Die Kreativdirektorin des Uhrenherstellers Cartier verkörpert eine Leichtigkeit, die pure Eleganz ist.

Ein direkter Blick und ein Lächeln auf den scharlachroten Lippen, das Haar ist gekonnt zerzaust. Marie-Laure Cérède ist seit 2017 Kreativdirektorin der Uhrensparte bei Cartier und seit 2021 auch die Leiterin der Schmuckkreation. Als leidenschaftliche Kunst- und Edelsteinliebhaberin ist sie seit über zwanzig Jahren im Haus mit dem Panther tätig, zuvor arbeitete sie für das Juwelierhaus Harry Winston, den «König der Diamanten».

Die nonchalante Art der Frau, die auch Tänzerin hätte werden können, wenn sie nicht ihre Liebe für Juwelen entdeckt hätte, spiegelt sich ebenfalls in den neuesten Modellen von Cartier. Auch ihr persönlicher Stil verkörpert diese mühelose Raffinesse. Marie-Laure Cérède sitzt auf einem Sofa wie eine Libelle, die sich ihre Blume ausgesucht hat, und erzählt in bildhaften Worten von ihrer Welt.

Ein Ort, wo Sie Seelenfrieden finden?

Ein kleines Dorf auf der griechischen Insel Spetses (Foto).

Und welcher Ort beflügelt Ihre Fantasie?

Ach, das ist Paris! Ich bin sehr empfänglich für die Ästhetik, der Place des Victoires (Foto), die kleinen Viertel aus dem 17. und 18. Jahrhundert… Ich liebe es, wenn man irgendeine Tür öffnet und sich in einem wunderschönen Innenhof wiederfindet. Paris ist ein einziges Staunen.

Gibt es ein Museum, das Sie dort besonders berührt?

Das Arts Décoratifs (Foto), ohne zu zögern! Ich verpasse keine Ausstellung und bin ein absoluter Fan von Jeanne Lanvin. Alles, was handwerklich ist, begeistert mich. Ich werde dort jeweils in die mythische Dimension der Vergangenheit versetzt, eine Art zurück zu den Wurzeln. Auch wenn ich zeitgenössische Kunst liebe!

Und wie sieht es mit zeitgenössischen Kunstschaffenden aus ?

Ich mag vor allem das Gegenständliche. Ich würde sagen, dass die Künstlerin, die mich am meisten berührt, Claire Tabouret ist. In dem, was sie sagt und was sie malt, steckt viel Seele. Andere Künstler, die sich eher von der Strasse inspirieren lassen, sprechen mich ebenfalls an, wie Toxic, der mit Basquiat gearbeitet hat. Aber Claire Tabouret (Foto) bleibt meine Favoritin.

Ein Stein, der Sie inspiriert?

Der Onyx (Foto) – für den kleinen Hauch von Schwarz, der so wichtig ist, um Kontraste zu schaffen und zu betonen.

Was ist Ihr Favorit in der aktuellen Cartier-Uhrenkollektion?

Ich habe drei. Mein erster ist die einfachste Uhr – und je einfacher die Idee, desto schwieriger ist es manchmal, das Modell zu realisieren: die Baignoire bangle (Foto). Dieses Modell modernisiert einen Klassiker und die Art und Weise, wie man ihn trägt, ist innovativ. Ich mag die Anhäufung von Armbändern und das feine Geklingel am Handgelenk.

Ich liebe auch die Clash Unlimited (Foto), eine sehr starke Referenz des Hauses. Ich bin kein Fan von dem Begriff „Schmuckuhr“, bedeutet es doch, dass es sich um ein abgeändertes Schmuckstück handelt. Für mich geht es eher darum, die Uhr wie ein Schmuckstück zu bearbeiten. Das haben wir mit dieser Uhr getan, die mit ihrer Funktion schön ist. Würde man die Uhr abnehmen, würde das Stück seinen Reiz verlieren. Die Kugeln, die sich bei Berührung drehen, sind sehr sinnlich. Das gesamte Juwelier-Know-how des Hauses fliesst in die Uhrmacherei ein. Man erkennt sofort, dass es sich um eine Cartier-Uhr handelt, ohne dass ein Logo irgendwo zu sehen ist.

