Mit allen Wassern gewaschen? Von wegen! Beim Meisterparfümeur aus Lausanne kommen nur feine Düfte ins Fläschchen.

Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben: Wie ein Kind, das nach Hause kommt. Nur dass Thierry Wasser inzwischen 61 Jahre alt ist – und Meisterparfümeur bei Guerlain.

Von Paris aus ist er nach Genf gereist, um im Globus den ersten Flagship-Store der Schweiz zu lancieren. Nachdem Wasser die Parfümerieschule von Givaudan absolvierte hatte, nahm die Karriere des Lausanners rasant Fahrt auf: erst New York, dann Paris. 2008 wurde er der erste Guerlain-Parfümeur, der nicht den Namen des Gründers trug.

Die Nase, die unter anderem La petite Robe noire (2012) entwickelt hat, zeichnet auch für die neuen Düfte der Kollektion L’Art et la Matière verantwortlich. Die exklusiven Eaux de Parfum sind jeweils einem Inhaltsstoff der Parfümerie gewidmet. Gerade wurden sie um drei Variationen mit Holzaroma erweitert: Oud Nude, Cherry Oud und Oud Khôl. In der Parfümerie beginnt fast alles mit einem Rohstoff, einer Erinnerung oder einer Reise. Thierry Wasser verrät uns, was ihn inspiriert.

Welcher Inhaltsstoff verkörpert für Sie den Geist von Guerlain?

Vanille ist wie eine Droge für alle Generationen von Guerlain-Parfümeuren: Aimé begann mit Jicky, Jacques folgte mit Shalimar und wir machen jetzt weiter.

Was erwarten Sie heute von einem neuen Parfum?

Ich möchte mich Gewürzen auf eine neue, völlig geschlechtsneutrale Art und Weise nähern. Ich denke dabei an Chili, wie im Parfum Mitsouko.

Welches Eindrücke sind Ihnen von Ihren Jahren in der Schweiz, in Chamby oberhalb von Montreux, geblieben?

Die Aussicht von der Montreux-Oberland-Bahn, mit der ich jeden Tag zur Schule gefahren bin. Ich war mit Bauernkindern befreundet und erinnere mich noch genau an den Geruch im Melkstand und an die Jodtinktur, mit der die Euter der Kühe eingerieben wurden. Ich war damals schon fasziniert von der Botanik und besass ein Buch von Delachaux und Niestlé über die Alpenflora (Foto)

Wo finden Sie in paris Zuflucht?

Das palasthotel George V. (Foto) fühlt sich an wie eine eigene Welt, wie eine Oase. Manchmal nehme ich mir dort sogar ein Zimmer übers Wochenende.

Bei welcher Delikatesse können Sie nicht widerstehen?

Im „Tivoli“ in Châtel-Saint-Denis gibt es das beste Moitié-Moitié-Fondue der Welt. Und zu einem Glas Waadtländer Weisswein, dem Dézaley Chemin de Fer aus dem Hause Massy, kann ich nicht Nein sagen.

Etwas, was Sie immer bei sich tragen?

Eine Phiole mit Habit rouge de Guerlain (Foto) – ich trage den Duft, seit ich 13 Jahre alt bin.

Wohin geht Ihre Traumreise?

Nach Polynesien! Tahiti (Foto) ist ein Traum von mir, wegen Brel, wegen Gauguin…