Nach zwei Jahren Masketragen hat sich unser Beauty-Fokus verschoben. Jetzt heisst es mehr denn je: Alle Augen auf die Brauen!

Wann genau sind sie eigenlich in den Beauty-Fokus gerückt, quasi zum «It Piece» unseres Gesichts avanciert? Spätestens seit das damalige Newcomer-Model Cara Delevingne vor zehn Jahren zur Muse von Karl Lagerfeld und zum «Gesicht des Jahres» von Chanel erkoren worden war, blickte die gesamte Mode- und Beautywelt auf ihr Markenzeichen: volle, ja geradezu buschige Augenbrauen. Ein absoluter Hingucker, galten bis Ende der 90er-Jahre doch ultradünn gezupfte Brauen als das gängige Schönheitsideal.


Tempi passati. «Meine Tochter geht morgens nicht aus dem Haus, ohne vorher ihre Brauen in Form gebracht zu haben», erzählt eine Kollegin, in deren Jugend schwarz umrandete Augen als das Nonplusultra in Sachen Coolness galten. Noch nie haben wir die Augenbrauen so sehr in unsere Beauty-Routine integriert wie heute. Die Pandemie hat diese Entwicklung noch befeuert. Dass Augenbrauen das Gesicht rahmen das gesamte Erscheinungsbild beeinflussen können, ist zwar hinlänglich bekannt. Aufgrund der Maskenpflicht verschob sich der Fokus aber noch einmal zusätzlich auf den Augenbereich.


«Brauen können den Eindruck, den Ihre Augen vermitteln, völlig verändern», bestätigt auch Michelle Fischer, National Make-up-Artist von Dior. Was mussten unsere Augenbrauen nicht alles mitmachen! Je nach aktuellem Trend wurden sie gekämmt, gebleicht, gefärbt, übermalt, mit Wachstumsserum gepimpt oder – Haargott, verzeih! – mit Hilfe von Pinzetten auf XS-Format gezupft. Was wiederum einen anderen Trend auf den Plan rief, um unschöne Lücken aufzufüllen: Microblading. Dabei werden mit feinen Klingen sogenannte «Blades» in die Haut geritzt und anschliessend mit Farbe aufgefüllt. Die semipermanenten Striche wirken wie echte Härchen.


«Natürliche, in Form gebürstete Brauen sind wieder sehr angesagt. Besonders gut dafür eignet sich die neu überarbeitete Clarins Lash & Brow Double Fix Mascara», sagt Trainingsmanager und Make-up-Artist David Hahmeyer von Clarins. Bei Chanels La Palette Sourcils werden die Brauen mit Wachs, Puder sowie vier Accessoires in Szene gesetzt. Das Maison Dior bietet mit dem Diorshow On Set Brow ein Gel zum Nachoben-Bürsten der Brauen. Für das Fixieren der gewünschten Form setzt auch Nars National Make-up-Artist Samantha Perez auf ein spezielles Gel, eine Mascara für die Brauen oder alternativ auf das sogenannte Brow Lifting, welches in Brow Bars oder im Kosmetiksalons durchgeführt wird. Von Do-it-yourself-Kits für Zuhause rät die Expertin ab. Ähnlich wie bei einer Dauerwelle werden beim Brow Lifting bzw. bei der Lamination die Brauen mit chemischen Produkten für mehrere Wochen in Form gebracht.


Womit wir wieder bei den 90er-Jahren wären, die auf vielen Laufstegen immer noch ein Revival feiern. Zurück ist nicht nur Mode der Dekade, hier und da waren tatsächlich – wie etwa bei Model Bella Hadid – wieder dünne Brauen auszumachen. Nicht so extrem wie in den 90-Jahren , aber ein klarer Gegenentwurf zu den aktuell mehrheitlich natürlich getragenen Brauen. Was durchaus Sinn macht, wird jeder Trend früher oder später doch durch einen Gegentrend abgelöst. «In Bezug auf Brauen herrscht das Motto: anything goes», sagt Jérôme Bastard von Armani Beauty. Einzig bei der Menge an Make-up rät er zu Zurückhaltung. «Stark deckende und dunkle Nuancen sollten vermieden werden, weil sie den Blick streng machen.» Das gelte insbesondere bei sehr schmal gezupften Brauen, die am besten mit einem multifunktionalen Produkt wie dem Eye & Brow Maestro nur leicht betont werden sollten. Mindestens so wichtig wie das Styling der Brauen sei auch ihre Pflege: «Eine Augenbraue ist sehr empfindlich und fällt schnell aus. Kratzen oder Reiben sollte vermieden werden», mahnt der Armani-Make-up-Artist. Sein Kollege Hahmeyer spricht sich aus demselben Grund für eine regelmässige Reinigung der Brauenbürsten und -pinsel aus.


Ob im hohen Bogen, bleistiftgerade, fluffy oder buschig: Um den perfekten Brauen-Style für sich zu finden, braucht es manchmal mehrere Anläufe. In jedem Fall – darin sind sich die Profis einig – macht es durchaus Sinn, nicht blind jeden Hype mitzumachen. Dann sind mit den richtigen Helferlein Wow-Brows garantiert.