In „Les vignobles vaudois“ erinnert Jacques Dubois daran, wie uncharmant sich die Experten der Eidgenössischen Forschungsanstalt Pully-Caudoz 1944 über die Mondeuse äusserten: „Von dieser Rebsorte ist jedem Winzer, der guten Wein produzieren möchte, abzuraten. Wir hoffen, dass sie überall, wo sie je gepflanzt wurde, wieder verschwinden wird.“ Wohingegen der spätere Bundesrat Ernest Chuard feststellte: „Der grosse Rote (Mondeuse) gelingt in Begnins besser als im Rest des Kantons.“ Trotzdem blieb man unnachgiebig, und so verschwand die Mondeuse 1965 bis Anfang der Nullerjahre von der Liste der im Kanton Waadt zugelassenen Rebsorten.

Heute feiert sie ein Comeback: auf der Domaine du Satyre der jungen Waadtländer Winzerin Noémie Graff. Nachdem sie die Mondeuse der Familie Chollet (in Lavaux) und jene der Familie Mermoud (in Genf) probiert hat, ist Noémie Graff voll des Lobes für die Traubensorte. Im Weinberg muss man zwar den Ertrag begrenzen und die Schultern vor der Reife schneiden, aber da sie einen Monat nach dem Pinot Noir geerntet wird, müssen im Keller weder Sulfite noch Hefen hinzugefügt werden.

Ein „Naturwein“ also? Einige Winzer in Savoyen, ihrer ursprünglichen Heimat, bieten die Mondeuse als solchen an. Aber Noémie graff – obwohl Mitglied des Weinkomitees von Bio-Suisse (Knospe) und des Schweizer Naturweinverbands – liebt sie in ihrer traditionellen Version, ohne Holzausbau: „Meine Mondeuse ist mir aromatisch genug.“ Der 2020-er war schön pfeffrig und dank seines geringen Alkoholgehalts (12%) und seiner lebhaften Säure ausgesprochen süffig. „Mit der globalen Erwärmung dürfte sie als spätreifende Sorte mit mässigem Alkoholgehalt Zukunft haben“, sagt Graff. In diesem Jahr, in dem der Sommer heiss und trocken war, erntet Graff sie erst im Oktober. Und sie verspricht, noch mehr davon zu pflanzen.

Mondeuse noire 2021, 25 Fr./75 cl, www.lesatyre.ch