Diese neuen Häuser sind echte Gipfelstürmer - in jeder Hinsicht.

1. Zermatt (CH)

Britischer Chic mit bester Aussicht

Das Hotel Der Name ist hier definitiv Programm: Das aufwendig umgebaute «Beausite» rühmt sich, in Zermatt die Zimmer mit der schönsten Aussicht zu haben, der Blick geht direkt aufs Matterhorn. Die Zimmer und Suiten befinden sich in einem Belle-Époque-Gebäude, welches das goldene Zeitalter des Alpinismus reflektiert. Damals erklommen vor allem Engländer die Berge. Ihr Werkzeug, das Kletterseil, zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch das britisch angehauchte Designkonzept von Innenarchitektin Claudia Silberschmidt vom Atelier Zürich. Dazu passen die Textilien von Mulberry oder Christopher Farr. 

Der feine Unterschied Coole Kunst: Die Türen sind umrahmt von einer Seiltapete mit 3D-Effekt, den Weg zum Spa weist die Installation «The Swymposium» vom Schweizer Künstler Daniel Cherbuin.

Die Kulinarik Besser geht es nicht: In den Restaurants und Bars kommen die eigenen Rinder und Schweine auf den Teller, die Milchprodukte stammen vom benachbarten Bauernhof. Ein nachhaltiger Hochgenuss!

Beausite, DZ ab 300 Fr., www.beausite-zermatt.ch

2. St. Moritz (CH)

Lässige Anmut in nobler Umgebung

Das Hotel Wenn im legendären St. Moritz ein neues Hotel eröffnet, sind die Erwartungen hoch. Tummelt sich im Winter doch die internationale Hautevolee in dem Engadiner Ferienort. Da passt der Name des Boutiquehotels schon mal ins Bild: «Grace», zu Deutsch «Anmut». Es ist das erste Haus der neuen, gleichnamigen Kette. Die Eröffnung ist für Ende Januar 2023 geplant, die ersten Bilder sind vielversprechend: ein imposantes Jugendstilgebäude samt modernem Anbau und zeitgenössischem Interieur. Denn, so General Manager David Frei: «Das Grace Margna St. Moritz wird kein klassisches Luxushotel sein.» Man setzt auf einen nahbaren Lifestyle.

Der feine Unterschied Die Bar in der denkmalgeschützten Halle ist das Herzstück des Hotels. 

Die Kulinarik Schlemmen deluxe: Von einer Brasserie über einen Pop-up-Space bis zum All-Day-Dining-Restaurant mit Showküche und Pizzaofen – hier kommen garantiert alle Gourmands auf ihre Kosten. 

Grace Margna St. Moritz, DZ ab 470 Fr., www.gracestmoritz.ch 

3. Bad Gastein (AT)

Cooler kuren und retro nächtigen

Das Hotel Das «The Cōmodo» in Bad Gastein befindet sich in einer ehemaligen Klinik, die zu einem Designhotel im Stil der 60er- und 70er-Jahre umgewandelt wurde. Das durchkonzipierte Interior steht im Kontrast zur wilden Natur, die wie ein Stillleben vor den grossen Fensterfronten zu bestaunen ist. Müssen Sie beim Wort Kurort gähnen?  Aber nein! Das österreichische Bijou ist alles andere als verschlafen: Die Belle-Époque-Gebäude sind Zeugen der glanzvollen Vergangenheit und haben Bad Gastein den huldvollen Namen «Monaco der Alpen» eingetragen.

Der feine Unterschied Das Hotel arbeitet eng mit der Berliner Kunstszene zusammen, die vor allem von den Bergen inspirierte Objekte und Kunstwerke kreiert – exklusiv für das «The Cōmodo».

Die Kulinarik Der Berliner Chefkoch Max Jensen legt besonderes Augenmerk auf Gemüse von den umliegenden Bauernhöfen.

