1932 erlebte Prag eines seiner letzten glanzvollen Jahre der Ersten Tschechoslowakischen Republik, in der das Land nach 300 Jahren unter der Herrschaft des Hauses Habsburg autonom war. Aufbruchstimmung, wirtschaftlicher Erfolg und Optimismus, wohin man blickte! Das ist der Geist, den das jüngst wiedereröffnete Hotel «Alcron» noch immer – oder wieder? – versprüht. Der Unternehmer Alois Krofta wagte sich an die Moderne, die von New York inspiriert war: Es gab eine Zentralheizung, Telefone in den Zimmern, eine Tiefgarage (mit Tankstelle!) und geometrische Linien wie im Treppenhaus aus Marmor. Der Glanz der Anfänge währte jedoch nicht lange: Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt, verstaatlicht und in der kommunistischen Ära vernachlässigt. Doch jetzt gibt es ein grosses Comeback! Die kleine österreichische Gruppe Almanac hat es übernommen und zu ihren Häusern in Wien und Barcelona hinzugefügt. Was sie eint: Der Respekt vor der Geschichte und die enge Verbindung zu lokalen Künstlern. Das Savoir-Vivre der damaligen Zeit, aber mit zeitgenössischem Chic.

Hotel Almanac X Alcron: 5 Favoriten, die Lust auf einen Aufenthalt machen

1. Erhaltene architektonische Elemente

Trotz einer gründlichen Renovierung konnten verschiedene Elemente aus der damaligen Zeit erhalten werden. Die monumentale Marmortreppe ist natürlich ein Zeichen für den Stil der 1930er Jahre, als das Hotel ein modernistisches Monument war, das die neue Zeit einläutete. Klare Linien, geometrische Rhythmen: Die Arabesken von damals sollten abgeschafft werden. Der Kamin in der Eingangshalle verkörpert ebenfalls diesen Geist, der opulente Materialien und einfache Linien miteinander verbindet. In der Tat ist das gesamte Hotel von der Ästhetik der transatlantischen Passagierschiffe inspiriert, die damals die Träume von Größe symbolisierten. Das Restaurant ist wie ein Bug, der in die Zukunft weist…

2. Die Beziehung zur zeitgenössischen Kunst

Wie damals will der Ort ein offenes Ohr für die zeitgenössische Kreativität haben. An den Wänden finden regelmäßig Ausstellungen junger Künstler statt, wie z. B. Jan Bican und seine Acrylgemälde, die er gerne auf Alltagsgegenstände überträgt. Da Tschechien ein Land des Glases ist, setzt auch die Dekoration des Hotels stark auf Vasen und Skulpturen, die aus dieser jahrhundertealten Handwerkskunst hervorgegangen sind. Manchmal begegnet dem Besucher auf der Treppe ein Paar Gummistiefel … aus weißer oder goldener Keramik. Diese humorvolle Vase ist das Werk des Künstlers Maxim Velčovský. Liebhaber können sie übrigens in den Designgeschäften im Stadtzentrum kaufen.

3. Die Bar, die swingt

In der Tradition der 1930er Jahre setzt die Bar auf gedämpftes Licht und kreative Cocktails. Eine echte Speakeasy-Atmosphäre! Die Drinks sind in einem herrlichen Retro-Look gehalten, wie zum Beispiel der Kirschlikör Lucerna (wie das historische Kulturzentrum nebenan). So erinnern die Namen der Drinks an den Gründer, den Unternehmer und Architekten Alois Krofta oder seine Frau, aber auch an die ersten Charterflüge oder die Samtene Revolution, die 1989 das Ende des Kommunismus in der Tschechischen Republik einläutete.

4. Maßgeschneiderte Typografie

Der Unternehmer und Architekt Alois Krofta wollte ein Hotel von Weltklasse bauen und ließ es sich nicht nehmen, die modernsten Annehmlichkeiten wie Telefon in jedem Zimmer und Zentralheizung zu installieren. Als Höhepunkt dieses avantgardistischen Ansatzes gab er auch eine exklusive Schriftart mit dem Namen ALCRRG in Auftrag. Die Typografie als Zeichen der ultimativen Raffinesse…

5. Der Kronleuchter im Restaurant

Mit seinem abgerundeten Grundriss, der an den Bug eines Schiffes erinnert, propagiert das Hotelrestaurant entspannte Eleganz. Marmor am Boden, Kristall an der Decke und dazwischen Designermöbel. Chefkoch Richard Bielik erfindet die Klassiker der tschechischen Küche neu, mit einem Schwerpunkt auf Gemüse – was im Land selten genug ist, um hervorgehoben zu werden. Und wenn der Feinschmecker von seinem Teller aufschaut, lächelt er über das glückliche Glitzern der strahlenden Kronleuchter.