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Exosome transportieren Botschaften zwischen den Zellen. Für die Schönheitsindustrie bedeutet das eine besonders Gute.
Exo, was? Sie haben den Begriff exosom noch nie gehört? Dann sollten Sie jetzt die Ohren spitzen. Was klingt wie eine Erfindung aus einem Science-Fiction-Film sind in Wirklichkeit mikroskopisch kleine Bläschen, die auf natürliche Weise von Zellen produziert werden. Sie transportieren Moleküle wie Proteine, Lipide und RNA: «Alle Zellen in unserem Körper tauschen untereinander Botschaften aus, und diese Signale müssen von einer Zelle zur anderen gelangen. Sie werden von kleinen Bläschen, den Exosomen, transportiert», erklärt Dr. Sophie Menkes, Leiterin des Zentrums für ästhetische und regenerative Medizin in der Nescens-Klinik in Genolier.
Mit einem Durchmesser von gerade einmal 30 bis 150 Nanometern gehören Exosome zu den kleinsten Partikeln in unserem Körper.
Warum sind die Winzlinge in der ästhetischen Medizin also so beliebt? Die Antwort liegt in ihrer einzigartigen Fähigkeit, genau dorthin zu gelangen, wo die Haut sie braucht. Darüber hinaus können sie mit aktiven Inhaltsstoffen wie Antioxidantien, Kollagen oder feuchtigkeitsspendenden Molekülen «gefüllt» werden. Ihre Anwendung führt zu einer beschleunigten Regeneration des Hautgewebes, einer tiefgreifenden Reparatur sowie einer Verbesserung der Hautstruktur und -elastizität. In der Nescens-Klinik werden Exosome gerne in Verbindung mit dem Microneedling verabreicht, um ihre Absorption in der Tiefe zu maximieren. «Die ersten Effekte sind bereits nach einer Sitzung zu sehen. Bei Nescens empfehlen wir eine Serie von fünf Sitzungen im Abstand von zwei bis drei Wochen, um optimale Ergebnisse zu erzielen», sagt Menkes.
In Europa erlebt die Verwendung von Exosomen in der Ästhetik seit etwa drei Jahren einen rasanten Aufschwung. «Sie sind auch in Cremes wirksam», beteuert Menkes. In den USA und in Asien, insbesondere in Südkorea, werden Exosome schon seit Langem in der Hautpflege eingesetzt. «Diese Länder sind oft führend bei kosmetischen Innovationen», erklärt Kevin Sternberg, Facharzt für ästhetische Medizin an der Swiss Derma Clinic in Zürich. Während Exosome natürlich in unseren Stammzellen vorkommen, ist es in der Schweiz derzeit verboten, Exosome aus menschlicher Quelle in der Kosmetik einzusetzen. Eine Lösung sind Exosome, die aus Pflanzen gewonnen werden, wie die Damaszener-Rose, die in Genolier verwendet wird. Auch in Zürich erkennt man die Wirksamkeit der Rose durch die Verwendung von mesenchymalen Stammzellen. «Sie enthalten eine hohe Konzentration an Wachstumsfaktoren und Signalproteinen, was sie extrem wirksam macht», so Sternberg.
Exosome sind klein, aber mächtig und versprechen viel. «Die Membran des Exosoms ist lipidhaltig und besteht aus Fett. Das bedeutet, dass sie die Hautbarriere durchdringen kann», führt Menkes aus. Exosome werden oft mit PRP (plättchenarmem Plasma) verglichen und haben ähnliche Mechanismen, wirken aber gezielter und intensiver. «Exosome enthalten spezifische Signalmoleküle. Im Gegensatz zu PRP muss bei ihnen keine Blutprobe entnommen werden, und ihre Ergebnisse halten oft länger», sagt Steinberg. Ein besonders vielversprechender Ansatzpunkt ist die Extraktion von Exosomen aus den Blutplättchen einer Person. «Wir können die Exosome einer Person aus ihrem Blut isolieren und sie dann in eine personalisierte Creme integrieren», erläutert Menkes. Dieser Durchbruch ebnet den Weg für eine massgeschneiderte Pflege in einer völlig neuen Dimension.
Vielversprechende Aussichten
Es wird gemunkelt, dass Exosome in Zukunft sogar Botox-Behandlungen ersetzen könnten. Noch ist dies wissenschaftlich aber nicht bewiesen. «Botox wirkt, indem es die Muskeln entspannt. Exosome hingegen fördern die Zellregeneration. Das sind zwei völlig unterschiedliche Prozesse», erklärt der Zürcher Experte Sternberg. Dieselbe Logik gilt für Füllstoffe, wie sie etwa bei Augenringen verwendet werden. «Zum Auffüllen braucht man Volumen. Ein Exosom schafft jedoch kein Volumen. Es regt aber die Produktion von Kollagen und Elastin an», bestätigt seine Kollegin in Genolier.
Ausserdem beschränken sich die Anwendungsmöglichkeiten von Exosomen nicht auf die Gesichtsästhetik. Im Bereich des Haarwuchses sind die Ergebnisse ebenfalls beeindruckend. Auch Anwendungen im Intimbereich sind in der Entwicklung, insbesondere für die Regeneration der Vaginalschleimhaut. In der Medizin sind die Aussichten ebenso vielversprechend. Die kleinen Transporter können zur Abgabe von Medikamenten verwendet werden, auch im Rahmen von Chemotherapien oder anderen Krebsbehandlungen. «Das ist der beste Weg, um das Ziel zu erreichen. Anstatt ein Produkt direkt in den Blutkreislauf zu injizieren, packt man es in ein Exosom, das es direkt zur Zelle bringen wird», freut sich Menkes. Ein winziger Organismus mit grosser Wirkung.