The Cōmodo, DZ ab 330 Fr., (mind. zwei oder drei Nächte), www.thecomodo.com 

4. St. Anton

Nordischer Esprit in Tirol

Das Hotel Seinen Namen verdankt das Hotel «Ullrhaus» dem nordischen Gott Uller – dem Wächter der Jagd, des Winters und des Skilaufens. Es steht nämlich mitten im Zentrum von St. Anton am Arlberg in den Tiroler Alpen, wo es 2020 von einem Paar eröffnet wurde, das im Ort aufwuchs. Holz, Wolle und Stein sorgen für eine Wohlfühlatmosphäre, ganz im Stil des skandinavischen Purismus. Die Farbpalette aus Grün und Grau spiegelt dabei die Natur vor der Tür wider. Im Soussol laden ein Spa samt Pool und eine finnische Biosauna zum Entspannen ein – nach einem abenteuerlichen Tag auf den berühmten Abfahrten des Orts, wie etwa der Kandahar-Piste, genau das Richtige.

Der feine Unterschied Um eine unvergessliche Sicht auf die Berge zu haben, bietet sich die «Ullr Rooftop Suite» an: 145 Quadratmeter, private Sauna und Panoramaterrasse. Was will man mehr! 

Die Kulinarik Auch im Gourmetrestaurant des Hotelinhabers Michael Gfall spürt man den nordischen Einfluss: auf den ersten Blick simpel, in echt unglaublich raffiniert und lecker.   

Ullrhaus, DZ ab 332 Fr., www.ullrhaus.at

5. Dolomiten (IT)

Inmitten von Baumwipfeln

Das Hotel Ursprünglich sollte hier, in Bressanone in Trentino-Südtirol, ein Sanatorium für Lungenkranke entstehen, der Erste Weltkrieg machte dem Vorhaben aber den Garaus. Jetzt wird im «Forestis»stattdessen die Seele gepampert. Der Name des 5-Sterne-Hotels leitet sich vom ladinischen Wort für «Wälder» ab. Befindet sich das Hotel doch inmitten von diesen, auch die Spa-Treatments sind inspiriert von verschiedenen Baumarten. Die klare Bergluft, das lokale Quellwasser und die sonnige Lage tun ihr Übriges. Die Suiten lassen die Grenze zwischen drinnen und draussen verschwimmen – für ein einzigartiges Baumhaus-Feeling! 

Der feine Unterschied Die Aussicht auf die Spitzen der Dolomiten ist von den bodentiefen Fenstern der Suiten, die sich auf drei Türme aufteilen, unschlagbar.

Die Kulinarik Augen- und Gaumenschmaus bietet das stufenförmig ausgerichtete Restaurant: Hier serviert Chefkoch Roland Lamprecht eine regionale «Waldküche».

Forestis, Turmsuite ab 600 Fr. inkl. Frühstück und Dinner, www.forestis.it

6. Davos (CH)

Wie im schicken Wohnzimmer

Das Hotel Mehr als ein Jahr lang war das ehemalige Hotel Continental an der Promenade in Davos geschlossen, um pünktlich zur diesjährigen Skisaison seine Türen wieder zu öffnen. Dahinter verbergen sich: 49 neu renovierte Zimmer und Suiten sowie ein
ausgebauter Dachstock, in dem man jetzt ebenfalls schlummern kann. Die denkmalgeschützte Fassade am Haus ist geblieben, im Inneren des «Alpine Inn» beglückt ein lässiges Wohlfühldesign. Betreiber Samuel Kappeler setzt auf eine «umkomplizierte und herzliche Gastfreundschaft». 

Der feine Unterschied Kunst- und Architekturhistoriker Michael Hanak wachte darüber, dass die Geschichte des Hauses aus dem Jahr 1908 nicht vergessen geht. Die Biografie über das Gebäude und seine Gäste erscheint kurz vor Weihnachten.

Die Kulinarik Am Herd vom «1908 Restaurant & Bar» steht David Svarcs, der jeden Abend ein yummy Sechs-Gang-Tasting-Menü auftischt. Kostprobe gefällig? Wie wäre es zum Beispiel mit Steinpilzen mit Zwetschgen und Popcorn oder Bison-Filet mit Datteln?

