Sollte man auf sein Vokabular achten und die Trägerin mit «Frau Zeremonienmeisterin» ansprechen? Nicht wirklich (obwohl es nie verkehrt ist, seinen Wortschatz zu pflegen). Die Medaillen, Schulterklappen und Nadelstreifen der neuen Haute-Couture-Kollektion von Boucheron sind nicht für Machtpolitiker bestimmt. Sie sind zwar von Uniformen inspiriert, verleihen den Insignien aber eine Modernität, die in den Pariser Salons selten anzutreffen ist. Claire Choisne, seit zwölf Jahren kreative Leiterin des französischen Juwelierhauses, bedauerte von Anfang an, dass die Welt der Edelsteine so gezähmt ist.

Seit ihren ersten Kollektionen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, auf vermeintliche Etiketten zu verzichten. Mit aufmüpfiger Verve mischt sie Materialien oder designt Volumen, die Muscheln entlehnt sind  … oder den Fantasmen des Memphis-Designs. Die 24 Stücke der neuen Haute-Joaillerie-Kollektion sind von derselben rebellischen Ader geprägt. Sie sind eine Hommage an die Leidenschaft von Frédéric Boucheron, der das Haus 1858 gründete und die Schneiderei liebte. Sein Vater Louis war übrigens Kurzwarenhändler. «In unseren Archiven finden sich Knoten, Maschen, Grosgrain, Pompons und Spitzen in Hülle und Fülle», sagt Choisne. «Ich wollte das Thema Couture erforschen, aber ohne Rührseligkeit.» Prestige-Preziosen wie Diamanten und Bergkristalle wurden dekonstruiert, um nur die Grösse, den Glanz, die wunderbare Raffinesse … und das kleine schelmische Lächeln zu bewahren.  

Haute-Joaillerie-Kollektion The Power of Couture, Boucheron, 24 Stücke, Preis auf Anfrage.