1. Der Eindrucksvollste: Rhonegletscher

Wow-Effekt: Die Strasse, die sich zum Furkapass hinaufwindet, führt auf 2300 Metern Höhe plötzlich zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den wohl symbolträchtigsten Ort der Schweizer Alpen: den Rhonegletscher, Ursprungsort des berühmten Flusses. Mit den riesigen Planen, die auf der Schneedecke liegen und versuchen, das Schmelzprozess zu verlangsamen, hat die Landschaft etwas von einer Kunstinstallation. Die etwas gespenstige Schönheit der Szenerie verstärkt den Eindruck, dass sich vor den Augen der Besucher ein ästhetisches Desaster zeigt. Aber der Anblick ist atemberaubend. Seit 1870 wird regelmässig eine Eishöhle rekonstruiert, die es ermöglicht, in das traumhaft blaue Licht einzutauchen. In der Höhle kann man dem Schmelzen des Gletschers zuhören, dem unablässigen Tropfen, welches das Ende einer Welt ankündigt. Ob diese Höhle weiterhin zugänglich sein wird ist noch unklar. Ausserdem steht der seit vier Generationen von derselben Familie betriebene Ort unter Druck: Es gibt Kritik bezüglich Planen, die auf dem Gletschersee treiben und Genehmigungsprobleme beim Bau.

Lehrreiches: Der Rückzug des Gletschers ist hier fast mit blossem Auge zu sehen und so bleibt die Ehrfurcht vor der atemberaubenden Natur aber gleichzeitig auch das bedrückende Gefühl, in einer bedrohten Welt zu leben.

Erholung: Vergessen Sie das ikonische Hotel Belvédère nahe des Höhleneingangs, das 1964 durch eine Szene im James-Bond-Film «Goldfinger» berühmt wurde. Die Belle-Époque-Pracht des Hotels ist verblasst, zumal der Gletscher in 150 Jahren um 1,6 Kilometer zurückgegangen ist und der Blick von der Terrasse viel von seinem Reiz verloren hat. Die nächstgelegene Wohlfühloase befindet sich etwa 20 Kilometer entfernt in Andermatt. Hier lädt das schicke Chedi (thechediandermatt.com), ohne Zweifel eines der schönsten Berghotels, zum verweilen ein.

Rhonegletscher, Furkapass (der das Wallis, Gletsch, mit dem Kanton Uri, Andermatt, verbindet). Eintritt kostenpflichtig, geöffnet von Juni bis Oktober.

2. Der Grösste: Aletschgletscher

Wow-Effekt: Die weite Hochebene namens Konkordiaplatz in den Berner Alpen verkörpert das Herz der Schweizer Berge. Der Ausblick auf die vier dort zusammenlaufenden Gletscher ist schlicht überwältigend. Einer davon ist der majestätische Aletschgletscher mit 20 Kilometern Länge. Auf den umliegenden Aussichtspunkten kann man das alpine Spektakel in vollem Umfang erfassen. Kein Wunder ist das Gebiet seit 2011 UNESCO-Weltnaturerbe. Der symbolträchtige Ort ist zu allen Jahreszeiten beliebt, und deshalb leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zugänglich: Besucher erreichen ihn mit der Zahnradbahn der Jungfraubahn oder mit der Seilbahn aus dem Rhonetal, via Riederalp, Bettmeralp oder Fiescheralp. Die Fleissigsten melden sich für die geführte, gesicherte Wanderung an, die im Sommer wöchentlich für die Öffentlichkeit angeboten wird und an Geröll, Wasserfällen und Gletscherstreifen vorbeiführt.

Lehrreiches: So imposant der Gletscher auch ist, er verliert etwa 50 Meter pro Jahr. Um die Komplexität dieses Phänomens besser zu verstehen, bietet das World Nature Forum, ein Museum am Rande von Brig, einen sehr modernen und ansprechenden Ansatz mit immersiven Projektionen auf riesigen Bildschirmen. https://wnf.ch/. Idealerweise vor dem Aufstieg zu den Gipfeln besuchen.