Alpine Inn, DZ ab 139 Fr. inkl. Fr., www.huettenzauber.ch

7. Crans-Montana (CH)

Naturluxus für alle Sinne

Das Hotel Wannabe-Gäste müssen sich noch bis zum 23. Februar 2023 gedulden, bis das «Six Senses» in Crans-Montana seine Türen öffnet. Das Hotel mit seinen 78 Zimmern befindet sich in einem Komplex, in dem auch private Wohnungen untergebracht sind.
Auf 2000 Meter Höhe verspricht die Hotelgruppe – wie seit ihrer Gründung 1995 – ein Öko-Luxus-Erlebnis. Dazu gehören: ein ganzheitlicher Ansatz inklusive Nachhaltigkeitsprinzipien. Die Böden, Holzmöbel und Stoffe wurden weitestgehend aus recycelten und erneuerbaren Materialien gefertigt.

Der feine Unterschied Das 2000 Quadratmer grosse Spa! Die Biohack Recovery Lounge ist mit den neusten technischen Tools ausgestattet.

Die Kulinarik Das «Byakko» verdankt seinen Namen dem weissen Tiger aus der japanischen Mythologie – lokale Produkte werden auf traditionelle japanische Art und Weise zubereitet. In der Brasserie Wild Cabin gibt es alpine Gerichte aus der Schweiz. 

Six Senses Crans-Montana, DZ ab 1400 Fr., www.sixsenses.com/en/resorts/cransmontana

8. Villars-sur-Ollon (CH)

Ein Palast wie ein Zuhause

Das Hotel Seine imposante Erscheinung hat dem 1913 eröffneten «Villars Palace» den Spitznamen «Kreuzfahrtschiff der Alpen» eingebracht. Das Hotel gehörte von 1968 bis 2018 dem Club Med und wurde 2019 von zwei Unternehmern gekauft, die daraus einen «bescheidenen Palast der Alpen, in dem sich jeder wie zu Hause fühlt» machen wollten. Das renovierte Gebäude bezaubert ohne grossen Prunk – auch wenn die acht Meter hohe Lobby ganz schön beeindruckend ist. Zusammen mit der École Hôtelière in Lausanne wurde ein Bildungsprogramm ins Leben gerufen.

Der feine Unterschied In den Räumlichkeiten des Hotels sind permanente Ausstellungen der Comic-Urgesteine Hugo Pratt und Hergé zu sehen. Daneben werden die Bilder von Jimmy Nelson gezeigt, der für seine Porträts von indigenen Völkern bekannt ist.

Die Kulinarik Bevor Sie sich durch die Köstlichkeiten des Restaurants Rôtisserie schlemmen, gehen Sie auf einen Aperitif in die Bar, deren Minimuseum die Geschichte des Waadtländer Skiorts zum Besten gibt.

Le Villars Palace, DZ ab 620 Fr., www.villarspalace.ch

9. Savoie (FR)

Dem Ruf der Berge folgen

Das Hotel Zwischen dem Lac du Bourget und dem Lac d’Annecy erhebt sich das Gebirgsmassiv der Bauges. Hier, im französischen Département Savoie, eröffnete vor Kurzem die «Auberge d’Aillon et d’Ailleurs». Aktivitäten wie Skilanglauf und Schneeschuhwandern laden dazu ein, zur Natur zurückzufinden. Die Einrichtung der 14 Zimmer mit Aussicht auf die Berge und Weiden ist eine Reminiszenz an die traditionelle Bergwelt und ihre Bewohner.

Der feine Unterschied Der Wellnessbereich bietet einen beheizten Pool, nordische Bäder im Garten und ein Spa mit Ayurveda-Behandlungen. Das ursprünglichste Angebot ist ein Molkebad, das die Haut mit Feuchtigkeit versorgt. Es war bereits im 18. und 19. Jahrhundert beliebt.

