Ein Erfolgsjahr für Victoria Beckham! Die Modeikone ist referenz für guten Geschmack und zelebriert den Zeitgeist.
New York, seine Energie, seine Ausstrahlung, seine tonangebenden Adressen und seine Berühmtheiten: Anfang Februar feierten Victoria Beckham und die aus dem Berner Jura mit Sitz in Grenchen bei Solothurn stammende Uhrenmarke Breitling im Big Apple ihre Zusammenarbeit und lancierten die neue Kollektion der Ikone Chronomat 36. Sechs Modelle in Gold oder Stahl, in limitierter Auflage, mit Zifferblättern in von Beckham ausgewählten Farben. «Das ist erst der Anfang», verkündete Georges Kern, CEO von Breitling.
Am Abend der Lancierung strömten die Schönen und Reichen in das Restaurant Indochine. Mit dabei: Schauspielerin und Viktorias Freundin Katie Holmes, Topmodel Helena Christensen und Annemary Aderibigbe, das schöne Gesicht der Uhrenkampagne. Elias Becker, der Sohn von Tennisstar Boris, stand an den Plattentellern und zog einen Schmollmund zwischen all den fliessenden Seidenkleidern. Und dann VB! Rassiger Smoking über einem Spitzentop, die braune Mähne fiel bis zur Taille. Trendsetter bewunderten den Saum der Hose, der sich am Boden wellte und der den Schuh (mit hohem Absatz) vollständig verdeckte, was für endlos lange Beine sorgte.
Zweifellos hatte Georges Kern einen bemerkenswerten Riecher, als er vor zwei Jahren an Victoria Beckham herantrat, um Breitling mit ihrem «perfekten Geschmack» zu vereinen. Die ehemalige Posh der Spice Girls hat die Kleiderakrobatik der 90er-Jahre hinter sich gelassen (ach, die lilafarbene Outfits, die sie und ihr Mann David bei ihrer Hochzeit trugen) und die 2008 eingeführte Modemarke, die ihren Namen trägt, zunehmend relevant gemacht. Wirklich als Stilikone etabliert hat Beckham sich jedoch vergangenes Jahr: Im Herbst zeigte sie ihre Kollektion erstmals an der Fashion Week in Paris, die neu lancierten Parfums sind ein Hit, ebenso die Make-up-Linie – und endlich ist nicht nur ihr Smoking schwarz, sondern sind es auch die Zahlen auf der Gewinnrechnung. Auch die Netflix-Serie «Beckham», die die Karriere ihres Fussballergatten beleuchtet, war ein Erfolg und warf ein Schlaglicht auf das Paar, auf unerwartete und besonders liebenswerte Weise. Auf dem Bildschirm präsentierten die beiden sich als Komplizen, die stolz auf den gemeinsam zurückgelegten Weg und auf den Familienclan mit drei Kindern sind. Während David seinen Grill inbrünstig poliert und seine Garderobe in Beige- und Grautönen sortiert, zeigt sich Victoria als eine unabhängige Frau, die immer einen trockenen, selbstironischen Spruch auf den Lippen hat.
Auch in New York brachte sie die Anwesenden zum Lachen, als sie Frauen, die ihr Label trugen, mit den Worten beglückwünschte: «Wie gut Ihnen dieses Kostüm steht! Was für eine Marke ist das wohl?» Die Jahre unter strenger Beobachtung durch die Öffentlichkeit und die Medien haben aber auch ihre Spuren hinterlassen. Die Geschäftsfrau ist konsequent, wenn es um die Kontrolle ihres Images geht. Sie übt ein Vetorecht gegen die Storys der Influencer aus, die zum Launch-Event eingeladen waren, gibt nur tröpfchenweise Interviews, wählt die Fragen aus, die sie beantworten möchte und liest ihre Zitate sorgfältig gegen. Sie erinnert an die gejagte Frau mit dem versteinerten Gesicht aus den frühen 2000er-Jahre, der man eine hochmütige Haltung vorwarf. Ihre Antwort? Ein T-Shirt mit der Botschaft «Fashion stole my smile» – die Mode hat mein Lächeln gestohlen . Für die Einführung der Breitling-Uhren erklärte sich Victoria Beckham vorab bereit, sieben ausgewählten Journalisten ein Skype-Interview zu geben, erlaubt waren jeweils nur wenige Fragen. Frustrierend für alle, die persönliche Begegnungen schätzen, die Aura eines Menschen und die nonverbale Kommunikation … Aber besser als gar nichts. Und so trafen wir den Star am Bildschirm. Sie in Lederjacke auf einem beigen Hotelsessel, wir Journalisten in den jeweiligen Büros in New York («Vanity Fair», «Forbes», «W Magazine»), in Tokio («Nikkei Magazine»), in Mailand («Vanity Fair Italy»), in München («Madame») … und encore! in Lausanne. Hier das, was Victoria Beckham preisgegeben hat.
