Die portugiesische Künstlerin steht für einen überschwänglichen Feminismus, der auf Sorbetfarbene Möbel überschwappt.
Auf den Lidern Blau, auf den Lippen Orange. Das Make-up der portugiesischen Polyform-Künstlerin Joana Vasconcelos ist genauso bunt wie ihre Entwürfe. Am Salone del Mobile präsentierte sie in Mailand eine schelmische Kollektion an Gartenmöbeln. Dazu war der Showroom von Roche Bobois von einer riesigen Walküre (Foto) eingenommen, eine jener Textilinstallationen (40 Meter lang und 8 Meter hoch), mit denen die Künstlerin ihre feministische Botschaft verknüpft: «Ich beziehe mich auf die Kriegsgöttinnen aus der norwegischen Mythologie: mächtig, aber immer bereit, zusammenzuarbeiten.» Dieses Frühjahr installierte sie ausserdem einen Lebensbaum mit 110 000 handgewebten Blättern in der Sainte-Chapelle de Vincennes vor den Toren von Paris. Was für eine Energie!
Walküre
Sie tragen eine Einkaufstasche – waren Sie in der Modemetropole shoppen?
Ja, ich habe ein Paar blaue Sneakers von Balmain gekauft (Foto). Mode gehört zu meinem künstlerischen Verständnis. Seit 25 Jahren lasse ich mir für jede Vernissage ein Kleid von portugiesischen Designern wie Filipe Faisca oder Alexandra Moura anfertigen. Meine Kollektion wurde übrigens in meiner Heimat Lissabon im Museum für Mode und Design ausgestellt.
Ihre Installationen sind oft aus Textilien, beherrschen Sie das Handwerk?
Ich kann alles selbst! Von meiner Grossmutter habe ich Stricken (Foto), Häkeln, Makramee usw. gelernt. In meinem Atelier sind wir 57 Personen, es ist wie ein Haute-Couture-Haus! Ich entwerfe die Installationen immer vor Ort, dann werden sie bei uns von Hand gefertigt und auf eine aufblasbare Struktur montiert.
Sie entwerfen auch Möbel.
Die Outdoor-Kollektion BomBom (Foto) habe ich für die französische Marke Roche Bobois entworfen, deren Lebensfreude mir gefällt. Ich habe gerade einen sehr poppigen Tisch für meine 11-jährige Tochter gekauft.
Sind die Pastellfarben inspiriert von Marshmallows?
Seltsamerweise dachte ich überhaupt nicht an Süssigkeiten. Die Farbpalette und die sanften Kurven sind von einem Sonnenuntergang in Lissabon (Foto) inspiriert. Es ist die einzige Hauptstadt Europas mit einem Strand, das Licht ist einzigartig.
Was ist Ihre Lieblingsfarbe?
Orange (Foto), weil es so vibrierend ist.
Ihr Lieblingsrestaurant?
Ich liebe das Casa de Cha da Boa Nova (Foto) im Norden Portugals. Der Sternekoch Rui Paula ist grossartig. Das Restaurant scheint aus den Felsen am Meer herausgewachsen zu sein. Es ist ein Meisterwerk des Architekten Siza Vieira, einem Pritzker-Preisträger.
