Bergblume, die Zürcher Botaniker im 19. Jahrhundert zunächst als «Wollblume» bezeichneten, aus dem Himalaya und aus Sibirien. Der Anblick des «Überläufers» gefiel nicht allen. Nach einer Wanderung durch die Berner Alpen im Jahr 1881 bezeichnete der Schriftsteller Mark Twain das Edelweiss als die «hässliche Schweizer Lieblingsblume», ihre Blüten hätten «die Farbe von Zigarrenasche».

DIe Creme wird in nachhaltige Glastöpfe abgefüllt.

Twains Beschimpfungen konnten seinem Kultstatus nichts anhaben: Das Edelweiss ziert nicht nur den Fünfliber, sondern auch die Flugzeuge der gleichnamigen Airline. Neu befindet es sich in einer Creme, deren Hersteller ebenfalls nahezu als Schweizer Nationalgut betrachtet wird. Seit der Gründung im Jahr 1921 entwickelt Weleda in Arlesheim bei Basel Pflegeprodukte und anthroposophische Arzneimittel, die auf die Kraft der Natur setzen.

Kakaobutter wird zurechtgeschnitten.

«Die Pflanzen für unsere Naturkosmetik werden auf biodynamische Art und Weise angebaut, nach höchstem Demeter-Standard. Wo gibt es das noch in der Landwirtschaft? Nichts ist künstlich, es werden weder Dünger noch Pestizide eingesetzt», erklärt CEO Tina Müller.
Die 56-Jährige führt Weleda seit Oktober 2023 in die Zukunft. Dazu gehören auch ein neuer Markenauftritt und die Unterzeile «Swiss Natural Science», die alle neuen Verpackungen ziert. Denn, so Müller: «Wir sind ein Schweizer Unternehmen. Wir haben unsere Laboratorien in der Schweiz. Wir produzieren die meiste Kosmetik in der Schweiz, und wir haben nie darüber gesprochen.»

Die Creme landet in grossen Beuteln.

Anbau im Wallis

Im Schnitt landen rund 18 Rohstoffe in einem Weleda-Produkt. In der Nachtcreme mit Blauem Enzian und Edelweiss sind es sogar 25. Die Anti-Aging-Linie ist die erste, die unter dem neuen Logo und Slogan positioniert ist. Um die beiden Alpengewächse zu gewinnen, müssen die Biologen aber nicht ihre Wanderschuhe überstreifen und in den Bergen kraxeln. Der Blaue Enzian und das Edelweiss werden im Wallis von einer Kooperative angebaut. Sobald die Pflanzen geerntet und getrocknet worden sind, machen sie einen Abstecher ins deutsche Schwäbisch Gmünd, wo alle ätherischen Ölmischungen von Weleda produziert werden. Pro Jahr benötigt das Unternehmen rund 70 Tonnen ätherische Öle für seine Cremes, Seren, Duschen und Seifen.

Das Aromaöl steckt voller Kräuter und Pflanzen.

Zurück in Arlesheim schwappt das kostbare Gold in einer grossen blauen Tonne, bevor es im Homogenisator weiterverarbeitet wird. Dieser sorgt dafür, dass die Fettphase – zum Einsatz kommen Sonnenblumenöl, Olivenöl, Sheabutter und Kakaobutter – und die Wasserphase einer Creme sich vermengen. Dazu rotiert es in den beiden silberfarbenen Stahlcontainern, die an jene in Molkereien erinnern, ordentlich: Mit rund 4500 Umdrehungen pro Minute werden die beiden Phasen homogenisiert. Erst im letzten Schritt wird die ätherische, leicht flüchtige Ölmischung über einen externen Schlauch unter Vakuum beigemischt. Der Aktivkomplex aus Blauem Bio-Enzian, Bio-Edelweiss und Centella asiatica soll die Kollagenproduktion um bis zu 60 Prozent ankurbeln.

In der Homogenisierungsmaschine werden die Fettphase und die Wasserphase vermengt.

Abgefüllt wird die fertige Creme dann eine Etage tiefer: Auf «Tiegellinien» befüllt eine Maschine
43 Glastiegel pro Minute, bringt das Logo an und montiert den Deckel, bis das fertige Produkt zuletzt in der Verpackung landet. Von hier aus tritt es seine Reise in die Welt an – denn vor allem in den USA sind die Schweizer Schönmacher echte Verkaufsschlager. Ob es auch daran liegt, dass Influencerin Hailey Bieber neu für Weleda wirbt?

«Wir wollen mit unseren Produkten ganz klar demonstrieren, dass Naturkosmetik genauso wirksam und leistungsstark ist wie jede andere konventionelle Gesichtspflege», sagt Müller. Schliesslich gehört das Unternehmen bis heute der Klinik Arlesheim, die einst von Ita Wegman gegründet worden ist. Gemeinsam mit dem Naturwissenschaftler Rudolf Steiner und dem Chemiker Oskar Schmiedel hatte sie sich aufgemacht, Naturkosmetik mit einer anthroposophischen Philosophie zu entwickeln: für den Einklang von Körper, Geist und Seele. Dass dabei die eine oder andere Falte gemildert wird – umso besser!

Tina Müller

Die gebürtige Deutsche studierte BWL und VWL in Trier und in Lyon. Anschliessend arbeitete sie als Produktmanagerin bei Wella, bevor sie 17 Jahre lang für Henkel in mehreren Positionen tätig war, zuletzt als Corporate Senior Vice President. Seit 2017 war sie Vorsitzende der Geschäftsführung von Douglas. Anfang Oktober 2023 wechselte die 56-Jährige als CEO zu Weleda und lenkt seither die Geschicke des Schweizer Unternehmens für Naturkosmetik. Tina Müller lebt in Arlesheim.