Der holländische Künstler hinterfragt mit seinen monumentalen Installationen unsere Beziehung zur Natur.
Zu seinen Kunden gehörten die ganz grossen Namen: Coca-Cola, Nike, Heineken. Doch irgendwann hatte der Werber Thijs Biersteker das Gefühl, dass Namen eben doch nur Schall und Rauch sind. Er wollte seiner Arbeit mehr Sinn geben. Und so begann er 2008 eine künstlerische Karriere. Der grosse, ganz in Schwarz gekleidete Mann lebt und arbeitet heute in Amsterdam. In einem Vorort, in einer ehemaligen Papierfabrik, herrscht fröhliches Tohuwabohu, werkeln Handwerker und Künstler nebeneinander. Mit seinem Studio Woven kreiert er ökologisch-technisch-interaktive, oft massive Installationen. Sie sind von der Natur inspiriert und sollen die Öffentlichkeit für die Dringlichkeit der Umweltproblematik sensibilisieren. Sie sind auch dem Haus Ruinart aufgefallen. Biersteker ist einer von sechs Kunstschaffenden, die die «Carte Blanche 2024: Conversations avec le vivant» erhalten haben. Das Projekt zielt dar auf ab, Kreation und Natur miteinander in Dialog zu bringen.
Woran arbeiten Sie derzeit?
An ««Xylemia», die Installation wird in den Jardin des Artistes Ruinart (Foto) in Reims einziehen. Es handelt sich um eine Art Bonsai, der auf weissen Stelzen steht. Hightech-Sensoren zeigen den Saftfluss in seinem Inneren an. Die Skulptur soll die Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Pflanze aufzeigen. Dann schützen wir Bäumen vielleicht besser.
Was gefällt Ihnen an Amsterdam?
Ich mag vor allem die Vororte. Abseits der Touristenströme versteckt sich die Kreativität. Zum Beispiel das NXT-Museum für digitale Kunst oder das Restaurant POF, das mit lokalen Lebensmitteln kocht.
Welcher Ort hat Sie tief beeindruckt?
Für ein UNESCO-Programm reiste ich an den Amazonas (Foto), begleitet von Wissenschaftlern. Ich staunte wie ein Kind, aber war auch traurig, dass diese grüne Region pro Stunde die Fläche von zehn Fussballfeldern verliert.
Was tragen Sie immer bei sich?
Ich habe immer ein Skizzenbuch von Moleskine (Foto) bei mir, in dem ich kleine Skizzen anfertige. Das klingt ein bisschen klischeehaft, aber Klischees gibt es nicht ohne Grund. Ich nutze sie, seitdem ich 17 bin. Heute tapezieren sie eine ganze Wand in meinem Haus. Ich verehre auch Klebeband. Mit ihm repariere ich Stossstangen, Kinderwagen, Skateboards und Poster.
Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Das Buch Lo-TEK (Foto) von Julia Watson feiert die Designbewegung, die auf der Philosophie von Ureinwohnern basiert. Es behandelt Technologien, die von der Natur inspiriert sind. Es ist eine Art Bibel für mich.
Und Ihr Lieblingsgegenstand?
Ich liebe das Meer und surfe (Foto). Daher auch meine Verbindung zum Umweltschutz. Ich verehre mein Longboard Pete’s Surfboard, das mir mein Freund Peter zusammengebaut hat. Er verwendet umweltfreundliche Materialien und knallige Farben.