Die Kulinarik Küchenchef Marc Guy und seine Partnerin, die sich mit wilden Kräutern allerbestens auskennt, setzen auf lokale Produzenten – ganz im Sinne des nachhaltigen Slow-Food-Prinzips.

Auberge d’Aillon et d`Ailleurs, DZ ab 108 Fr., www.aillon-ailleurs.com

10. Val d’Illiez (CH)

Viel Aha für wenig Geld

Das Hotel Die entspannte und gemütliche Atmosphäre gehört in der «Peanut Mountain Lodge» in Val-d’Illiez im Skigebiet Portes du Soleil zum Programm. Das 2021 eröffnete Hotel mit 14 Zimmern interpretiert den Berghüttenstil auf spielerische und unkonventionelle Art und Weise. Die Gänge sind markiert wie Wanderwege, in den Zimmern finden sich diverse Anspielungen auf Berghütten oder Wohnwagen – zum Glück aber mit dem Komfort hochwertiger Betten. Die Bar im Soussol ist auch ein Weinlokal inklusive Pétanque-Bahn und Wandbemalung im Underground-Stil. 

Der feine Unterschied Für die «Peanut Mountain Lodge» gibt es keine Pause in der Zwischensaison: Das Hotel ist ganzjährig geöffnet. Nach Lust und Laune bietet es Räumlichkeiten zum Arbeiten oder Feiern.

Die Kulinarik Die Karte des Restaurants Winstub erweist dem Trockenfleisch aus Val-d’Illiez Ehre, es kommt selbst beim Flammkuchen zum Einsatz. Für Allergiker gut zu wissen: Alle Gerichte gibt es auch ohne Erdnüsse, also Peanuts.

Peanut Mountain Lodge, DZ ab 99 Fr., peanutlodge.com

Mehr High-End-Niveau in den Bergen

Erfahrungsaustausch und menschliches Miteinander: der ultimative Luxus.

Seit etwa zehn Jahren verzeichnen sämtliche Alpenregionen einen Anstieg des Hotelangebots. Laut dem Walliser Tourismusobservatorium Tourobs stiegen die Übernachtungen in 4- bis 5-Sterne-Hotels zwischen 2005 und 2021 um 20 Prozent, während sie in 1- bis 3-Sterne-Häusern um denselben Anteil zurückgingen. Die Neuqualifizierung von Unterkünften in Höhenlagen lässt sich zum Teil durch das Auftreten grosser internationaler Akteure der Luxushotellerie erklären, die erheblich investieren.


Was sind die Tendenzen im Luxussegment?
N.D. Ein erlebnisorientiertes Angebot, das weit entfernt vom Bling Bling oder traditionellem Tourismus ist. Die Hotels bieten Angebote für «Co-Living» und «Co-Working» an. Auch die Beziehungen zu den Einwohnern und dem Personal werden stärker gepflegt.  

Spielen Traditionen überhaupt noch eine Rolle?
N.D. Sie stehen im Mittelpunkt dieses neuen Konzepts von Luxus, denn sie ermöglichen es jeder Region, sich zu differenzieren – auch hier wieder durch einen menschlichen, herzlichen Austausch. Dies trägt zu Authentizität bei, die zudem auf Nachhaltigkeit beruht.

Auch das gastronomische Angebot scheint an Bedeutung und Qualität zu gewinnen.

N.D. In der Tat propagieren Restaurants die Werte des Reiseziels, indem sie sich mit Erzeugern zusammentun, die für die Region bürgen und ihre Leidenschaft teilen. 

Mischt der Klimawandel die Karten neu?

N.D. Ja, und zwar überraschend. Seit etwa fünf Jahren sind die Besucherzahlen im Wallis über das Jahr hinweg stabil. Im Winter kommen nur noch 42 % der Gäste, gegenüber 58 % im Sommer und Herbst zusammen.

Nicolas Délétroz

Professor am Institut für Tourismus der HES-SO Valais-Wallis und Projektleiter beim Walliser Tourismusobservatorium.