Auch im Badezimmer wird der sparsame Umgang mit Wasser immer wichtiger. Kluges Design nimmt sich den Herausforderungen an und schafft eine neue Ästhetik.
Am diesjährigen Salone di Mobile, dem wichtigsten Treffpunkt des internationalen Who’s who der Designszene, zeigte Elena Salmistraro eine Installation zum Thema Regeneration durch Wasser. Die Mailänder Designerin entwarf einen Brunnen mit sieben Schlangenköpfen (siehe kleines Bild links). Er war eine Anspielung an die Verbindung von Wasser – oder «Hydor», wie die alten Griechen das Lebenselixier nannten, – und dem Wesen Hydra aus der Mythologie. Herkules musste sich dem unsterblichen Seeungeheuer stellen, dessen zahl- reiche Köpfe immer wieder nachwuchsen, nachdem der griechische Heros sie abgeschlagen hatte. Für die junge Designerin verkörperte das Ungeheuer auf lebendige und spielerische Art und Weise die Wiedergeburt und Quelle des Lebens. «Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Es findet ein Wandel von Gewohnheiten, Lebensstilen und Verhaltensweisen statt», erklärte sie. «Unser Planet kann nicht länger warten.» Ihr Werk aus ausschliesslich recycelten Materialien bestand aus neuen Wasserhähnen mit Sprachsteuerung, die das Wasser aus den Schlangenmäulern verteilten. Auch wenn die Installation schön anzusehen war, so warf sie vor allem ein Schlaglicht auf eine der grössten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: den Wasserverbrauch zu verringern.
Auch unser Bad rückt ins Zentrum dieser Überlegung. Das Badezimmer ist immer mehr zu einem Ort des Wohlbefindens, der Entspannung und sogar der Meditation geworden. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich unser Verhältnis zur Hygiene grundlegend weiterentwickelt. Um die Vorzüge von Wasser wussten schon die alten Griechen und Römer. Fliessendes Wasser in Privathaushalten gibt es jedoch erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs, und erst in den letzten Jahrzehnten zogen Regenduschen, private Hammams und Jacuzzis ein – die alle enorm viel Wasser verschlingen. Unser Wasserbedarf wird immer grösser, der Verbrauch hat sich in den vergangenen 30 Jahren gar verdoppelt. Die Herausforderung ist also: Wie reduzieren wir den Verbrauch ohne Komfort einzubüssen?
Das Unternehmen Guglielmi, Auftraggeber des Kunst- und Umweltprojekts von Elena Salmistraro, ist ein Pionier in Sachen Haustechnik und Integration von Smart Technology bei Armaturen. Der Hersteller bietet eine App an, die den Wasserfluss remote oder per Sprachsteuerung kontrolliert – ausgesprochen praktisch, wenn man zum Beispiel schmutzige Hände hat oder keine Hand frei. Die App zeigt auch den eigenen Verbrauch hinsichtlich Menge und Kosten an, stellt die zu verwendende Wassermenge individuell ein und reguliert die Wassertemperatur. Eine weitere Initiative von Guglielmi zielt auf das Trinkwasser ab: Aus den innovativen Wasserhähnen PURA fliesst gefiltertes kaltes, heisses oder kohlensäurehaltiges Wasser, um so den Kauf von PET-Flaschen zu vermeiden.
Technologie im Dienste der Nachhaltigkeit
Der intelligente Verbrauch von Wasser betrifft alle Hersteller, von den Küchenverkäufern bis hin zu den Produzenten von Sanitärinstallationen. Damit die Badezimmer Neuheiten anbieten können und gleichzeitig der Verbrauch reduziert wird, kommt die Wunderwaffe Technologie zum Einsatz. Geberit präsentiert etwa mit seinem AquaClean-Dusch-WC inklusive patentierter WhirlSpray-Technologie einen pulsierenden Wasserstrahl mit dynamischer Luftbeimischung, fünf verschiedenen Intensitätsstufen und einstellbarer Temperatur – für eine angenehme Intimhygiene. Ein spezieller Sensor verhindert die versehentliche Aktivierung des Duschstrahls. Die Gruppe Hansgrohe, Hersteller von Armaturen, zu der auch die designorientierte Marke Axor gehört, schliesst sich dem Trend an: Sie ist dabei, das Badezimmer mit einem um 90 Prozent reduzierten Wasserverbrauch zu optimieren. «Bis 2030 soll unser Produktportfolio ausschliesslich aus wasser- und energiesparenden Technologien bestehen. Zukünftig werden sie in jede energieeffiziente Renovierung und jeden Neubau integriert», bestätigt Hans Juergen Kalmbach, Verwaltungsratspräsident der Gruppe.
Die Wasserrevolution wird jedoch nicht ohne eine gravierende Änderung unserer Gewohnheiten und ein neu konzipiertes Badezimmer funktionieren. Laut Hansgrohe müsste dazu die Hygiene vom Wellness-Aspekt getrennt werden. Dafür arbeitet die technische Abteilung eng mit externen Designern als Teil eines interdisziplinären Teams zusammen. Das Ziel? Das Badezimmer komplett neu zu denken und dabei auf all unsere Bedürfnisse bezüglich Hygiene und Wohlbefinden einzugehen – in Übereinstimmung mit der Maxime des deutschen Unternehmens «In Touch with Our Planet».
Die Produktpalette wird erweitert
Auch wenn das Bad immer noch ein ritueller Ort ist – den wir als Erstes nach dem Aufstehen und als Letztes vor dem Schlafengehen aufsuchen –, gab es in den vergangenen 20 Jahren erstaunliche Entwicklungen. Das historische Schweizer Unternehmen Laufen, das ursprünglich auf Keramik spezialisiert war, hat seine Produktpalette sukzessive auf den gesamten Sanitärbereich ausgeweitet. Genau wie Hansgrohe sucht Laufen kontinuierlich nach originellen Lösungen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs und zur Wärmeerhaltung im Badezimmer – ebenfalls mithilfe von Design, Material und Technologie. Die Wasserhähne von Laufen besitzen alle die Funktion Eco+, die den Warmwasserfluss reduziert und so Energie spart. Sie verfügen auch über einen Mischer, der das Wasser mit Luft anreichert und so die verwendete Menge an Wasser reduziert. Einsparungen ja – aber nicht in Sachen Erlebnis.
Bislang geschehen die meisten Innovationen im Bereich Armaturen. Die Herausforderung für die Hersteller besteht nun darin, noch mehr neue Ansätze und zukunftsweisende Konzepte für die natürlichen Ressourcen zu entwickeln. Unser Verhältnis zum Wasser – mehr denn je wird es sich im Design unseres Bad widerspiegeln.