Die Tank Normale (Foto) verkörpert schliesslich die Radikalität, die Nüchternheit des Hauses. Rein, schlicht, elegant. Eine Eleganz ohne Verzierungen, die fast selbstverständlich ist. Da es schwierig ist, eine so perfekte Uhr zu überarbeiten, haben wir sie an ein Metallarmband montiert – eine Premiere! Es ist inspiriert von einem Plättchenarmband aus dem frühen 20. Jahrhundert, fliessend wie ein Textil. So wirkt die Uhr kraftvoll und zart zugleich. Sie ist ein echtes Designstatement.

Jeanne Toussaint ist die berühmte Cartier-Muse. Gibt es ein Bild von ihr, das Sie besonders mögen?

Ich mag das Schwarz-Weiss-Foto (Foto), auf dem sie ihre Zigarettenspitze stolz in der Hand hält. Sie trägt eine grosse Kette aus perfekten Perlen um den Hals. Ich bin sehr empfänglich für diese Art von Einfachheit und Eleganz. Und was mir an der Geschichte dieser Frau besonders in Erinnerung bleibt, ist ihre Kühnheit. Übrigens trug sie immer Stiefeletten!

Und was ist mit Ihren Stiefeln?

Oh la la, ich kenne nicht einmal die Marke! Ich kaufe, was mir gefällt, wenn ich unterwegs bin, ohne auf eine Marke zu achten. Das kann auf einem Markt in der Provence sein, bei Isabel Marant oder bei befreundeten Designern wie Fauré Le page (Foto), dessen Taschen ich liebe: klassisch, aber mit einem Twist, einem Sinn für Humor.

Welchen Stellenwert hat der Humor in Ihrem eigenen Schaffen? Wird bei Cartier viel gelacht?

Humor kann in manchen Fällen eine kreative Haltung sein. In der Juwelierkunst ist eine zweite Sicht, eine zweite Ebene wertvoll. Um zu zeigen, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt. Es ist eine Art Bescheidenheit, die ich für einen grossen Juwelier für wichtig halte. Es ist auch eine Art, Intimität mit der Person herzustellen, die das Schmuckstück trägt. Schauen Sie: Der Panther auf der Uhr (Foto), die ich trage, kann mit seinen kleinen Eckzähnen als wild, aber auch als kleines Haustier wahrgenommen werden. Es ist dieser doppelte Blick, der interessant ist. Man muss mit einem Schmuckstück spielen können. Es anders betrachten als einen wertvollen und ernsten Gegenstand.

Was ist Ihr Lieblingsbuch?

Ich bin eine eifrige Leserin. Eines meiner Lieblingsbücher ist nach wie vor „Sur les chemins noirs“ von Sylvain Tesson, mit diesem persönlichen Zeugnis der Resilienz. Und es ist so gut geschrieben, dass man frenetisch liest, obwohl eigentlich nicht viel passiert. Ein weiteres aussergewöhnliches Buch ist Alice Ferneys „La conversation amoureuse“ (Das Liebesgespräch) (Foto): Darin beschreibt sie auf wunderbare Weise alle Arten von Liebesgefühlen. Ein wahrer Genuss!

Und was verführt Ihnen Gaumen auf dem Teller?

Ich bin ein Genussmensch, ich mag alles, solange es Farbe auf meinem Teller hat! Ich sollte es nicht zu laut sagen, aber ich liebe Gänseleberpastete. Und da ich meine Kindheit in Gabun verbracht habe, wo mein Vater Diplomat war, habe ich den Geschmack von scharfen Gerichten beibehalten. Und ich liebe schöne Cocktails, wie den Pornstar Martini (Foto).

Was ist Ihre Lieblingsblume?

Ich liebe die Porzellanrose (Foto). Das ist eine afrikanische Blume, die tatsächlich wie aus Porzellan aussieht, weil ihre Struktur so unglaublich ist. Was für eine wunderschöne exotische Blume!