Der Completer feiert sein Comeback! Der Name des charakterstarken Weissen aus der Bündner Herrschaft stammt vom letzten Gebet des Tages, dem Completorium, nach welchem sich die Mönche des Domkapitels Chur jeweils eine hochprozentige Stärkung gönnten; erstmals erwähnt wird er in einem Dokument aus dem Jahr 1321. Und so wurde letztes Jahr zum 700. Geburtstag der Rebsorte ein Gipfeltreffen auf Schloss Reichenau (GR) organisiert, bei dem verschiedene Spielarten der Jubilarin verkostet werden konnten.
Tatsächlich ist der Completer mittlerweile von der Waadtländer Côte über das Zürichseegebiet, das Wallis bis ins Aostatal anzutreffen. Im Tessin liess Sacha Pelossi – 54, Winzer/Kellermeister, in Changins ausgebildet und für den Freiburger Meinrad Perler im Südtessin tätig, bevor er sich 2010 selbstständig machte – vom Winzer Nevio Poli am Fusse des Monte San Giorgio am Ufer des lago di Lugano 1000 Rebstöcke anpflanzen.
Gerade wurde der zweite Jahrgang (2021) abgefüllt (900 Flaschen), nachdem er ein Jahr in gebrauchten Fässern gereift hatte. Das Ergebnis? Ein Wein von schöner Dichte, fett, mit balsamischen Noten, kraftvoll und geschmeidig zugleich, mit einem Finale von kandierter Zitronenschale.
Der Completer wird zur gleichen Zeit wir der Merlot geerntet, also nach den anderen im Tessin angepflanzten Weissweinen, und verträgt eine gewisse Überreife: „Man pflückt ihn, wenn er welkt“, erklärt der Winzer aus Lugano. Interessant: José Vouillamoz (der Weinkenner, der die letztjährige Completer-Geburtstagfeier organisierte), konnte nachweisen, dass seine Herzenssorte zwar vater-und mutterlos ist (wie der Chasselas), aber eine fruchtbare Nachkommenschaft hat. Im Tessin zum Beispiel hat er, gekreuzt mit dem lokalen Bondola, den Bondoletta hervorgebracht, einen Roten, der rustikaler ist als sein Erzeuger.