Stilübung für Profis: Was passiert, wenn das Material von ein und derselben Uhr drastisch verändert wird?

Diese Kooperation geht in Fleisch und Blut über! Um die inzwischen dritte Zusammenarbeit  zwischen der Uhrenmarke Hublot und dem Tattoo-Künstler Maxime Plescia-Buchi zu feiern, wurde im Rahmen der Möbelmesse Salone del Mobile ein Galadinner veranstaltet, bei dem der aus der Schweiz stammende Tätowierer drei Versionen der brandneuen Spirit of Big Bang Sang Bleu präsentierte.

Der Name ist eine Hommage an sein Studio Sang Bleu, die Uhren sind eine Fortsetzung des «black work»-Designs, das Plescia-Buchi berühmt gemacht hat. In seiner rechten Hand: ein Modell aus schwarzer Keramik (auf unserem Modeshooting zu sehen), in seiner linken: eines aus Titan mit Edelsteinbesatz (siehe Cover). Welches sein Favorit ist? Natürlich kann er sich nicht entscheiden: «Die mit Edelsteinen besetzte Variante vermittelt klare Linien und ist auf den ersten Blick leicht zu verstehen. Sie ist ein aussergewöhnliches Schmuckstück», sagt er. Die schwarze Variante ist geheimnisvoller: «Sie spielt mit der Tiefe und den subtilen Ebenen. Sie ist ein architektonisches Objekt.»

Die unterschiedlichen Interpretationen ein und desselben Modells zeigen deutlich, wie stark das Material die Wahrnehmung einer Uhr beeinflusst. Plescia-Buchis jüngste Modelle (das dritte ist aus King Gold) zeigen einmal mehr, dass in der Hublot-Manufaktur in Nyon die Abteilung Forschung & Entwicklung König und das Material Königin ist. Seit den Anfängen der Marke bringen die Ingenieure Kreativität ans Handgelenk, sublimieren die Vorstellungen von Zeit, Funktionen und grossen Komplikationen mithilfe immer aussergewöhnlicherer Materialien. 24-Karat-Gold, Keramik, Borkarbid und Karbon werden ungeniert miteinander vermischt. Getreu dem Motto: «Be the First, Be Unique, Be Different» (sei der Erste, sei einzigartig, sei anders). 

Das Know-how über besondere Legierungen ist das Ergebnis jahrelanger Forschung. Der Slogan dazu lautet: «Die Kunst der Fusion.» 1980 kreierte Hublot die erste Uhr mit einem Goldgehäuse und einem Kautschukarmband. Die Wahl des Kautschuks ist von entscheidender Bedeutung und das Ergebnis einer dreijährigen Forschungsarbeit. «Das Stück gewann den Preis für bestes Design beim Grand Prix d’Horlogerie in Genf und begeisterte schnell ein Publikum von Kennern, die auf der Suche nach ausgefallenen Uhren waren», erzählt Ricardo Guadalupe, CEO des Hauses. Mit der Big Bang trat die Marke ins 21. Jahrhundert ein.


Die Magic Gold war die zweite grosse Innovation, die 2011 nach vierjähriger Forschungsarbeit in Zusammenarbeit mit dem Labor für mechanische Metallurgie (LMM) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) eingeführt wurde. Ihr Geheimnis? Sie ist widerstandsfähiger als die klassische Version mit 18-Karat-Gold: 400 Vickers vs. 1000 Vickers! Ermöglicht wurde der Härtegrad durch den Zusatz von Keramik. Mathias Buttet, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, erklärt das Rezept für dieses kratzfeste Material: «Ein Borkarbidpulver wird durch isostatisches Kaltpressen so geformt, dass es den finalen Formen schon sehr nahe kommt. Dann wird geschmolzenes Gold unter sehr hohem Druck beigefügt. Das Metall füllt die Poren der Keramik, sodass sich ein neues Material bildet.»


2018 kommt erstmals farbige Keramik zum Einsatz. Das Material sieht nicht nur edel aus, es ist auch angenehm warm am Handgelenk. Also nimmt man sein altes Chemiebuch wieder zur Hand, um die Herstellung zu verstehen. Oder hört Profi Buttet aufmerksam zu: «Die wichtigste Innovation beruht auf einer Fusion von Druck und Hitze, die die Keramik sintert, ohne die Pigmente zu verbrennen.» Die Entwicklung dauerte drei Jahre und erforderte viel Geduld. Die Teams waren kurz davor, aufzugeben, aber: «Eines Tages kamen wir spät vom Mittagessen zurück und die Keramik war noch im Ofen. Das war genau der Umstand, der dem Projekt für den Erfolg fehlte: mehr Brennzeit. Das Schicksal hat eben immer das letzte Wort.»


Hublot hat sich auch durch die Verwendung von Kevlar, Tantal und Saphir hervorgetan. Das transparente und leichte Material konnte schliesslich nach zahlreichen chemischen Versuchen, deren Verfahren wir Ihnen an dieser Stelle ersparen wollen, farbig produziert werden. Was es speziell macht? Das Material ist elegant genug, um die Geheimnisse der Uhrmacherei zu enthüllen, und robust genug, um die Mechanik zu schützen. 

Nachhaltiger Wachmacher

Materialinnovator Hublot hat die allererste Uhr produziert, die aus dem Aluminium von recycelten Kaffeekapseln (und Kaffeesatz) sowie recyceltem Kautschuk besteht. Das Modell Nespresso x Hublot strahlt mit einem apfelgrünen Gehäuse.

CEO Ricardo Guadalupe: «Die Teams brauchten ein Jahr für Forschung und Entwicklung, um die Farben der sieben Materialien, aus denen die Uhr besteht, zu vereinheitlichen. Wir mussten die richtige Mischung der Materialien finden. Schliesslich sollen die Qualitäts- und Haltbarkeitstests für alle Teile des Produkts überzeugen.»
Wie Kaffee ist die Uhr ein echter Wachmacher!

Automatikuhrwerk, 42 mm, wasserdicht bis 100 m, 29 990 Fr., Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin.