Mit Massagewerkzeugen soll die Wirksamkeit von Pflegeprodukten verbessert werden. Rollst du schon?
Er sieht aus wie eine Preziose aus der Schmuckschatulle: Zwei kleine Brillanten funkeln am Ende des Rollers, den wir uns nicht etwa als Brosche an die Bluse stecken. Stattdessen massiert er die Wangenknochen, streicht die Stirn glatt und wandert über die Augenbrauen. Der Badezimmerspiegel reflektiert die Bewegungen der Hand, die das Werkzeug über das ganze Gesicht führt – immer schön von innen nach aussen. Der Effekt des kleinen Schönmachers: Die Kälte des Metalls zieht die Poren zusammen und färbt die Wangen rosig, fast wie ein Eiswürfel auf der Haut. Wie von Zauberhand scheint der Massageroller ein mürrisches, schlaftrunkenes Gesicht in das makellose einer Geisha zu verwandeln. Magie? Mitnichten!
Lassen wir lieber die Wissenschaft sprechen, sie setzt auf Fakten statt auf den schönen Schein. Wobei der bei den kleinen Beauty-Tools eine wichtige Rolle spielt. Schon die traditionellen Massagegeräte, die aus Jade oder Rosenquarz geschliffen waren, versprachen einen aufgefrischten Teint. Die neuen Produkte legen technisch noch eine Schippe drauf. Die Kosmetikmarken überbieten sich derzeit gegenseitig in ihrem Erfindungsreichtum, um ebenso schöne wie gut durchdachte Objekte auf den Markt zu bringen, die oft aus Metall bestehen und angenehm in der Hand liegen.
Bei Guerlain ist der Roller mit kleinen Punkten versehen, um eine Tiefenwirkung zu erzielen. Clarins präsentiert für seine Linie Precious eine Version aus vergoldetem Metall, die an ein Herz erinnert, aber tatsächlich von der Form einer Hand inspiriert ist. Der gebogene Teil ahmt die Kante der Handfläche nach, um die Haut zu glätten. Die flache, kalte Oberfläche – quasi die Handinnenfläche – beruhigt und strafft die Gesichtszüge, während die tropfenförmige Spitze die Fingerspitze nachahmt. Durch leichten Druck mit ihr sollen Verspannungen an den Energiepunkten gelöst werden. Clarins-Produkte kamen schon immer mit einer Anwendungsanleitung daher, die die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe erhöhen soll. Mit diesem neuen Massageobjekt wird der Ansatz aber eindeutig perfektioniert. Andere grosse Namen der Schönheitsbranche erkunden auf ihre Weise neue Wege, die von den Praktiken in Kosmetikstudios inspiriert sind. Das von Sisley entwickelte Werkzeug bietet drei Optionen: eine glatte Seite, eine gezackte Seite und einen Griff, der sich umdrehen lässt, um die Augenkonturen zu entspannen. Chanel setzt auf eine schlichtere Inszenierung mit einem Designobjekt, das wie ein Schmuckstück daherkommt: Der dreieckige Aufsatz hilft, Falten zu mildern, während der quadratische Aufsatz die Gesichtszüge glättet und neu modelliert.
Metall statt Stein
Aber was bringen diese Neuerungen, was der Jadestein nicht konnte? Natürlich entspannt die Wirkung der Massage die Gesichtszüge. Aber nicht nur das. Wissenschaftliche Berater von Kosmetikmarken versichern, dass Cremes und Seren besser aufgenommen werden, wenn die Haut anschliessend massiert und mit wiederholten Bewegungen gezielt stimuliert wird. Warum Metall Stein ersetzt: Die Kühle des Materials trägt ebenfalls dazu bei, die Haut zu straffen und den Teint zum Strahlen zu bringen. Der Finger, der einfach in einen Cremetiegel getaucht wird, ist tempi passati.
Die Ursprünge dieser Technik namens Gua sha (gua für «kratzen» und sha für «rote Stelle») gehen bis ins siebte Jahrhundert zurück. In China «vertrieben» Ärzte Krankheiten aus dem Körper, indem sie die Patienten mit einem speziellen Instrument massierten. Auch Bauern, die aufgrund der harten Arbeit auf dem Feld kollabierten, sollen mittels Gua sha wiederbelebt worden sein.
Die heutigen Accessoires sind von dieser uralten Tradition inspiriert, in einer Miniaturversion für das Gesicht. Die Schönheitsroutine findet immer mehr Anklang im Alltag. Wird mittels «self-care», also Pflege, die man sich selbst angedeihen lässt, doch Stress vermindert – vor allem jener, den man sich am frühen Morgen oft selbst auferlegt. Etwas länger im Badezimmer zu verweilen, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen: um sich im Spiegel zu begrüssen und dann mit einem strahlenden Gesicht aus diesem Kokon zu treten. Und wenn sich dieser Moment für sich selbst als erholsam erweist, gönnen Sie ihn sich am Ende des Tages noch einmal: dieses Mal mit der Nachtcreme.