Das in New York entstandene Love-Armband, ein ikonisches Stück des Hauses Cartier, feiert die Liebe und erfindet sich auf gewagte Weise neu.

Schlicht und Subtil. Seit 1969 ist dieses Armband ein funkelndes Zeugnis der Liebe. Kein anderes Schmuckstück verkörpert dieses warme Gefühl zwischen zwei Menschen so klar. Love von Cartier ist nicht nur ein Armband, sondern eine Liebeserklärung. Mit seinem puristischen Design, seinen funktionalen Schrauben – mit denen sich das Armband mit dem mitgelieferten Schraubendreher öffnen und schliessen lässt – und seiner Unisex-Optik ist es eine der ikonischsten Kreationen des Hauses Cartier. Eine Ikone, die im Laufe der Jahre zwar zahlreiche Variationen erfahren hat – in der Breite, durch das Hinzufügen von Diamanten auf den Schrauben –, aber die zum Jahresende eine Revolution erlebt. Voilà: Love Unlimited!

Bislang war das Armband in seiner ovalen Form starr, nun wird es dank der zahlreichen godronierten Glieder, die nach wie vor mit den charakteristischen Schrauben versehen sind, zu einer zweiten Haut. Eine neue Art, die Liebe zu feiern: Jedes Armband kann mit einem – oder mehreren! – anderen verbunden werden. Ein Paradigmenwechsel: Während das ursprüngliche Armband im wörtlichen und im übertragenen Sinne eine Beziehung besiegelte, indem es mit einem kräftigen Dreh des Schraubendrehers am Handgelenk des Partners befestigt wurde, lässt sich diese neue Variante ohne Hilfe einer anderen Person leicht öffnen und schliessen.

Ein disruptiver Ansatz, dennoch bleibt Love der ursprünglichen Idee, die aus der Zusammenarbeit zwischen den Cartier-Ateliers in New York und dem Designer Aldo Cipullo hervorgegangen ist, treu. «Aldo Cipullo hatte eine sehr verspielte Vision von Schmuck und wünschte sich, Schmuck von seinem allzu steifen Image zu befreien», erinnert sich Pierre Rainero, Direktor für Stil, Erbe und Image bei Cartier. «Ein Love-Armband berührt das Wesentliche des Schmucks. Schmuck steht für Kostbarkeit, und Kostbarkeit steht für die Fähigkeit, ein starkes Symbol zu vermitteln.»

Ein scheinbares Paradoxon? 1969, als Woodstock in Bethel im Bundesstaat New York in vollem Gange ist und die freie Liebe zelebriert wird, entwirft der aus Neapel stammende Designer ein Objekt, das quasi eine Liebesbeziehung besiegelt. «Dieses Armband steht für etwas sehr Verbindliches. Dass die Investition in eine Beziehung trotz dieser scheinbar neu gewonnenen Freiheit wichtig ist.» 

Schnell wird Love zum Gegenstand einer symbolträchtigen Werbung, die eine Männerhand und eine Frauenhand mit jeweils einem Armband zeigt (siehe Fotos oben). Auch hier war die Methode – Anzeigen in den grossen New Yorker Tageszeitungen zu schalten – revolutionär und traf ins Schwarze. «Da das Armband, zumindest in seinen ersten Versionen, nicht mit Diamanten besetzt war, war es preisgünstiger als Stücke mit Edelsteinen. Es ermöglichte also einer neuen Personengruppe den Zugang zu Schmuck», fährt Rainero fort. «Übrigens gibt es zahlreiche Briefe aus dem frühen 20. Jahrhundert, in denen die Brüder Cartier ihre grosse Angst zum Ausdruck bringen, ausschliesslich als extrem exklusive Juweliere wahrgenommen zu werden, deren Kundschaft nur aus Aristokraten oder Königen und Königinnen besteht.»


Einige Jahre wurde das Armband trotz seines grossen Erfolgs nur in den USA verkauft – was neidische Europäer dazu zwang, den Atlantik zu überqueren, wenn sie sich eines kaufen wollten. Zu den Paaren, die ihre Liebe mit einem Love-Armband verewigten, gehörten Persönlichkeiten wie Richard Burton und Elizabeth Taylor oder Aristokraten wie der Herzog und die Herzogin von Windsor. Zweifellos trugen  auch sie dazu bei, eine Legende zu schaffen …

Unisex-Bijou

Mit seinem schlichten und gewagten Design galt das Armband Love von Anfang an als Unisex-Schmuckstück, im Gegensatz zu vielen anderen Preziosen und Haute-Joaillerie-Kreationen, die bis dahin auf dem Markt waren. «Das war damals wahrscheinlich wenig bekannt, aber bei Cartier dennoch tief verwurzelt: Der Trinity-Ring aus dem Jahr 1924 war bereits ein Schmuckstück, das sowohl für Männer als auch für Frauen bestimmt war. Noch früher wurde die Armbanduhr von Anfang an für beide Geschlechter entworfen. Bei Cartier sagte man schon damals, dass gutes Design geschlechtsneutral ist», erinnert sich Pierre Rainero.