Erholung: Das Pro Natura Zentrum auf der Riederalp ist das erste Naturschutzzentrum der Schweiz, eröffnet im Jahr 1976. Es ist in der schönen Villa Cassel untergebracht, ein Gebäude mit verspielter Architektur auf 2000 Metern Höhe. Man entdeckt dort die Geheimnisse der Region durch zahlreiche Ausstellungen und geniesst den berühmten Teesalon. Auch das Kuchenbuffet zeigt regionale Delikatessen. Man kann dort auch ein Wochenende verbringen, um alles über Murmeltiere zu lernen oder Ende des Sommers dem Röhren der Hirsche zu lauschen. https://www.pronatura-aletsch.ch/.

Aletscharena, ab 8. Juni geöffnet, https://www.aletscharena.ch/

3. Der Unterhaltsamste: Glacier 3000

Wow-Effekt: Man muss sie überqueren, um es zu glauben: Die Hängebrücke «Peak Walk» im Diablerets-Massiv verbindet zwei Berggipfel, den Aussichtspunkt «View Point» auf 2966 Metern und den Scex Rouge auf 2971 Metern. Die 107 Meter lange und 80 Zentimeter breite Hängebrücke scheint die perfekte Kulisse für einen Action-Film zu sein und garantiert Nervenkitzel. In der majestätischen Landschaft unter den Füssen erkennt man bei schönem Wetter das Matterhorn, den Mont Blanc sowie Eiger, Mönch und Jungfrau – ein grandioser Ausblick auf die höchsten Gipfel! Auch Minimalisten können sich rühmen, das Dach der Welt betreten zu haben: Die Brücke befindet sich direkt am Ausgang der Seilbahn. Und danach? Für jeden Geschmack ist etwas dabei: Abenteurer nehmen den Klettersteig Rocher Jaune (an der Zwischenstation) in Angriff, Vergnügungslustige steigen auf die Sommerrodelbahn Alpine Coaster und Feinschmecker machen einen Abstecher in das vom Architekten Mario Botta entworfene Gourmet-Restaurant, das nach dem Brand von 2022 wieder aufgebaut werden konnte.

Lehrreiches: Hier werden Geologie- und Klimabegeisterte nicht unbedingt schlauer. Doch das Diablerets-Massiv bietet grossartige Wandermöglichkeiten, um die unberührte alpine Flora zu entdecken. Und manchmal ist es auch schön, mit der Seilbahn wieder ins Tal zu fahren.

Erholung: Das Grand Chalet des Bovets, etwas abseits der Station Les Diablerets, bietet einen beeindruckenden Kontrast zur Moderne: Seine Balken und kunstvoll gearbeiteten Balkone stammen aus dem Jahr 1880. Von der Südterrasse hat man einen unvergleichlichen Blick auf den Gletscher und die friedlichen Kühe. Gäste haben die Qual der Wahl zwischen der Chaletsuppe und dem Lammragout an eingelegter Zitrone. (Zimmer ab 170.-, https://www.hoteldupillon.ch)

Glacier 3000, je nach Wetterbedingungen ganzjährig geöffnet, 85.- Hin- und Rückfahrt für Erwachsene, https://www.glacier3000.ch

4. Der Jetsettige: Morteratschgletscher

Wow-Effekt: Der berühmte Morteratschgletscher, Symbol für Graubünden, wird meist mit einem Glas Wein in der Hand aus dem grandiosen Panoramazug Bernina Express (https://tickets.rhb.ch/) in der Kurve von Montebello, nahe Pontresina, betrachtet. Es ist eine spektakuläre und auch komfortable Option. Wer es abenteuerlicher mag, kann mit solidem Wanderschuhwerk ausgerüstet den auf 3000 Metern gelegenen Glacier Experience Trail erkunden, einen markierten Rundweg, der an der Berghütte Diavolezza beginnt und endet. Das dort oben gelegene Gletscherbecken ist aber nicht wie erwartet in Weiss-Blau getaucht: Der Piz Bernina (4048 Meter), an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, überragt eine Landschaft aus Grau und Anthrazit. Wo also sind die Seracs? Den nahen Persgletscher laufen Neugierige in knapp zwei Stunden auf dem Moränenkamm ab, wo sich fünf Informationspunkte befinden. Dort entdecken sie sowohl die Hochgebirgsflora als auch die Realität der bedrohten Gletscherwelt.

