Im Frühling wird unsere Haut auf Diät gesetzt: Kleine Produkte, grosse Wirkung!
Fertig! Es kam der Tag, an dem sie genug hatte: von den roten Flecken im Gesicht, der schuppigen Haut, aber auch von den zahllosen Produkten, die trotz vollmundiger Versprechungen nichts brachten. «Ich versuchte, die Flecken mit Make-up zu überdecken, aber das machte es nur noch schlimmer. Irgendwann war ich völlig verzweifelt und hatte keine Hoffnung mehr», erinnert sich Alexia Blas aus Genf.
Vor drei Jahren beeinträchtigte ein massives Ekzem nicht nur ihre Haut, sondern auch ihr soziales Leben. «Mir war klar, dass sich etwas verändern musste.» Da Blas bereits bei einem Luxuskosmetikunternehmen in der Schweiz gearbeitet hatte, beschloss sie, ihr Fachwissen zu nutzen und eine eigene Produktlinie zu entwickeln. Auf natürlicher Basis, für all jene, die sich von den gängigen Hautpflegemarken nicht abgeholt fühlen. «Mit Kure möchte ich den Menschen helfen, Zeit zu sparen und ihre Haut zu schonen, indem ich ihnen eine minimalistische Produktpalette anbiete», so die Jungunternehmerin. Ihr 2022 lancierter Brand greift genau jenen Trend auf, auf den immer mehr Menschen setzen: Skinimalism.
Gut und günstig
Ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit schaffte es Skinimalism – der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern für Haut und Minimalismus zusammen – dank des Pinterest-Trendreports aus dem Jahre 2021. Er gilt als Kompass für das, was kommt. «Es geht darum, ein paar Schritte zurückzutreten, die Kraft von Multitasking-Produkten zu nutzen und sich letztlich für eine nachhaltigere (und oft auch günstigere) Beauty-Routine zu entscheiden», schreibt die britische «Vogue» über die Wende in der Hautpflege, die nicht zuletzt durch die zunehmende Rückbesinnung auf das Wesentliche während der Pandemie befeuert wurde.
Im Gegensatz zur lange gehypten, in Korea ausgetüftelten Ten-Step-Skincare-Routine, bei welcher Dutzende von Produkten verwendet werden, geht es beim Skinimalism vor allem um eins: Reduktion. Der Fokus liegt auf den Schritten reinigen, pflegen, schützen. Was es dazu braucht? Effiziente Produkte mit multifunktionalen Formeln. Soll heissen: kleine Alleskönner mit grosser Wirkung. Im Idealfall funktionieren sie für alle Hauttypen. Bekannte Beispiele für solche Allrounder: das Estée Lauder Advanced Night Repair Serum, das Double Serum von Clarins, die Crème de la Mer von La Mer, Ultimune von Shiseido, The Cream von Augustinus Bader, One Essential von Dior oder das Kiehl’s Midnight Recovery Serum. Seit Januar reiht sich auch Mac Cosmetics mit der universellen Hautpflegeserie Hyper Real in den Reigen ein.
Hilfreich bei der Suche nach dem optimalen Produkt ist neben einer ehrlichen Selbstbeurteilung (geht es um den schönen Schein oder fühlt sich die Haut wirklich gut damit?) auch eine konsequente Anwendung. Getreu dem Motto: «Never Change a Winning Team.» Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt sich insbesondere bei empfindlicher Haut eine vorgängige Beratung durch Profis.
Nach Einschätzung von Fachleuten haben das gestiegene Bedürfnis nach umweltfreundlichen Beauty-Produkten wie auch die Zunahme von Hautproblemen das Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten am Skinimalism geweckt: Laut diversen Studien ist mittlerweile jede vierte Frau zwischen 25 und 45 Jahren von Spätakne betroffen, zwischen zwei und zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter Neurodermitis und rund zwei Drittel aller Menschen in den Industrienationen bezeichnen ihre Haut als sensibel – Tendenz steigend.
Kalifornische Vorreiterin
Eine von ihnen ist April Gargiulo aus dem kalifornischen Napa Valley, die – ähnlich wie Blas – lange unter unreiner und irritierter Haut litt. Sie nahm die Sache ebenfalls selbst in die Hand und gründete 2014 den Beauty-Brand Vintner’s Daughter. Das Bemerkenswerte: Er umfasst gerade einmal zwei Produkte. Dabei handelt es sich um hochwirksame Pflegen mit natürlichen Inhaltsstoffen für alle Hauttypen, Altersgruppen und Geschlechter. Mit ihrer ungewöhnlichen Strategie war Gargiulo eine Vorreiterin in Sachen Hautminimalismus. Die guten Resultate sprechen für sich und zeigen einmal mehr, dass Qualität eben doch vor Quantität steht. Gestern wie heute.