
Das Amanjena in Marrakesch feiert dieses Jahr 25-Jahr-Jubiläum - und hat sich selbst eine sanfte Auffrischung geschenkt.
Für manche Dinge gibt es keine adäquate Beschreibung. Und manchmal finden sich Worte für ein Phänomen erst, nachdem es bereits Jahrzehnte existiert hat. Der Begriff Quiet Luxury, stiller Luxus, ist so ein Beispiel. Vor einigen Jahren kam er in der Mode auf, um einen Stil zu beschreiben, der geschmackvoll und hochwertig ist, ohne zu protzen. Kleidung, auf der kein Label ins Auge springen muss, um zu überzeugen. In der Hotellerie steht vielleicht keine andere Marke für das Konzept des Quiet Luxury wie Aman.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1988 eröffnet die Hotelkette, deren Sitz sich heute im Schweizer Zug befindet, Luxushäuser, die vor allem durch ihre Authentizität, die Integration der lokalen Kultur hervorstechen. An abgelegenen Orten, in denen bisher kaum Tourismusinfrastruktur vorhanden war.

Das erste internationale Hotel in Marrakesch
Wie das Amanjena in Marrakesch, dessen Name übersetzt “friedvolles Paradies” bedeutet. Das 5-Sterne-Resort war das erste internationale Hotel in der marokkanischen Metropole. Auch die Lage zeugte vom Pioniergeist: nicht im Herzen der Madina, wo Riads seit jeher Gäste empfangen, sondern am Rande der Stadt, in der Palmeraie. Eine ruhige Oase, in der Palmwedel sich im warmen Wüstenwind wiegen und der Trubel der Souks ein fernes Echo ist.
Zugegeben: In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Stadt ausgedehnt und auch andere Hotels haben den Reiz der Palmeraie für sich entdeckt. Das Amanjena ist aber nach wie vor ein Ruhepol vor den Toren der Stadt, dessen Ausmasse bereits ein Alleinstellungsmerkmal sind. Schon beim Betreten des von Ed Tuttle designten Resorts fährt der Puls herunter, beruhigen sanfte rosefarbene Blush-Töne die Augen und den Geist.

Der US-Architekt gestaltete auch das Amanpuri auf Phuket, das allererste Haus der Gruppe. Ein Entwurf, den das Designmagazin “Architectual Digest” als “bahnbrechend” bezeichnete. Er sollte die Blaupause für alle folgenden Häuser werden, den Ton setzen. Auch bei der Gestaltung des Amanjena liess Tuttle sich von der Kultur des Landes lenken, verwendete er lokale Materialien und setzte auf einheimische Handwerkskunst. Inspiriert von seinen Reisen durch Marokko und Spanien, griff er die maurische Bauweise auf, entwarf palastartige Gebäude mit knapp zehn Meter hohen Säulengängen, die sich um ein Bassin aus dem 12. Jahrhundert gruppieren. Die Wände ziert rosa Tadelakt, ein antiker marokkanischer Kalkputz; auf der Wasseroberfläche spiegeln sich tagsüber Dattelpalmen und vorbeiziehende Wolken.
Wasser, Quell des Lebens
Überhaupt, Wasser: Im gesamten Resort spielt es eine zentrale Rolle. Schliesslich ist man sich dem Wert der Ressource fast nirgendwo so bewusst wie in einem Land, das zu mehr als 90 Prozent aus wüstenähnlichen Gebieten besteht. Bereits bei der letzten Renovierung sind acht Pavillons mit eigenen Pools hinzugekommen, zu ihnen gelangt man, wenn man breite Wasserbecken entlang schreitet, die abends mit den Sternen um die Wette leuchten.

Bei der aktuellen Auffrischung, die dreieinhalb Monate gedauert hat, wurde die Anlage um eine Drei-Schlafzimmer-Pool-Villa erweitert. Sie ist die augenfälligste Neuerung anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums, ansonsten war man darauf bedacht, die 40 Pavillons und Maisons (die kleinste Unterkunft misst 175 Quadratmeter) so sanft zu renovieren, dass der Geist vom 2020 verstorbenen Tuttle erhalten bleibt.
Sanfte Renovierung
Ihn konnte man nicht mehr um Rat bitten, stattdessen fragten General Manager Tim Weiland (der Schweizer lenkte zuletzt die Geschicke im Chedi Andermatt) und sein Team die wohl wichtigsten Menschen um ihre Meinung: ihre langjährigen Gäste. Was wünschen sie sich? Wo sehen sie Verbesserungsbedarf? Und so erhellen jetzt moderne Beleuchtungssysteme die Räume oder gleiten Fernseher aus der Decke.

Um den Zimmern eine wärmere Note zu verleihen, hängen mit Textilien bezogene Kopfteile über den Betten, die massgeschneiderten Originalmöbel wurden neu bezogen und wenn nötig ersetzt. Was gleich geblieben ist: Noch immer tapsen die Gäste über traditionelle Zellige-Fliesen mit glasierten Oberflächen, hängen die Handtücher an Haken aus Kamelknochen und brennen Kerzen vor den verzierten Eingangstüren aus Holz, wenn die Gäste sich in ihren Pavillons oder doppelstöckigen Villen aufhalten.
Marrakesch bereitet sich auf die Fifa WM 2030 vor, überall werden Strassen gebaut, schiessen neue Hotels und Riads aus dem Boden. Die Konkurrenz ist gross, dessen ist sich auch das Amanjena bewusst und hat bereits in ein neues Gym samt Yogaraum investiert, schon bald soll auch der Spa – einer der USPs der in Asien gegründeten Hotelkette – erneuert werden. Italienisch geht es dagegen im neuen Restaurant Arva zu, das von Küchenchef Francesco Balloo geleitet wird. Er war viele Jahre in Sternerestaurants tätig und serviert Signature-Gerichte wie Sogliola alla Mugnaia oder Agnello e Caponata, – falls gewünscht – auch unterm Sternenhimmel. Scheint der in Marokko doch besonders hell.
Information und Buchung unter www.aman.com/resorts/amanjena

