Der Designer Kevin Germanier präsentierte seine ausgefallenen Entwürfe an der Pariser Fashion Week in Partnerschaft mit ... der Bügeleisenmarke Laurastar. Zwei kleine Schweizer Familienunternehmen, die sich von dem Rummel der Schauen nicht beirren lassen. Eindrücke vor Ort.
Das Bügeleisen ist der beste Freund eines Modeschöpfers. Es glättet die Verrücktheiten, die auf den Laufsteg kommen, ebnet den Saum und stärkt die Volumen eines Textils. Das ist vielleicht nicht der beeindruckendste Teil des Handwerks, aber dennoch ein wesentliches Momentum des Schneiderhandwerks. Dieses bescheidene Instrument, das gerne versteckt wird, hatte neulich Abend einen Ehrenplatz hinter den Kulissen der Frühjahr/Sommer 2024-Schau der Marke Germanier inne. Die Kapselkollektion von Bügelsystemen ist ultraviolett gefärbt, in einer vom Designer entworfenen Farbpalette, und gibt sich ganz gross: Jedes Stück ist nummeriert und signiert, mit einem spiegelnden Schlüsselanhänger mit Swarovski-Kristallen als Glücksbringer und einem Bügelbrett, das in einen Bezug gehüllt ist, der einem Ballkleid ähnelt.
Am frühen Dienstagabend, dem 26. September, sollte die Modenschau auf dem grossen, für diesen Anlass geräumten Birk-Hakeim-Parkplatz in der Nähe der Seine beginnen. Kevin Germanier präsentierte seine sechste Kollektion, die in den offiziellen Kalender der Pariser Fashion Week aufgenommen wurde: Federn, Pailletten, Schleppen und Falbalas! Die Kollektion mit dem Namen „Les Venimeuses“ ist eine Hommage an die ungeliebten und vernachlässigten Pflanzen, die wegen ihrer violetten, grünen oder nuklearblauen Farben von der Allgemeinheit misstrauisch beäugt werden. Eine ebenso flammende Modenschau mit Drag-Queen-Ästhetik machte sich über die Codes der Schönheit und die Definition von Kitsch lustig.
Es ist bekannt, dass der 31-jährige Walliser klein, aber nicht schüchtern angefangen hat. Nach seiner Ausbildung an der berühmten Schule Central Saint Martins fühlte er sich schnell von der exzessiven und theatralischen Welt angezogen, mit Freundinnen und Musen wie La Grande Dame, dieser Drag Queen, die in die Höhe ragt wie der Eiffelturm. „Da kann man sich ja gleich amüsieren“, sagt der Mann lächelnd, der in schwarze Hosen und einen grauen Pullover gekleidet ist. Warum sollte Mode eine ernste Angelegenheit sein?“ In der brodelnden Flut von Farben und Volumen sind viele Stücke für das echte Leben gemacht, wie zum Beispiel die mit Pailletten gepatchten Denims oder die über und über bestickten Taschen, mit denen man sich am Abend sehen lassen kann.
In der ersten Reihe der Modenschau ist die Familie Germanier stark vertreten, einschliesslich eines Kleinkinds im Kinderwagen. Kevins Grossmutter, die die Stücke für die ersten Modeschauen von Hand gestrickt hat, deutet auf den grünen Rock, den sie zusammengesetzt hat: „Das ist das letzte Mal“, versichert sie. Ihr Enkel lacht: „Das sagt sie bei jeder Modenschau…“. Zweifellos ist es – neben dem Talent! – dieser Familiengeist, der die Marke Laurastar dazu veranlasst hat, sich an den Designer zu wenden. Auch bei ihnen im freiburgischen Châtel-St-Denis werden die Dinge von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Michael Monney, der das Unternehmen gemeinsam mit seiner Schwester Julie leitet, ist begeistert. „Kommen Sie doch mal backstage zu Kevin! Er ist fantastisch, diese Farbenwelt!“ Laurastar wurde 1980 von Vater Jean Monney nach dem innovativen Prinzip eines Dampfzentrale gegründet, die jedem ein professionelles System zur Verfügung stellt. Ähnlich wie bei den Dyson-Staubsaugern war die Idee, Effizienz, Benutzerfreundlichkeit und ein schönes, handliches Objekt zu verbinden. Seitdem geht die Marke diverse Kooperationen ein, z. B. mit der Genfer Kunsthochschule HEAD, präsentiert limitierte Auflagen, oder spannt mit dem Montreux Jazz Festival oder den Fashion Weeks zusammen. „Die Zusammenarbeit mit Kevin war sehr spontan“, erzählt Julie Monney. Wir haben Kontakt aufgenommen und er hat ja gesagt. Wir waren genau auf der gleichen Wellenlänge und teilen die gleichen Werte“.
Die gemeinsamen Werte sind ein gewisser Sinn für Bodenständigkeit (trotz der extravaganten Outfits) zweier kleiner Schweizer Unternehmen, die es verstehen, in der oft hochmütigen Welt der Mode ein Lächeln zu bewahren, die Recycling, lokale Produktion und Nachhaltigkeit zu einer Priorität machen, die unbedingt auf menschliche Beziehungen Wert legen und die sich vor allem darum bemühen, den Alltag zu verzaubern. Es ist nicht zu übersehen, dass die Geschichte in der – für die Jahreszeit seltsam milden – Pariser Nacht romantisch ist. Sie davon erzählt, wie sich ein Märchenprinz der Modebranche in das schönste aller Bügeleisen verliebt …