Recycelt, strukturiert oder austauschbar: Das Armband wird immer demokratischer und zur Spielweise für kreative Uhrmacher.

Es ist die Geschichte einer kleinen Revolution: In den 1970er- Jahren waren das britische Verteidigungsministerium und die NATO auf der Suche nach einem robusten Uhrenarmband. Leder ist nicht feuchtigkeitsresistent und Metall nicht diskret genug, da es das Licht reflektiert. Widerstandsfähiges Nylon hingegen erfüllte alle Anforderungen.

Das NATO genannte, wasserdichte Stück Stoff lockte die Uhrmacherei aus ihrer Komfortzone. Zunächst von Puristen verpönt, ja sogar verachtet, wird es dank seines leicht burschikosen Aussehens immer beliebter. Innerhalb weniger Jahre haben innovative Armbänder den Blick auf die Uhrmacherei verändert. Leder und Gelbgold sind angesichts neuartiger Materialien in den Hintergrund getreten.

Zunächst nutzten modische Uhrenbrands die Möglichkeit, Armband zu produzieren, die man im Handumdrehen selbst wechseln kann, setzten auf leuchtende Farben und Sportswear. Inzwischen ziehen traditionelle Uhrenbrands nach. Der Paradigmenwechsel geht Hand in Hand mit dem Verwischen von Grenzen zwischen Männern und Frauen und einer jungen Generation, die nach Authentizität strebt. Aber Emotion reimt sich natürlich auch auf Fachwissen. Die meisten dieser neuen Verbindungen haben jahrelange Entwicklungsarbeit hinter sich: das Kautschukarmband (Hublot, 1980), die Einführung von Keramik (Rado, 1986) oder der Einsatz von recycelten Apfel- und Maisresten (Cartier, 2021).

Die Gegensätzlichen

Sie haben sich lange Zeit ignoriert und dann heimlich beobachtet: Hublot vermählte erstmals Plastik und Edelmetall, als das Unternehmen 1980 seine erste Uhr aus Gold mit Kautschukarmband auf den Markt brachte. Drei Jahre lang wurde an der Entwicklung geforscht. Seitdem sieht man sie überall, auch wenn das Material vor allem für Tauchermodelle geschätzt wird. Erst 2015 hat Rolex den Trend mit seinem Oysterflex-Armband aufgegriffen, das aus zwei flexiblen Metallblättern besteht, die mit schwarzem Elastomer ummantelt sind.

Links: Hermès H08, 39 × 39 mm, wasserdicht bis 100 m, Preis auf Anfrage.. Rechts: Hublot Big Bang Unico Sky Blue, limitiert auf 200 Exemplare, 42 mm, wasserdicht bis 100 m, 22 600 Fr.

Die Integrierten

Vintage ist die Antwort auf fast alles: Verbundenheit mit der Geschichte, der Wunsch nach Einzigartigkeit, die Suche nach Authentizität. Einem Stück Vergangenheit wird neue Bedeutung verliehen. Bei Uhren mit integriertem Armband ist das erste Glied mit dem Gehäuse verbunden. Hinter diesem Konzept verbirgt sich Gérald Genta, der 1972 die sportlich-schicke Uhr schlechthin erfand: die Royal Oak von Audemars Piguet. Unzählige Modelle mit dieser Art von Armband finden sich in den Kollektionen des Jahrs 2023. Sie passen sowohl zu Anzügen als auch zu Jeans.

Links: Audemars Piguet Royal Oak «Jumbo», extraflach / 39 mm, Weissgold, wasserdicht bis 50 m, 70 100 Fr.. Rechts: Louis Vuitton Tambour W1ST10, Stahl, 40 mm, wasserdicht bis 50 m, 19 500 Euro.

Die Schmuckstücke

«Die gesamte Philosophie der Piaget Polo lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Sie ist eine Armbanduhr und kein Armbanduhr-Schmuck», erklärte Yves G. Piaget 1979. Die Uhr mit dem goldenen Armband war eine Sensation. Das ehemalige James-Bond-Girl Ursula Andress war die Erste, die diese Skulptur am Handgelenk trug. Armbänder für Frauen sind nicht mehr nur aus Leder oder Bändern gefertigt, sondern werden zu funkelnden Kreationen. Die Liste der für ihre Herstellung verwendeten Materialien reicht bis zu
hochkarätigen, seltenen Edelsteinen.

Links: Chanel Première ×Ray, limitiert auf zehn Stück, 1700 Diamanten mit Brillantschliff (~5,43 Karat), Preis auf Anfrage. Rechts: Piaget Limelight, 27 x 22 mm, Rotgold, «Palace»-Dekor, Preis auf Anfrage.

Die Austauschbaren

Ein kleiner Klick und man kann von einem Stahlarmband zu einem Textilarmband wechseln. Der vor einigen Jahren beobachtete Aufschwung hat sich zu einem Trend entwickelt: Fast alle Uhrenmarken bieten mittlerweile ein System an, mit dem man das Armband austauschen kann. Das Phänomen begann mit Modeuhren und betrifft heute sogar die klassischsten Stücke. Einige Kreationen setzen auf Farbe, andere auf Material. Ein Modell kaufen, mehrere besitzen.

Links: IWC Chronograph Mercedes-AMG Petronas Formula OneTM Team Edition, Titangehäuse, 41 mm, bis 100 m wasserdicht, Lieferung mit zwei Armbändern, 8600 Fr. Rechts: Vacheron Constantin Overseas, Automatikuhrwerk, 34,5 mm, Stahl, Preis auf Anfrage.

Die Dauerhaften

Fischernetze? Kunststoffflaschen? Alte Kaffeekapseln? Die Schale von Äpfeln? Das Material ist egal, Hauptsache, es wird recycelt. Uhrenhersteller suchen nach schönen und innovativen Materialien, die den Ansprüchen ihrer umweltbewussten Kunden gerecht werden, und bereiten wieder auf, was das Zeug hält. Häufig wird der Umweltgedanke in Partnerschaft mit Stiftungen weitergeführt, wodurch die Marken ihre nachhaltige Politik vertiefen können. Eine Win-Win-Situation für Hersteller und Kundschaft.

Links: Carl F. Bucherer Patravi ScubaTec Verde, 44,6 mm, wasserdicht bis 500 m, Kautschukarmband mit recyceltem PET, 6800 Fr.. Rechts: Panerai Submersible QuarantaQuattro eSteel™ Verde Smeraldo, 44 mm, eSteel™, wasserdicht bis 300 m, Armband aus recyceltem PET, 11 300 Fr.