Erinnern Sie sich an Ihre erste Uhr?
Oh, là, là! Als ich ein Kind war, trug ich eine andere Art von Uhr als heute. Ich glaube, ich hatte eine Flik Flak, bei der ich die Armbänder austauschen und anpassen konnte. Das hat Spass gemacht.
Wann legen Sie Ihre Uhr ab, um die Zeit zu vergessen?
Oh, ich nehme sie ab, wenn ich im Fitnessstudio bin. Ich will nicht wissen, wie spät es ist, wenn ich trainiere. Ich trage die Uhr auch nicht in der Badewanne (sie lacht) oder wenn ich mir eine Lymphdrainage oder eine Gesichtsbehandlung gönne. Es ist schön, sich diese Momente zu nehmen und zu entspannen.
Mode, Make-up, Parfums und jetzt auch Uhren: Was ist der rote Faden, der sich durch Ihre Kreationen zieht?
Ich bin immer auf der Suche nach Schönheit. Eine Luxusuhr passt perfekt zu meiner Vorstellung von Stil. Wenn ich eine neue Zusammenarbeit eingehe, möchte ich nur mit den Besten zusammenarbeiten. Das ist es, was mich an Breitling so begeistert. Ich weiss, was ich mag, aber ich kenne mich in der Uhrenproduktion nicht aus, daher habe ich es geliebt, einen Einblick in diese Welt zu erhalten. Ein weiteres Element, das besonders gut zu mir passt, ist, dass diese Uhr ein schönes Gleichgewicht zwischen feminin und maskulin darstellt.
Können Sie das näher erläutern?
Ich habe mich schon immer für die Stärke von Silhouetten interessiert. Meine Inspiration ist die Männermode mit ihren ausgeprägten Schultern. Das ist es, was mich ästhetisch anzieht. Ich bin eine Minimalistin und liebe einfache, saubere Linien und gute Schneiderkunst. Die Uhrenkollektion passt genau ins Bild: Sie ist von Grund auf maskulin, mit allem, was dazugehört, cool und spontan. Der feminine Touch kommt in den Farben der Zifferblätter zum Ausdruck. Diese Farbelemente sind auch in meinen Kleiderkollektionen sehr wichtig. Und ich mag es, wenn Uhren nicht zu leicht sind. Wenn man das Gewicht spürt, um sich dieses Luxus bewusst zu werden. Ich trage sie locker, wie ein Armband.
Welches Modell ist Ihr Favorit?
Das ist schwer zu sagen, denn ich finde, dass sie alle sowohl zu einer lässigen Jeans als auch zu einem Abendkleid getragen werden können. Sie wirken immer elegant und gleichzeitig unkompliziert. Aber das goldene Modell mit dem sandfarbenen Zifferblatt liegt mir besonders am Herzen. Das trage ich am häufigsten. Es handelt sich um eine Legierung mit einer wirklich besonderen Nuance, und Gelbgold wurde noch nie zuvor für ein Damenmodell des Breitling Chronomat verwendet. Die Uhr passt perfekt zur DNA meiner Marke.
Das Branding ist auffällig unauffällig.
Ich wollte ein subtiles Branding. Ich mag keine zu offensichtlichen Logos. Aber meine Initialen auf dem Zifferblatt kreisen zu sehen, macht mir gute Laune!
Was bedeuten Uhren für Sie im Alltag?
(Sie lacht) Nun, in erster Linie sind sie eine Möglichkeit, pünktlich zu sein! Mein Mann hat mir im Laufe der Jahre mehrere Uhren geschenkt. Jedes Mal, wenn ich sie ansehe, kommen mir bestimmte Erinnerungen in den Sinn. Ich habe eine sehr persönliche Beziehung zu meinen Uhren.
