Geschlechterkorsetts sind kein Thema mehr. Die Labels bieten universelle Outfits an, die an allen eine gute Figur machen.
Lange Zeit liess sich die Damengarderobe von der Herrengarderobe inspirieren: Hosen, Anzüge und Derbyschuhe für Frauen? Dank Coco Chanel und Yves Saint Laurent nur zu gerne! Relativ neu ist hingegen, dass die Männer nicht vor anfänglich weiblich konnotierten Kleidungsstücken und Accessoires wie Handtaschen (Jil Sander), Röcken (Jean Paul Gaultier als Pionier) oder Spitze (Versace) zurückschrecken. Heute müssen wir nicht mehr darüber diskutieren, wer wen kopiert. Das neue Modeangebot wird von einem entschiedenen Unisex-Geist angetrieben. Die Kleidung ist nicht mehr darauf ausgelegt, die Anatomie mit ihren Kurven oder Muskeln zu betonen. Die Idee ist ein verbindendes Outfit, das sich nicht um Geschlechter und Grössen schert. Es ist wie eine Uniform – und greift damit die aktuelle Debatte über Schuluniformen auf, die nicht ausgrenzen.
Aber Vorsicht! Das Verschwimmen der Grenzen bedeutet keineswegs, dass man im schlichten Alltagslook daherkommt. Die neuen Silhouetten sind selbstbewusst und spitz, sie bewegen sich mit Schwung auf der Strasse, im Büro und auf Partys. Ein kompromissloser Auftritt.
Utility Wear – Arbeiterblau
Nachdem man sich in der Welt des Sports ausgiebig bedient hat, geht es nun auch der Berufskleidung an den Kragen: Matrosenjacken, praktische Jacken für Spengler, Uniformen für Polizisten … all diese Inspirationen vereinen Komfort, Robustheit und technische Textilien, wie zum Beispiel bei Gucci.
Der neue Anzug – Ton in Ton
Nach mehreren Saisons mit überdimensionierten Jacketts und weiten Hosen mit tief sitzendem Schritt folgt nun ein radikaler Stilwechsel. Die Anzüge sind wieder gestochen scharf und mit einer langen Silhouette. Die schlichte Eleganz wird durch Einfarbigkeit unterstrichen. Gold (siehe Tom Ford oben) ist eine gewagte Option, hingegen bleibt Schwarz ein sicherer Wert. Der Anzug ist das Kleidungsstück, das von morgens bis abends alle anzieht. So schick, so universell.
Mikro-Short – Verspielt
Das Wichtigste ist die Socke. Naiv, ein wenig an den Lederschuhen hochgezogen, entlastet sie diese Shorts, die mit ihrem weiten Volumen und ihrer sehr hohen Taille wie ein Unterrock wirkt. Eine subversive Allegorie auf die Schuluniform, flirtet das Outfit mit lässiger Respektlosigkeit.
Neo-dandy – Historische Textilien
Ob Hahnentritt oder Prince of Wales, die ultimative Webart für ein Jackett ist die, die die Schneider der berühmten Savile Row in London seit je anbieten – oder fast. Das von diesem Erbe inspirierte Sakko (wie bei Loewe, oben) scheint einem mythischen Kleiderschrank entsprungen zu sein, in dem es ein dandyhafter Grossvater hat schlafen lassen. Wie ein kleidungstechnisches Kuscheltier passt dieses Stück perfekt zu jeder Hochzeit, von einer fein geschnittenen Hose bis zur Lieblingsjeans. Ob Sneaker, Sandale oder Richelieu – Sie haben die Wahl!
Fischernetz – Fang mich, wenn du kannst
Das seit einigen Saisons präsente Thema Transparenz ist in der neuen Interpretation von einem Fischernetz inspiriert – in einer besonders robusten Version bei Isabel Marant (oben). Dieser verführerische Stoff, der zugleich kraftvoll und leicht ist, ist subtiler als die so offensichtliche Spitze. Wir lieben ihn vor allem im Sommer auf sonnenverwöhnter Haut. Abseits der Strandpartys kann dieses hochtechnische Netz (mit Laser geschnitten und präzise gezeichnet) auch im Lagenlook getragen werden. Über einem engen Top? Über einem kontrastierenden T-Shirt?