Die Londoner Designerin mag Räume mit friedlicher Atmosphäre. Dabei setzt sie auf natürliche Materialien und viel Liebe zum Detail.

Wohlbefinden: ganz schön überstrapaziert, der Begriff; man denkt automatisch an Spa-Programme und Detox-Kuren. Dabei gibt es jemanden, der das Wellbeing-Prinzip wirklich und wahrhaftig verinnerlicht hat: Ilse Crawford. Die Londoner Designerin legt grossen Wert auf Details, sucht so lang nach der richtigen Form, dem passenden Material, der stimmigen Farbe, bis sich damit eine Umgebung schaffen lässt, in der die Seele auftanken kann. Das Ergebnis? Viele scheinbar schlichte Objekte, die jedoch weit über den ersten Eindruck hinaus wirken – wie die neuen Vasen aus Recycling-Glas für Ikea. Mit ihrem 15-köpfigen Team von Studio Ilse gestaltet die 60-Jährige auch öffentliche Orte, vom «Refettorio Felix», einer Gemeinschaftsküche in London, bis hin zur First-Class-Lounge der Airline Cathay Pacific in Hongkong. «Ich strebe eine Atmosphäre der Geborgenheit an, in der den Menschen danach ist, freundlich miteinander umzugehen.»

Für Ikea gestalten Sie Objekte zu sehr niedrigen Preisen. Warum?

Mir gefällt der Gedanke, dass jeder die Atmosphäre seiner Wohnung durch kleine emotionale Aufladungen verändern kann. Die Duftkerze Behjärtad (Foto) zum Beispiel riecht nach Holzfeuer – ein Stück Natur, das alle aus der Kindheit kennen.

Ihr Bambusleuchte Sinnerlig (Foto) ist schon seit sechs Jahren ein Bestseller.

Ich liebe es, dass wir mit diesem Projekt echte, unter ausgezeichneten Bedingungen in Vietnam ausgeführte Handarbeit zu einem kleinen Preis anbieten können. Das Stück ist eine Ode an die Handwerkskunst.

Waren Sie vor Ort?

Ich durfte zwei Fabriken besuchen und war beeindruckt, wie lebendig das Kunsthandwerk dort ist. Zudem entdeckte ich die Wasserhyazinthe (Foto) : Sie wuchert, man erntet sie – und ihre Binsen werden zu Rattan, das sich flechten lässt. Eine Pflanze als Teil der industriellen Produktion!

In Helsinki haben Sie das Restaurant Savoy neu gestaltet.

Ja. Es brauchte menschliche Wärme, aber die Originale von Aalto (Foto) von 1937 sind restauriert immer noch wunderbar. Ich arbeite sehr gern mit dem, was schon vorhanden ist.

Sie haben an gedruckten Zeitungen mitgearbeitet. Lesen Sie sie auch?

Mein Vater war Redaktor, und so hege ich eine grosse Zuneigung für Printerzeugnisse. Ich lese die «New York Times», «The Economist», «The Guardian», zudem Designmagazine wie «Openhouse» (Foto) oder «Dirty Furniture» .

Ihre jüngste Interiour-Anschaffung?

Ein riesiger Monstera (Foto)! Wir alle brauchen ein Stück Natur zum Bewässern.

Ihr liebster Ort auf der Welt?

Ich habe schon in New York gelebt; ich liebe Kolumbien, wo mein Mann herkommt … Aber London (Foto) ist und bleibt magisch: so viele historische Schichten, so viele Jahrhunderte und Schicksale überlagern sich dort!