Wer ist Ihre Kundin – oder ihr Kunde, da man heute nicht mehr streng zwischen den Geschlechtern unterscheidet?
Ich verbringe viel Zeit damit, mit meiner Community in sozialen Netzwerken zu kommunizieren, und ich habe das Gefühl, dass ich verstehe, was die Leute wollen. Diese Beziehung ist sehr wichtig. Da ich nun auch Beautyprodukte anbiete, verändert sich die demografische Zusammensetzung meiner Kundschaft. Ich hinterfrage mich ständig. Und wenn ich Zweifel habe, erinnere ich mich an meine eigenen Wünsche.
Wenn Sie auf Ihre Karriere in der Modebranche zurückblicken, auf welchen Moment sind Sie besonders stolz?
Die Modenschau in Paris im Oktober war für mich ein absoluter Traum. Ich habe in London und in New York viel gelernt, aber Paris ist etwas ganz anderes! Dort in die Modegemeinschaft aufgenommen zu werden, war ein grosser Moment. Ein weiterer Höhepunkt war die Einführung meiner Parfums vor Kurzem. Ich habe acht Jahre lang an dieser Idee einer unabhängigen Marke gearbeitet, dieses Projekt ist eine echte Herzensangelegenheit, die ich Schritt für Schritt verfolgt habe. Mit jedem Duft erzähle ich eine sehr intime Geschichte, die ich noch nie zuvor preisgegeben habe.
Gibt es eine Zeit in Ihrem Leben, die Sie geprägt hat?
Um ehrlich zu sein, bin ich im Hier und Jetzt absolut glücklich. Ich finde es ziemlich fantastisch, älter zu werden (VB wird im April 50, Anm. d. Red.), weil man in dem Alter wirklich versteht, wer man ist und was zu einem passt. Manchmal schaue ich mir alte Fotos von mir an und schmunzle über mein Aussehen. Ich bin ziemlich stolz auf meine modische Entwicklung.
Gibt es ein Kleidungsstück, das Sie verkörpert?
Vielleicht das Etuikleid. So habe ich angefangen, mit einigen gut durchdachten Kleidern, ohne viele Details. Der Schlüssel liegt in der Umsetzung. Diese sehr eng anliegenden, gut geschnittenen Stücke waren von Anfang an da und bleiben die wichtigsten in meinen Kollektionen. Natürlich ändern sie sich mit den Jahreszeiten leicht.
Bewahren Sie bestimmte Stücke für Ihre Kinder auf?
Ich baue ein persönliches Archiv meiner Kollektionen auf, auch wenn ich nicht alles aufbewahre. Ich schöpfe regelmässig aus diesem Fundus. Und ich behalte natürlich auch gewisse Accessoires und Uhren, um sie an die Kinder weiterzugeben. Es ist lustig, denn der Stil der 90er-Jahre ist wieder im Kommen, und die Kinder fragen uns immer wieder: «Ich hoffe, du hast das und das noch?» Und in der Tat haben wir eine Menge Dinge behalten. Allerdings habe ich vor einigen Jahren einen Grossteil meiner Garderobe für einen wohltätigen Zweck verkauft. Der Verkauf hat eine Menge Geld eingebracht. Natürlich dachten wir, dass wir einige dieser Kleidungsstücke nie wieder tragen würden …
Ihr T-Shirt mit der Aufschrift «My Dad had a Rolls Royce» (Mein Vater besass einen Rolls Royce), eine ironische Anspielung auf eine Szene aus der Serie «Beckham», war ein Verkaufsschlager. Wie wichtig ist Humor in Ihrer Vorstellung von Luxus?
Humor ist wichtig. Ich liebe, was ich tue, aber man darf nie vergessen, dass es sich um Mode und Schönheit handelt. Beim Entwerfen braucht es eine gewisse Leichtigkeit. Ich glaube, die Leute mögen diese Slogan-T-Shirts, weil sie lustig sind, leicht zu tragen und einen guten Einstieg in ein Gespräch bieten. Sie brechen das Eis, weil jemand am Ende immer einen Kommentar zu dem abgibt, was auf Ihrer Brust steht. Ich habe viel Spass dabei und denke, dass ich ein Talent dafür habe, Sprüche zu finden, die ins Schwarze treffen.