Von den Tanzlokalen im Lausanner Flon bis zum Fallschirmabsprung im Herzen des katalanischen Priorat versuche ich, dem spanischen Ex-DJ Fredi Torres zu folgen. Dieser Teufel von einem Önologen, der sich immer in der Nähe der Gemeinde Visperterminen herumtreibt. Die Chemie stimmt zwischen ihm und seinem Kooperationspartner Michael Hock, dem neuen Direktor der Oberwalliser Genossenschaft St. Jodern Kellerei, die rund 500 Mitglieder hat und 300 000 Liter Wein im Jahr produziert. Der Weinberg, der weniger als einen Hektar gross ist und am linken Ufer der Rhone liegt, erreicht eine Höhe von über 1000 Metern: Es sind die höchstgelegenen Reben der Schweiz.


Jetzt hat der 45-jährige «fliegende Winzer» Torres den ersten weissen Savagnin präsentiert. Im französischsprachigen Wallis Païen genannt, im Oberwallis Heida. In Visperterminen wird diese alte Rebsorte (Heida bedeutet im lokalen Dialekt alt!) in verschiedenen Formen angeboten, vom günstigen Supermarktwein mit hoher Auflage bis zum seltenen Cru von Reben aus der Zeit vor der Reblaus, als sie «en versannes» neu gepflanzt wurden, nach einem Stecklingssystem, bei dem die Rebe später aus der Erde herauswächst.


Der Wein von Torres trägt seine Handschrift: kräftig, mit Aromen von Mango und rosa Grapefruit, lässt er seine 15 Prozent Alkohol aus dem warmen Jahrgang 2020 nicht erahnen. Der 2021er, der gleich darauf auf den Markt kommt (jeweils 2000 Flaschen), wird «kristallklarer» sein, ein Barrique. Fredi Torres ist immer in Bewegung, vor und während der Ernte dabei, steckt stets mit Michael Hock, der auch der hauseigene Önologe der St. Jodern Kellerei ist, die Köpfe zusammen. Im «langfristigen Projekt» stellt dieser Wein nur eine Etappe dar, bevor auf Pinot noir umgestellt wird – oder sogar mehr, wenn die beiden sich einig sind?

Visperterminen 2020, 50 Fr./ 75 cl, www.jodernkellerei.ch