Für eine Master Class, die ich am Freitag, dem 10. November, in Daillens leiten werde (lesalondescotesdelorbe.ch), habe ich mehr als 20 Gamays aus dem kleinen, weniger als 200 Hektar grossen Anbaugebiet d’Origine Contrôlée des Côtes de l’Orbe verkostet. Nach einem Tiefpunkt in den 1970er-Jahren hat es sich einen guten Ruf für seine Rotweine erarbeitet.

«Der Verbraucher wollte ihn nicht mehr, dann interessierte er sich für das obere Preissegment, und nun kehrt er auch zum klassischen Gamay zurück», stellt Benjamin Morel, scheidender Präsident der AOC, fest. Im Château de Valeyres, einer Residenz eines Berner Landvogts, die sich seit drei Generationen im Besitz der Familie Morel befindet, ist er im Keller und im Büro tätig. Die Hälfte der 15 Hektar Weinberge wird von seinem Jugendfreund Benjamin Hostettler bewirtschaftet, der Rest von Winzerkollegen. Die beiden haben vor 20 Jahren die Produktreihe Confidentiel eingeführt, die neben einem Chardonnay, einem Merlot und einem Pinot Noir auch einen Gamay umfasst.

Als diese Zeilen geschrieben wurden, war der Jahrgang 2022 noch nicht in der Flasche. Also wurde der 2021er verkostet, der in der Zwischenzeit von der Jury des Grand Prix du Vin Suisse zusammen mit zwei anderen Waadtländern unter die sechs besten Gamays des Landes gewählt wurde. Dennoch ging der Gamay im zweitgrössten Weinbaukanton der Schweiz um 24 Prozent zurück: Zwischen 2010 und 2021 sank seine Anbaufläche von 428 auf 324 Hektar. Die rote Traube, die Jahr für Jahr aus denselben zwei Parzellen (aber mit unterschiedlichem Terroir) gewonnen wird, wird bei guter Reife geerntet – die Klimaerwärmung ist ein Schlüssel zur Renaissance der Côtes de l’Orbe. Dieser Wein reift ein Jahr lang im Barrique. Der Jahrgang 2021 hat Aromen von Vanille und Kokosnuss, mit einem schmeichelhaften Auftakt und einem schönen Nachgang mit balsamischen Noten, ohne trocken zu sein.

Gamay Confidentiel 2022, 23.30 Fr./75 cl, www.chateauvaleyres.ch