Das Kugelbahnsystem von Cuboro ist in Kinderzimmern auf der ganzen Welt daheim. Produziert wird in Gondiswil im Kanton Bern. Naturnah und nachhaltig.

Akkurat gestapelt liegen die aufgesägten Buchenstämme auf einer sonnigen Lichtung in Gondiswil BE. Ein leichter Sommerwind weht durch die Zwischenräume der Holzstapel, angereichert mit dem würzigen Duft ländlicher Idylle. Genau hier, wo das Wesen der Schweiz in seiner reinsten Form erfahrbar ist, entstehen die Kugelbahnen der Cuboro AG.

Mehr als hundert verschiedene miteinander kompatible Holzwürfel verbinden sich zu einfachen Bahnverläufen oder komplexen Tunnelsystemen, die Kinder und Erwachsene begeistern. «Eine simple Idee, die sogar in Japan und den USA ein Verkaufsschlager ist und mittlerweile in über 30 Ländern weltweit die Herzen der kleinen und grossen Baumeister erobert hat», freut sich Sebastian Etter. Sein Vater Matthias, Urheber des beliebten Kugelbahnsystems, hat das Unternehmen 1986 gegründet. Im Jahr 2020 übernimmt Sebastian die Geschäftsleitung.


Aber fangen wir von vorne an, zurück auf der Wiese hinter der Schreinerei Nyfeler Holzwaren AG, wo duftendes Schweizer Buchenholz geduldig auf seine Transformation wartet. Die Cuboro AG produziert das Kugelbahnsystem dort seit über 30 Jahren. Zuerst Hans Nyfeler, mittlerweile sein Sohn Remo und dessen Frau Margret. «Klar, erst mal spielen hauptsächlich die Kinder mit den Kugelbahnen, bis dann die Eltern und Grosseltern den Spass an der Sache entdecken», so Etter. «Nicht nur beim Material, auch bei der Verarbeitung werden keine Kompromisse gemacht. Wir verzichten auf Gift, Pestizide oder Chemikalien. Das Holz ist zu 100 Prozent naturbelassen.»

Das Holz lebt

Buche ist ein Hartholz und in der Schweiz im Überfluss vorhanden, kein Grund also, es aus dem Ausland zu beziehen. «Wir kaufen das Buchenholz direkt in der unmittelbaren Umgebung», erzählt Remo Nyfeler. Gesägt werden die Stämme zwischen November und April, anschliessend trocknen sie ein Jahr lang. «An einem luftigen, sonnigen Standort wie hier, direkt vor unserer Haustür.»

Verarbeitet wird der ganze Stamm, aber nach vielen Arbeitsschritten und mehreren Qualitätskontrollen bleiben am Schluss nur rund 40 Prozent Holz übrig. Dieses wird dann in Form hochwertiger Elemente als Cuboro-Set verpackt. Das Abfallholz nutzt Remo Nyfeler für kleinere Aufträge, zum Heizen von Wohnhaus und Schreinerei oder er verkauft es als Brennholz weiter. Im ersten Produktionsschritt fräsen zwei Mitarbeiter die Bretter auf rund 6 Zentimeter dicke Stäbe zu. «Beim finalen Mass von 5 × 5 Zentimetern erlauben wir keinen Spielraum. Das ist das Spezielle bei uns, unsere Toleranz liegt bei maximal 0,05 Millimetern! Das entspricht ungefähr der Dicke eines Haares», so Nyfeler.

«Das genaue Arbeiten mit Holz ist herausfordernd, da sich seine Dimensionen in Abhängigkeit der relativen Luftfeuchtigkeit immer wieder verändern.» Nach dem Zuschnitt kommen die Stäbe in eine Trocknungskammer. Hier schwitzen sie bei über 50 Grad Celsius rund drei Wochen, bis der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes nur noch bei 7 bis 8 Prozent liegt. Dann geht’s mit der Feinarbeit weiter.

Von Hand und mit Maschine

Bis zu 30 Arbeitsschritte sind notwendig, damit aus den Stäben ein fertiger Würfel mit Rinne und Tunnelbohrung wird. Für die Herstellung braucht es Handarbeit genauso wie moderne CNC-Fräsen und alte Schleifmaschinen. Scharfe Ecken und Kanten werden mit einer Maschine abgeschliffen, die Remo Nyfeler zusammen mit seinem Vater Hans selbst entwickelte. «Lackiert oder geölt wird nichts», so Etter. «Naturbelassen finden wir einfach am besten, nicht nur für Kinder. Ausserdem ist Holz auf Holz beim Spielen stabiler und rutscht weniger.»

Es gibt da aber noch etwas, was die Kugelbahnen von Cuboro so besonders macht. Swiss Made bedeutet für das Unternehmen nicht nur, Schweizer Material zu verwenden und vor Ort zu produzieren. Cuboro-Erfinder Matthias Etter arbeitete seit Beginn mit Remo Nyfelers Vater Hans. Sie tüftelten gemeinsam, experimentierten und vertrauten auf das Know-how des Gegenübers. Die beiden Söhne Remo Nyfeler und Sebastian Etter führen diese wertvolle Zusammenarbeit weiter und zeigen damit einmal mehr, dass die Stärke von Swiss Made menschengemacht ist.

Sebastian Etter

«Klar habe ich als Kind immer mit Cuboro gespielt», sagt Sebastian Etter lachend. «Ich habe auch früh in der Werkstatt ausgeholfen.» Tüfteln oder dann das Ergebnis präsentieren, Etter mochte schon immer beides. Trotzdem entschied sich der heute 35-Jährige erst mal für eine Kochlehre mit anschliessendem Besuch der Hotelfachschule.
«Die Liebe für das Unternehmerische liegt mir im Blut.» Also baut er einen eigenen Gastrobetrieb auf. «Hier habe ich die Kundensicht in all ihren Facetten richtig kennengelernt. Das hilft mir auch heute noch.» 2019 steigt er als Projektleiter in die Cuboro AG ein, seit 2020 ist er Geschäftsleiter.