Lehrreiches: In schlechten Jahren kann der grösste Gletscher der Bernina-Kette bis zu 40 Meter an Länge verlieren. Um mehr darüber zu erfahren, bietet das Informationszentrum Diavolezza an der Talstation des Bahnhofs eine interaktive Ausstellung mit einer beeindruckenden Modellierung der Entwicklung des Gletschers im Laufe der vergangen aber auch zukünftigen Jahrhunderte. Besucher erfahren ebenfalls von dem Pilotprojekt des Glaziologen Felix Keller. Er versucht, den Rückgang des Eises zu verlangsamen, indem er mit Schmelzwasser künstlichen Schnee herstellt, um das Eis zu bedecken und zu schützen.

Erholung: In luftiger Höhe bietet die Berghütte Diavolezza von ihrer Terrasse, wie auch vom Whirlpool aus eine spektakuläre Aussicht auf die Gletscher – regionale Gerichten dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Im Tourismusbüro gibt es Barbecue-Packages (Magical Fire, 90.- für zwei Personen) zu kaufen, um auf der Sass Queder, der höchstgelegenen Gourmet-Location Europas (auf 3066 Meter), ein Feuer zu entfachen. Wer lieber ein Glas Champagner geniesst, wählt eines der Restaurants im schicken Pontresina oder direkt im 8 Kilometer entfernten St. Moritz. Der Michelin-Führer listet ganze 28 Adressen in der Region! Das La Padella zum Beispiel bietet eine raffinierte regionale Küche mit vielen flambierten Gerichten. www.hoteldonatz.ch/

Morteratschgletscher, erreichbar von Pontresina, Engadin www.corvatsch-diavolezza.ch/en/mountains/diavolezza

5. Der Einfachste: Saas-Fee-Gletscher

Wow-Effekt: Die Metro Alpin bringt Besucher zur Station Mittelallalin. Hier lässt das Drehrestaurant auf 3500 Metern Höhe die Gipfel in Zeitlupe vorbeiziehen. In einer Stunde hat man ausreichend Zeit, um die Bergriesen der Mischabelkette und Eiger, Mönch und Jungfrau sowie die Gletscherzungen in der Ferne zu bestaunen. Skifahrer können sich auf das nicht so ewige Weiss stürzen: Hier befindet sich nämlich einer der letzten Orte Europas, wo man im Sommer noch Skifahren kann. Wanderer starten von der Seilbahnstation Spielboden: Begleitet von einem Führer und mit Steigeisen an den Füssen geht es an Seracs und Gletscherspalten vorbei bis zum Hochplateau, dem Panoramaplatz (www.saasfeeguides.com). Erfahrung als Alpinist braucht es für die Schneewanderung nicht: Sie ist gut mit Seilen gesicherte und dauert 4 bis 5 Stunden. Und es lohnt sich: Den blauen Gletscher, der immer mehr in Grautönen erblasst, aus nächster Nähe zu sehen, ist einzigartig.

Lehrreiches: Durch einen kleinen Tunnel ist das Drehrestaurant Allalin mit der Eisgrotte verbunden. Der 1990 erbaute und vor acht Jahren renovierte Eispavillon bietet einen informativen Rundgang und erklärt das Phänomen der Lawinen und das Schrumpfen der Gletscher. Die für Familien konzipierte Eisgrotte ist mit fantasievollen Tierskulpturen und spektakulären Lichtinstallationen ausgeschmückt.

Erholung: Im Zentrum der Station Saas-Fee bietet das Hotel The Capra (https://www.capra.ch/), unter dem Zeichen der (sehr luxuriösen) Ziege, alpinen Chic mit Leder, rohem Stein und Kaminen. Die Küche der Brasserie 1809 setzt auf lokale Produkte und das äusserst schöne Spa ist auch für Tagesgäste zugänglich.

Saas-Fee-Gletscher, erreichbar von der Station, https://www.saas-fee.ch/