Der liebste Malgrund des Künstlers sind Fassaden und Schaufenster.

Als Knirps soll er die Wände im elterlichen Wohnzimmer mit Zeichnungen verziert haben. Mittlerweile ist Alexandre Benjamin Navet 36 Jahre alt – und hat das Bemalen von Wänden zu seinem Beruf gemacht.

Der französische Künstler setzt dabei auf einen lebensfrohen, im besten Sinne kindlichen Stil, der sich gern mal auf einer ganzen Gebäudefassade breitmacht – wie auf jener des Kunstmuseums (Hôtel des Arts) in Toulon. In den Innenhof des altehrwürdigen Hôtel de Crillon an der Place de la Concorde in Paris hat Navet gar eine ganze Yacht hineingezaubert, die so tut, als sei sie dreidimensional! Aber es geht auch dezenter: Seit zwei Jahren spannt Navet mit Van Cleef & Arpels zusammen; diesen Frühling hat er in sämtlichen Boutiquen und Schaufenstern des Edeljuweliers rund um den Globus einen reizenden Garten mit Blumen und Schmetterlingen «gepflanzt» – wie ein Stück verzauberte, einem Bilderbuch entsprungene Natur.

Hausfassaden, Luxusschaufenster… Wo würden Sie Ihre Kunst sonst noch gern mal sehen?

Am Himmel! Ich hab kürzlich herausgefunden, dass Alexander Calder (Foto) Flugzeuge bemalt hat. Mir gefällt die Idee, dass eine Zeichnung abheben kann, sehr gut.

Wessen Werk inspiriert Sie ausserdem?

Die von Jean Dubuffet! Ich freue mich sehr, dass sein Tour aux Figures (Foto) in Issy-les-Moulineaux unweit von Paris endlich wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Betritt man den Turm, hat man das Gefühl, in ein Bilderbuch eingetaucht zu sein.

Das ist bei Ihnen eigenen Arbeiten ganz ähnlich. Woher kommt Ihr Stil?

Alles begann mit dem Wunsch, Farbe in ihrer ganzen Kraft rüberzubringen. Deswegen greife ich oft zu reinen Pigmenten. Ich arbeite am liebsten mit Ölpastellkreiden, weil diese die Lebendigkeit und Dynamik, die ich vermitteln möchte, am besten rüberbringen können.

Eine Farbe, ohne die Sie nie auskommen würden?

Sonniges Gelb schaffte es eigentlich in jedes meiner Bilder. Wenn ich optisch Perspektiven öffne, beleuchte ich sie gern gelb. Diese Farbe ist wohl der wichtigste Bestandteil meines visuellen Vokabulars.

Sie haben auch ein Flair für Vasen…

Genau, Vasen sind gewissermassen die Schauspieler in meinen Bildkulissen. Ich sammle Vasen und verschenke sie gern. Aber: Ich fülle sie nie.

Weil Sie Blumen lieber ungepflückt mögen?

Ich glaube schon, ja. Für Van Cleef & Arpels schwebten mir poetische, verspielte Blumen (Foto) vor, auf die sich die Schmetterlinge, welche die Bijous dieser Saisons bevölkern, gern niederlassen würden.

Ihre persönliches Bijou?

Meine Bücher! Etwa das über Carlo Scarpa (Foto) und seine Glasarbeiten (Skira-Verlag).